01 Arthur und die vergessenen Buecher
»Dann bräuchten wir keine Angst vor unseren Verfolgern zu haben.«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, sagte Larissa ernsthaft. »Das ist nur eine Frage der Lichtbrechung. Man sieht uns ja nur deshalb, weil das Licht von unseren Körpern reflektiert. Könnte man das Licht um den Körper herumleiten, dann wären wir für andere nicht zu sehen.«
»Aber das ist doch Science-Fiction«, entgegnete ich. Ich hatte keine Lust, wieder eine ihrer wilden Theorien zu hören.
»Erzähl das mal dem Verteidigungsministerium der USA. Die forschen da schon länger dran und haben es sogar schon geschafft, kleine Teilchen komplett unsichtbar zu machen.«
Ich sah sie skeptisch an. »Glaubst du das?«
»Das hat mit Glauben nichts zu tun«, gab sie beleidigt zurück. »Das ist Wissenschaft. Harte Fakten.«
»Und woher hast du diese Fakten? Aus dem Fernsehen oder der Tageszeitung?«
Larissa öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, klappte ihn dann aber wieder zu und sagte nichts.
Bald darauf erreichten wir die Gracht, die an Teylers Museum vorbei floss. Auf dem Wasser tuckerten offene Motorboote mit Gruppen älterer Jugendlicher darauf vorbei. Links von uns füllten sich gerade zwei verglaste Ausflugsschiffe mit Touristen. Die warme Luft roch nach Wasser, Sonnencreme und Urlaub.
Bevor wir die Ziehbrücke überquerten, inspizierten wir das gegenüberliegende Ufer noch einmal genau. Es war nichts Verdächtiges zu entdecken. Das Museum sah von außen eher wie ein typisches altes Wohnhaus aus. Lediglich die Fahnenmasten vor der Tür wiesen auf eine andere Funktion hin. Wir liefen schnell über die Brücke. Die Strecke bis zum Museum legten wir in weniger als einer halben Minute zurück. Mir kam es eher wie eine halbe Stunde vor. In den Seitenstraßen hatte ich mich sicher gefühlt. Hier kam ich mir schutzlos und ausgeliefert vor. Ich war froh, als die Museumstür sich hinter uns schloss.
Wir kauften an der Kasse unsere Eintrittskarten und traten in einen prächtig dekorierten, kreisrunden Eingangssaal. Riesige Holztüren führten von hier in verschiedene Räume.
Durch die mittlere Tür erreichten wir den ersten Ausstellungsraum. Das war der Kleine Fossiliensaal , ein Raum voller alter Holzkommoden und Glasschränke. Keine modernen Museumsvitrinen, sondern die Schränke, in denen die Fossilien bereits vor mehreren Hundert Jahren ausgestellt worden waren. Hier gab es einen Mammutschädel ebenso wie das Skelett eines Höhlenbären und eines Seekrokodils mit der merkwürdigen Bezeichnung Mystriosaurus Tiedemanni .
Direkt dahinter folgte ein zweiter Raum, der Große Fossiliensaal . In seiner Mitte zog sich eine riesige Glasvitrine den ganzen Raum entlang. Rechts und links davon befanden sich wieder große Glasschränke voller versteinerter Salamander, Tierknochen und Fische, die vor vielen Hunderttausend oder Millionen Jahren einmal durch die Ozeane geschwommen waren.
Als Nächstes kam der Instrumentensaal, in dessen Mittelpunkt eine riesige Elektrisiermaschine stand. Das war, wie ein Schild erklärte, die damals größte Elektrizität erzeugende Maschine der Welt. Sie konnte einen Strom von 500.000 Volt Stärke in Form eines Blitzes erzeugen, der von einem Ende der Maschine bis zum anderen sprang.
Der letzte Raum in gerader Richtung war der Ovale Saal . Es war der älteste Raum des Museums und voll von altertümlichen wissenschaftlichen Instrumenten. Auf einer Empore, die den Saal umrundete, konnten wir zahlreiche Bücherschränke mit alten Schinken darin erkennen – allerdings keinen Weg, der nach oben führte. Wenn das Register von Leyden dort versteckt war, dann hatten wir ganz schön was zu knacken.
Wir setzten unseren ersten schnellen Rundgang durch die beiden Kunstkabinette und den Anbau fort. Von der Bibliothek war jedoch nichts zu sehen.
»Fragen wir doch einfach jemanden«, schlug Larissa vor. Also machten wir uns auf die Suche nach einem Museumsangestellten.
Auf einem Hocker, von dem aus er den Großen Fossiliensaal überblicken konnte, saß ein Mann in blauem Jackett mit einem Wappen des Museums auf der Brusttasche.
»Wo ist denn bitte die Bibliothek?«, fragte ich.
»Die ist genau über uns, im ersten Stockwerk«, erwiderte er und zeigte mit der Hand nach oben.
»Und wie kommen wir da hin?«
»Überhaupt nicht«, antwortete er. »Die Bibliothek ist für den Publikumsverkehr geschlossen.«
»Oh«, sagte ich und blickte Larissa an. Damit hatten wir nicht gerechnet.
»Ist das nur heute so oder
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