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0099 - Die Lava-Falle

0099 - Die Lava-Falle

Titel: 0099 - Die Lava-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Berges stieß in unregelmäßigen Abständen pechschwarze Wolken aus. Ein dumpfes Grollen war zu hören. Der Boden erbebte.
    »Der Vulkan bricht aus«, flüsterte Lizzy Brook schreckensbleich.
    »O nein«, sagte eine krächzende Stimme in ihrer Nähe. Sie wandten sich alle um. Eine uralte Frau stand neben ihren Tischen. »Der Berg ist wütend! Er ärgert sich über die Menschen.«
    Elena übersetzte ihren Freunden, was die alte Frau sagte. Zwar sprachen sie alle Italienisch, aber die Fremde benutzte ihren heimatlichen Dialekt.
    »Ihr seid Frevler!« Die alte Frau streckte ihnen anklagend den erhobenen Zeigefinger entgegen. »Ihr habt den Berg gereizt und die Geister geweckt! Kennt ihr die alten Sagen nicht? Ihr Verblendeten?«
    Noch während Elena die Beschuldigungen übersetzte, erschienen von allen Seiten alte Frauen und Männer. Entsetzt blickten die vier Freunde in die Runde. Sie konnten sich die feindselige Haltung der Leute nicht erklären. Wütende Rufe schwirrten ihnen entgegen. Fäuste wurden drohend geschüttelt. Vergeblich versuchte der Besitzer des Cafés, schlichtend einzugreifen. Immer näher rückte die Reihe der empörten Männer und Frauen.
    Manche schwangen ihre Stöcke durch die Luft. Die ersten Schläge sausten auf die herumstehenden leeren Tische und Stühle. Der Besitzer floh schimpfend in das Lokal und rief die Polizei.
    »Wir müssen verschwinden!« zischte Elena Fantucci ihren Freunden zu, die wie erstarrt dasaßen, unfähig, sich zu verteidigen oder etwas anderes zu tun.
    Die vier jungen Leute sprangen auf und flohen in das Lokal. Der Wirt deutete wortlos auf eine Tür im Hintergrund.
    Elena übernahm die Führung. Durch einen kurzen Gang gelangten sie auf einen Hof, dann in eine Nebenstraße. Von Ferne hörten sie bereits das durchdringende Heulen der Polizeisirenen.
    »Das war knapp!« Jean Lerouge blieb aufatmend stehen.
    »Die Leute sind verrückt geworden«, murmelte Frank Fairfax. Der junge Londoner schüttelte fassungslos den Kopf. »Die drehen durch!«
    Doch Elena Fantucci wehrte ab. »Es gibt tatsächlich alte Sagen«, erklärte sie. »Demnach wird der Feuerberg die ganze Insel verschlingen, wenn die Zeit gekommen ist!«
    »Finsterer Aberglaube«, schimpfte Lizzy Brook.
    Die Sizilianerin wurde sehr ernst. »Nehmt es nicht auf die leichte Schulter«, warnte sie. »Vielleicht ist an den alten Sagen nichts daran, aber die Leute hier glauben es wenigstens. Darum sind wir in Gefahr.«
    »Was sollen wir deiner Meinung nach machen?« erkundigte sich Jean ratlos. »Abreisen?«
    Die Polizeisirene erstarb in der Nähe mit einem dumpfen Brummen. Elena deutete auf den Wagen mit den zuckenden Blaulichtern. »Wir sollten uns an die Polizei wenden«, schlug sie vor. »Sie muß uns beschützen.«
    Doch damit stieß sie auf keine Gegenliebe bei ihren Begleitern.
    »Stundenlang in staubigen Büros herumsitzen und Fragen beantworten?« Frank schüttelte heftig den Kopf. »Kommt gar nicht in Frage!«
    Die beiden anderen waren seiner Meinung. Elena war überstimmt.
    Anstatt die Polizei um Hilfe zu bitten, zogen sie auf eigene Faust weiter durch Catania. Sie unterschätzten die Gefahr noch immer.
    Die tödliche Gefahr, von der sie alle bedroht waren.
    ***
    »Stop, Mrs. Willard!« brüllte ich aus Leibeskräften, während ich den Berghang hinaufraste. Ich rutschte auf dem scharfkantigen Lavageröll. Jeder Schritt wurde zur Qual.
    Mrs. Willard reagierte nicht auf meinen Zuruf. Sie schien auch keine Schwierigkeiten am Hang zu haben, obwohl er sehr steil war und sie hochhackige Schuhe trug.
    »Pat, Pat, mein Liebling!« rief sie noch einmal in einem Ton, der mir das Blut in den Adern erstarren ließ.
    Entweder war sie nicht mehr ganz bei sich, oder sie stand unter einem schauerlichen fremden Einfluß.
    Eisiger Wind blies mir entgegen. Er heulte um den Vulkan und riß an meinen Kleidern. Nebel kam auf und behinderte mich. Ich konnte die schwarze Gestalt kaum noch erkennen, obwohl sie höchstens zwei Dutzend Schritte vor mir war.
    Das ging nicht mit rechten Dingen zu. Ich griff an meinen Hals und zog an der Silberkette, an der mein geweihtes Kreuz hing. Es zeigte die Symbole der vier Erzengel und war meine stärkste Waffe gegen die höllischen Mächte.
    Kaum baumelte das Kreuz frei auf meiner Brust, als sich der Nebel wieder verzog. Das heißt, er ließ eine schmale Gasse zwischen mir und Mrs. Willard frei.
    Die Frau erklomm soeben einen letzten steilen Wall. Sie kletterte mit Händen und Füßen. Ihre

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