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0099 - Hexennacht

0099 - Hexennacht

Titel: 0099 - Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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hatten.
    »Schau hinaus«, befahl Zamorra, »und sage mir, wie ich fahren muß.«
    Als Antwort hörte er ein diabolisches Kichern.
    Die Hexe griente ihn hämisch an mit ihrem hohlen Maul. Zamorra nahm sich vor, in seinem Bericht über diesen Fall nicht zu vergessen, daß diesen Hexen von Boston nach Wunsch aus ihren hohlen Mäulern urplötzlich Vampirzähne wachsen konnten.
    Man lernt nie aus, dachte er. Die Zauberkräfte der Dämonen der Finsternis sind vielfältig und phantasiereich.
    Gleichzeitig aber überfiel ihn auch heftiges Mißtrauen. Belog sie ihn am Ende? Führte sie ihn in die Irre?
    »Sage mir, wo deine Schwestern sind«, verlangte er hart. »Und die drei Frauen…! Ich will es jetzt sofort von dir wissen.«
    Er lenkte nur mit einer Hand und hielt in der anderen das Amulett, das er hin- und herdrehte.
    Der Schein der Straßenlaterne fing sich darin. Die Hexe neben Zamorra stöhnte auf.
    »Ich will es nicht sehen…«
    Doch sie konnte wohl nicht anders: Das Amulett schien eine hypnotische Wirkung auf sie auszuüben. Wie gebannt sah sie es an.
    Zamorra schob das Schmuckstück zurück unter sein Hemd. Innerhalb weniger Sekunden nahm das kühle Metall wieder die Wärme seines Körpers an.
    Er fühlte von neuem die Kraftströmungen, die von diesem kleinen Anhänger aus ziseliertem Silber ausgingen.
    Ruhig hielt er das Steuer des Wagens. Als große Hinweisschilder auftauchten, informierte er sich.
    Sie befanden sich eine Meile von der Hauptzufahrt zum Palomar Montain State Park. Er erinnerte sich, daß dieser Park riesengroß war und eine unberührte Berglandschaft darstellte —- eine Sensation in so unmittelbarer Nähe der Millionenstadt Los Angeles.
    Er warf einen Seitenblick auf seine ›Beifahrerin‹ und bemerkte, daß sie den hohlen Mund weit geöffnet hatte und laut stöhnte.
    »Was ist los? Sind wir da? Oder hast du mich zu einem falschen Ziel geführt?« herrschte er sie an.
    »Wir sind da.« Mit geballten Knochenfäusten saß die Hexe auf dem Sitz neben ihm.
    Sie wandte ihm den Skelettschädel zu, auf dem spärlich Haar wuchs. Selten zuvor hatte Zamorra so wiederwärtige Wesen gesehen wie sie.
    Aber war er nicht gewöhnt, daß das Böse sich ihm in den scheußlichsten Körpern offenbarte?
    »Was haben deine Schwestern vor mit Nicole Duval, mit June Atkins?« fragte Zamorra.
    Die Antwort der Hexe war kaum zu verstehen, doch Zamorra begriff, was sie sagen wollte. Sie sprach von frischem, jungen Blut.
    Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt bei dem Gedanken. Wenn er nicht rechtzeitig kam, um sie zu retten, waren sie verloren.
    Niemand außer ihm, der das Amulett bei sich führte, konnte es mit der blutrünstigen Hexenschar aufnehmen!
    »Und was habt ihr mit Harriet vor?« fragte er. Er wollte es noch einmal von ihr hören. Sie hatte ihm ja auf diese Frage schon einmal geantwortet.
    »Sie stammt von Eve Livermore ab. Wir werden sie genauso töten, wie sie uns getötet hat…«
    »Sie?« fragte Zamorra scharf.
    »Eve Livermore, ihre Ahnfrau. Für uns ist Harriet Gilbert die Schuldige. Unsere Rache wird sie treffen, denn Eve Livermore ist im Laufe der zwei Jahrhunderte irgendwo verschwunden im Nichts, ausgelöscht in alle Ewigkeit. Aber Harriet Gilbert, die das Verräterblut in sich trägt, lebt noch.«
    Zamorra schwieg. Wo konnten die drei Frauen von den Hexen hingebracht worden sein?
    »Der schöne, weiße Körper wird an allen Hautstellen zerplatzen, wenn die Hitze des Feuers darüber kriecht«, ächzte die Hexe neben ihm. »Als sie mich an den Holzstoß banden, hab’ ich um Gnade gefleht. Und dann krochen die Flammen auf mich zu, immer höher und höher. Meine Kleider fingen Feuer. Ich schrie… ich schrie… ich höre mich noch jetzt schreien… und die Leute johlten.«
    Zamorra wußte, daß jeder Haß aus dem Haß anderer Menschen geboren wurde, daß es eine Kette ohne Ende war: Mord und Vergeltung, Mord und Vergeltung… Den Wunsch nach Hache würde man nie in einer gedemütigten, gequälten Seele auslöschen können.
    »Einmal muß Schluß damit sein«, sagte er leise. »Kehrt zurück in euer finsteres Reich. Ihr habt hundertfach Rache geübt — aber an Unschuldigen, die mit dem Massaker von Boston nichts zu tun hatten!«
    Er bekam keine Antwort.
    »Ich habe in Kirkley gehört, daß immer wieder auf der Schnellstraße Autofahrer aus unerklärlichen Gründen tödlich verunglückten. Diese sogenannten Unglücksfälle gehen doch auch auf euer Konto. Und wieviele Menschen ihr auf dem Filmgelände

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