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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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wenig an der Nase herum und tun so, als seien wir ganz normale Touristen.«
    Wir schlenderten quer über den Platz, zunächst zu Madame Tussauds und von dort weiter zu dem mächtigen Gebäude auf der anderen Seite des Dam. Ich zog meinen Reiseführer aus der Hosentasche. Nach einigem Blättern fand ich den richtigen Eintrag.
    »Das ist der Königliche Palast«, erklärte ich Larissa. »Er wurde vor über 350 Jahren auf 13.659 Holzstämmen errichtet.«
    »Das ist ja ein ganzer Wald«, erwiderte sie. »Und das alles für ein paar Könige und Königinnen. Was meinst du, ob die wohl gerade zu Besuch sind? Ich habe noch nie eine echte Königin gesehen.«
    »Hier steht, die Königsfamilie kommt nur im Winter her.«
    »Schade. Aber sie würden uns wohl sowieso nicht empfangen.«
    Ich steckte den Reiseführer wieder weg. Der Hagere war uns gefolgt, immer in sicherem Abstand, die Nase in sein Buch gesteckt. »Es wird Zeit, ihn endlich abzuhängen«, sagte ich. »Bist du bereit?«
    »Aber immer!«
    Vom Dam gingen mehrere Straßen ab. Eine davon war die Kalverstraat, Amsterdams Haupteinkaufsstraße und eine reine Fußgängerzone. Parallel zu ihr verlief eine weitere Straße, der Rokin. Er war, wie ich auf dem Stadtplan gesehen hatte, über mehrere schmale Gassen mit der Kalverstraat verbunden.
    Wir überquerten erneut den Platz und bogen in den Rokin ein. Kurz vor der ersten Gasse ging ich in die Hocke und tat so, als würde ich mir einen Schnürsenkel zubinden. Unser Verfolger war nur ein paar Häuserlängen entfernt und versteckte sich hinter seinem Reiseführer.
    »Wenn ich aufstehe, laufen wir in die Gasse«, erklärte ich Larissa. Langsam richtete ich mich auf.
    »Jetzt!«, rief ich, und wir sprinteten los. Die Gasse war nicht lang. Im Nu befanden wir uns in der Fußgängerzone. Wir bogen links ab, hätten fast ein paar Passanten umgerissen und stürmten in die nächste schmale Gasse, die uns zum Rokin zurückführte. Kurz vor ihrem Ende hielt ich an und lugte vorsichtig um die Ecke. Von unserem Verfolger war nichts zu sehen.
    »Irgendwann wird er draufkommen, dass wir wieder zurückgelaufen sind«, bemerkte Larissa trocken.
    »Das weiß ich auch«, erwiderte ich genervt. Bis hierhin hatte mein Fluchtplan gut funktioniert, aber wie sollte es jetzt weitergehen?
    »Auf jeden Fall müssen wir raus aus der Gasse, damit er uns von der Einkaufsstraße aus nicht sehen kann«, sagte ich.
    Wir liefen den Rokin entlang, bis wir die nächste Quergasse erreichten.
    »Und wenn er irgendwo darauf wartet, bis wir wieder zum Vorschein kommen?«, fragte Larissa.
    Sie hatte ein bemerkenswertes Talent, den Finger in die Wunde zu legen. Mein Plan war natürlich ziemlich naiv und wenig durchdacht. Er reichte nicht weiter als die enge Gasse, die vor uns lag.
    »Die Fußgängerzone ist auf jeden Fall besser«, erklärte ich. »Da sind wenigstens viele Menschen, zwischen denen wir uns verstecken können. Hier sieht er uns doch sofort.« Ich machte eine Armbewegung den Rokin auf und ab, auf dem nur wenige Fußgänger zu sehen waren.
    Wenige Sekunden später standen wir wieder auf der Kalverstraat.
    »Was nun?«, fragte Larissa. »Laufen wir zum Hotel und holen unsere Sachen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Zu gefährlich. Er könnte dorthin zurückgekehrt sein, um auf uns zu warten. Wir gehen da rein.« Ich wies mit der Hand auf einen schmalen Durchgang zwischen einem Seifengeschäft und einem Jeansladen. Er mündete in einen steinernen Torbogen, über dem die Jahreszahl 1581 in den Stein gehauen war. Das schien mir ein besserer Zufluchtsort zu sein als die ungeschützte Einkaufsstraße. Dort konnte der Narbengrufti jeden Moment auftauchen.
    Schnell überquerten wir die Straße. Durch den Torbogen kamen wir in einen Säulengang, der an einem sonnigen Innenhof vorbei zum Historischen Museum führte, wie uns ein großes Schild erklärte. Links von uns lag, durch eine Glastür abgetrennt, ein Durchgang. An seinen Wänden hingen riesige Ölgemälde, auf denen ernst aussehende Männer mit großen Hüten und in altertümlicher Kleidung abgebildet waren. Der Eintritt war offenbar kostenlos, denn ich konnte keine Kasse und keine Einlasskontrolle entdecken.
    Das schien mir ein sicherer Zufluchtsort zu sein. Hinter der Glastür, die sich automatisch öffnete, war die Luft angenehm klimatisiert. Der Durchgang war vielleicht zwanzig Meter lang. Auf der anderen Seite befand sich ebenfalls eine automatische Glastür, durch die gerade eine größere

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