Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
Vom Netzwerk:
der Weg zunächst den Damrak entlang, eine breite Straße, die genau gegenüber dem Bahnhof lag. Um dorthin zu gelangen, mussten wir aber erst das Chaos vor dem Bahnhofsgebäude durchqueren.
    Ich raffte meine Tasche auf und gab Larissa ein Zeichen. Mühsam begannen wir, uns einen Weg durch die Menschenmassen zu bahnen. Das war einfacher gesagt als getan. Die Passanten bewegten sich in zwei verschiedenen Richtungen: Die einen strömten vom und zum Bahnhof, die anderen quer dazu von und zu den Anlegestellen für die Touristenboote, die sich direkt gegenüber dem Bahnhofseingang befanden. Der Fußgängerstrom zwängte sich über eine Brücke, die durch die Bauarbeiten nochmals schmaler gemacht wurde, als sie ohnehin schon war. Einmal in der Menge, gab es kein Zurück mehr. Wir wurden mitgeschoben und konnten uns erst wieder aus dem Pulk lösen, als wir die andere Straßenseite erreicht hatten.
    Ich blickte mich um, ob der vorgebliche Antiquar Hammer vielleicht irgendwo zu entdecken war. Beim Aussteigen aus dem Zug hatten wir ihn nicht bemerkt, aber das musste nichts heißen. Wenn er uns folgen wollte, gab es kein besseres Versteck als diese Menschenmenge.
    »Wonach suchst du?«, frage Larissa.
    »Ich will mich überzeugen, ob wir auch nicht verfolgt werden«, erwiderte ich.
    »Wer sollte uns denn verfolgen? Es weiß doch niemand, dass wir hier sind.«
    »Und dein netter Herr Hammer?«, erwiderte ich in etwas schärferem Ton als geplant.
    »Pah, warum sollte der denn hinter uns her sein? Du leidest unter Verfolgungswahn. Oder siehst du ihn etwa irgendwo?«
    Sie hatte recht. Hammer war nirgendwo zu entdecken. Stattdessen fiel mir eine andere Gestalt auf der anderen Straßenseite auf: ein großer, hagerer Mann, auf dessen rechter Wange eine deutlich erkennbare Narbe prangte. Bei seinem Anblick verspürte ich ein leichtes Kribbeln im Bauch, wusste allerdings nicht, warum. Vielleicht war ich wirklich zu misstrauisch und der Mann war wahrscheinlich nur ein harmloser Passant.
    An der anderen Straßenseite zog sich eine der zahlreichen Grachten entlang, für die Amsterdam berühmt ist. Diese Wasserkanäle wurden einst zum bequemen An- und Abtransport von Waren zu den Kaufmanns- und Lagerhäusern angelegt und haben eine Gesamtlänge von fast hundert Kilometern. Die gesamte Innenstadt Amsterdams wird von ihnen durchzogen wie von einem engmaschigen Spinnennetz.
    »Wenn die Pole schmelzen«, sagte Larissa, während wir den Damrak entlang marschierten, »dann liegt all das hier unter Wasser.«
    Ich war etwas überrascht von diesem Themenwechsel.
    »Warum sollten die Pole schmelzen?«, fragte ich.
    »Hast du noch nie von der globalen Erwärmung gehört?«, erwiderte sie. »Die Atmosphäre heizt sich immer weiter auf. Dann fangen irgendwann die Eisberge am Nord- und Südpol an zu schmelzen. Und dann steigt überall an den Küsten das Wasser ein paar Meter höher. Das wird man hier besonders merken, weil ein großer Teil Hollands ja unter dem Meeresspiegel liegt.«
    »Aha«, nickte ich, unklar darüber, worauf sie hinauswollte.
    »Ich habe mir überlegt, was man da machen könnte«, fuhr sie fort. »Zum Beispiel könnte man alle Häuser auf hydraulische Stelzen setzen. Wenn dann das Wasser steigt, kann man sein Haus einfach höher pumpen, sodass es immer über der Wasseroberfläche bleiben.«
    »Und was ist mit den Straßen und Bürgersteigen?«, fragte ich.
    »Die müssten ebenfalls beweglich sein. Vielleicht in Form von schwimmenden Pontons, die mit dem Wasserspiegel steigen und fallen.«
    »Das hört sich ziemlich wackelig an«, sagte ich. »Und für Autos ist das auch nichts.«
    »Autos gibt es dann natürlich keine mehr. Stattdessen bewegt man sich in einer Hochbahn fort, die auch auf hydraulischen Stelzen steht. So ähnlich wie die Wuppertaler Schwebebahn.«
    Ich nickte stumm. Momentan war mir nicht danach, die Probleme eines überfluteten Amsterdam zu durchdenken.
    »Warst du schon einmal in einer so großen fremden Stadt?«, fragte ich Larissa, um das Thema zu wechseln.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin seit sechs Jahren nicht mehr in Ferien gefahren.«
    »Ich finde das total spannend hier«, sagte ich. »Sieh dir nur mal die Leute an. Als ob alle Völker der Welt an einem Ort versammelt wären. So was habe ich noch nie gesehen.«
    Ich war von den ersten Eindrücken überwältigt. Der Damrak war zwar nicht ganz so voll und laut wie der Bahnhofsvorplatz, aber er bot immer noch mehr Trubel als die belebteste Straße unserer

Weitere Kostenlose Bücher