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0099 - Die Lava-Falle

0099 - Die Lava-Falle

Titel: 0099 - Die Lava-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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hinten und drückte ihre Hände. »Keine Angst, Mrs. Willard, wir helfen Ihnen«, redete ich auf sie ein. »Wir sind gleich wieder im Hotel!«
    Sie sah mich so verzweifelt an, daß es mir die Kehle zuschnürte. »Ich… ich habe Pat gesehen…« stammelte sie. »Ich… sie sah… schrecklich aus und… ich kann es nicht fassen… die Lava… ich sollte in die Lava…«
    »Mrs. Willard, beruhigen Sie sich«, sagte ich, weil mir nichts Besseres einfiel. Jetzt wünschte ich, Jane Collins wäre hier. Sie hätte bestimmt gewußt, wie sie die geschockte Mutter des ersten Vulkanopfers trösten konnte.
    Bill fuhr langsamer, als er die Außenbezirke von Catania erreichte. Ich erklärte Mrs. Willard die Zusammenhänge. Meiner Meinung nach war es immer noch am nützlichsten, wenn sie alles verstand. Um so geringer war die Gefahr, daß sie ein zweites Mal Surturs Lockungen erlag. Denn nicht ihre Tochter, sondern der Dämon des Feuers hatte sie gerufen.
    Bill fuhr durch eine fast ausgestorbene Stadt. Die Glut des frühen Nachmittags hielt die Menschen in ihren Häusern fest. Mir war es nur recht, da wir auf diese Weise schneller an unser Ziel gelangten.
    Vor dem Hotel angekommen, half ich Mrs. Willard ins Freie und führte sie in die Halle. Ich wollte mit ihr schon zu den Aufzügen gehen, als mich der Angestellte an der Rezeption anrief.
    »Vier junge Leute haben sich nach Ihnen erkundigt, Signor Sinclair«, sagte er und verzog dabei das Gesicht, als habe er sich soeben die Hände schmutzig gemacht. »Sie wankten in sehr desolatem Zustand zum Dom hinüber. Meines Wissens nach halten Sie sich noch immer in der Kirche auf.«
    Ich sah Bill an, doch der zuckte nur die Schultern. Er wußte auch nicht, wer das sein konnte. Ich übergab ihm Mrs. Willard und verließ das Hotel. Es hörte sich ganz so an, als würde jemand meine Hilfe brauchen.
    Da gab es für mich kein Zögern, auch wenn mir die Zeit auf den Nägeln brannte.
    Als ich den menschenleeren Platz überquerte, ertönte vom Ätna her dumpfes Grollen. Surtur ließ seine Stimme hören.
    Es war eine Drohung. Eine tödliche Drohung für uns alle.
    ***
    Außer mir interessierte sich noch jemand für die Leute im Dom. Zwei Wagen der Carabinieri stoppten vor dem Portal. Aus dem ersten stieg Capitano Alfieri. Er blickte mir erwartungsvoll entgegen.
    »Signor Sinclair!« Mit einem Kopfnicken deutete er auf den Dom. »Wissen Sie, was da drinnen vor sich geht? Wir sind alarmiert worden, weil sich angeblich vier Verrückte oder Betrunkene im Dom aufhalten.«
    »Ich weiß nicht, wer sie sind, aber sie haben sich im Hotel nach mir erkundigt«, antwortete ich.
    Daraufhin deutete er seinen Leuten an, sie sollten vor dem Gebäude warten. Wir schritten die Stufen hinauf und traten in das kühle Kirchenschiff.
    Die vier Fremden kamen sofort auf uns zu. Zwei Mädchen und zwei junge Männer.
    »Mein Name ist Sinclair«, stellte ich mich auf Italienisch vor. »Sie wollten mich sprechen?«
    Eine Frau Anfang Zwanzig mit der typisch blassen Haut der Nordländerin und dem typisch sonnenbrandgeröteten Gesicht der Touristen schob sich nach vorne.
    »Ich bin Lizzy Brook«, erklärte sie mit bebender Stimme.
    »Dann hat Ihr Vater uns nach Sizilien geschickt«, sagte ich lächelnd. »Freut mich! Sie brauchen meine Hilfe?«
    »Elena Fantucci!« Ein glutäugiges Mädchen stellte sich neben Lizzy Brook. »Signor Sinclair, vielleicht halten Sie uns für verrückt, aber wir haben eine Botschaft von Pat erhalten. Sie wollte uns zwingen, auf den Ätna zu kommen.«
    »Ich halte Sie gar nicht für verrückt«, erwiderte ich und erklärte den vier Urlaubern und dem Capitano, was Bill und ich mit Mrs. Willard erlebt hatten.
    »Surtur! Feuerdämon! Ich höre immer wieder Surtur!« Capitano Alfieri warf temperamentvoll die Arme hoch, dämpfte aber seine Stimme sofort, als er sich daran erinnerte, wo er sich befand. »Das ist doch finsterster Aberglaube!«
    »Aberglaube oder nicht«, konterte ich ruhig. »Signor Capitano, ich habe Pat Willard gesehen. Sie stand mitten im Lavasee und versuchte, ihre Mutter zu sich zu locken. Das war kein Aberglaube, das war eine Tatsache. Hätten wir nicht eingegriffen, müßten Sie Mrs. Willard ebenfalls auf die Liste der Vulkanopfer setzen.«
    Der Capitano zog es vor, sich nicht mit mir zu streiten, obwohl ich ihm deutlich ansah, daß er mir nicht glaubte. Das Erscheinen Surturs, des Vulkandämons, war ihm offenbar zuviel.
    »Was sollen wir jetzt machen?« fragte Frank Fairfax. »Wir

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