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0099 - Die Lava-Falle

0099 - Die Lava-Falle

Titel: 0099 - Die Lava-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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willst du?« fragte Lizzy keuchend. Sie hielt mit der Sizilianerin Schritt, obwohl die Hitze drückend wie ein schweres, alles erstickendes Tuch über der Stadt lag.
    »Zu Sinclair, wohin sonst?« gab Elena zurück. »Er muß uns retten! Ich will nicht im Vulkan sterben!«
    Auch die beiden Männer erhoben keinen Einwand mehr. Sie ahnten, daß sie in höchster Lebensgefahr schwebten, obwohl sie sich das alles nicht erklären konnten. Keiner von ihnen war bisher mit übersinnlichen Erscheinungen, mit den Kräften der Hölle und mit Dämonen in Berührung gekommen.
    Sie alle jedoch fühlten, daß sie sich nicht lange gegen die lautlosen Befehle wehren konnten.
    Kommt zu mir! Kommt! Ihr seid in meiner Gewalt! schrie Pats Stimme in ihren Köpfen. Ihr könnt euch mir nicht widersetzen! Ihr müßt zu mir kommen und für immer Meinesgleichen werden! Kommt, Surtur wartet auf euch! Surtur braucht treue Diener! Ihr werdet seine Sklaven sein. Habt keine Angst vor dem Feuerberg! Es ist schön hier drinnen! Kommt zum Krater, ich werde euch erwarten!
    »Nein!« schrie Jean Lerouge gequält auf. Er hatte die geringste Widerstandskraft. »Ich kann nicht mehr!«
    Taumelnd wandte er sich um. Sein stierer Blick richtete sich auf den Ätna, der zwischen den alten, hohen Häusern der Innenstadt von Catania zu sehen war, in Dunst gehüllt, blau und scheinbar so harmlos. Dennoch stellte er eine tödliche Bedrohung dar.
    »Halt, Jean!« Frank Fairfax hatte selbst gegen den verderblichen Einfluß der Geisterstimme zu kämpfen. Dennoch fand er die Kraft, seinen Kameraden am Arm zu packen und zurückzureißen.
    »Laß mich, ich muß zu ihr«, keuchte Jean verzweifelt.
    »Komm zu dir!« Der Engländer schüttelte ihn hart an den Schultern. »Du darfst nicht zu Pat gehen! Es wäre dein Tod!«
    »Ich muß!« Jean riß sich los und wich einige Schritte zurück. In seinen Augen funkelte jetzt blanke Mordlust. »Ich bringe dich um, wenn du mich hinderst!«
    Doch Frank Fairfax ließ sich nicht einschüchtern. Er wußte, daß sein Freund verloren war, wenn er ihm nicht half.
    Ehe Jean etwas tun konnte, versetzte Frank ihm einen trockenen Haken. Jean war groggy. Er sträubte sich nicht mehr, als Frank ihn am Arm packte. Elena hakte sich auf der anderen Seite des Franzosen unter. Gemeinsam zerrten sie den Wankenden weiter.
    »Nur noch zwei Straßen!« rief Elena atemlos. »Dann haben wir es geschafft!«
    Die Stimme in ihren Gedanken wurde lauter und drängender. Pat merkte, daß sich ihre Opfer von ihr entfernten, anstatt sich ihr zu nähern.
    Ihr dürft nicht zu John Sinclair gehen, oder ich töte euch alle! kreischte sie haßerfüllt.
    »Laßt euch nicht irre machen!« Lizzy Brook schleppte sich die Straße entlang, als habe sie Bleigewichte an den Füßen. Das Kleid klebte ihr am Körper. »Da, ich sehe das Hotel!«
    Wankend, ächzend und torkelnd überquerten sie den Domplatz. Die wenigen Leute, die um diese Zeit in der Sonnenglut unterwegs waren, betrachteten mißbilligend die vier jungen Menschen. Sie glaubten, Betrunkene vor sich zu haben.
    Mit letzter Kraft erreichten Frank, Elena, Lizzy und Jean das Hotel und wankten in die Halle.
    »Zu Signor Sinclair, schnell!« rief Elena dem Angestellten hinter der Rezeption zu.
    Der Mann zog zwar irritiert die Augenbrauen hoch, gab jedoch Auskunft. »Signor Sinclair ist nicht da«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich weiß nicht, ob es angebracht ist, wenn Sie hier warten. Ich würde vorschlagen…«
    Elena hörte nicht weiter auf ihn. Es interessierte sie nicht, was der Mann von ihnen dachte.
    »Folgt mir!« rief sie ihren Begleitern zu und stolperte wieder aus dem Hotel auf den sonnendurchglühten Platz hinaus. Ein einziges Auto rollte am Dom vorbei. Unter der Marquise eines Cafés saßen zwei Touristen. Im spärlichen Schatten einer Hauswand lief ein Hund, klemmte den Schwanz ein und floh vor den vier Freunden.
    Elena glaubte, die Hitze in den alten, blankgetretenen Steinen knistern zu hören, als sie auf den weit offenstehenden Eingang des Doms zutorkelte. Frank Fairfax schleppte den jungen Franzosen, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Lizzy Brooks war zwar auch schon am Ende, schaffte es jedoch noch aus eigener Kraft.
    Die letzten Schritte wurden für die vier Freunde zur Qual.
    Abschaum der Menschheit! Verräter! Feiglinge! schrie die Geisterstimme in ihren Gedanken. Ihr werdet mir nicht entkommen! Ich hole euch! Ich hole euch alle! Keiner von euch entgeht Surtur! Surtur ist mächtig! Surtur

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