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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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verschraubt.«
    »Nicht alle«, grinste sie mich an und streckte mir ihre geöffnete Hand hin, in der vier lange Schrauben lagen. Schnell schloss sie ihre Hand wieder und steckte sie in die Hosentasche.
    Ich hätte es wissen sollen. Wer mal eben so ein Türschloss knackt, für den ist es natürlich ein Kinderspiel, ein paar Schrauben herauszudrehen. Trotzdem war ich neugierig, wie sie das angestellt hatte.
    »Ich habe mir vorhin meine Sneaker zubinden müssen und hatte zufällig den hier in der Hand.« Sie hob ihr Sweatshirt und zeigte auf ein schwarzes Lederetui, das an ihrem Gürtel befestigt war und auf dem in goldener Schrift das Wort Leatherman eingeprägt war.
    »Ein Werkzeugkasten im Miniformat«, erklärte sie, als sie meinen fragenden Blick bemerkte. »Eine Zange, eine Säge und ein paar Schraubenzieher – alles klein und handlich verpackt. So was kann man immer brauchen.«
    Ich hätte nicht gewusst, wozu ich so ein Gerät hätte gebrauchen können. Zu Larissa passte es aber ohne Frage. Leider bedeutete das auch, dass der Abstieg ins Krabbelreich unvermeidlich war. Jetzt mussten wir uns nur noch zwei Stunden die Zeit vertreiben, ohne dabei groß aufzufallen.
    Also wanderten wir langsam durch alle Räume des Museums und sahen uns die Ausstellungsstücke etwas genauer an. Das war gar nicht so uninteressant, wie ich anfangs gedacht hatte. Speziell im Ovalen Saal waren eine Reihe interessanter Gerätschaften ausgestellt, mit denen die Naturwissenschaftler früher gearbeitet hatten.
    Besonders faszinierte mich das Tellurium , ein etwas über einen Meter hohes Metallgebilde, das die tägliche Drehung der Erde um ihre Achse und ihre jährliche Bahn um die Sonne zeigte. Erde und Sonne waren mit einer komplizierten Vorrichtung aus Metall auf einer Platte befestigt, in die zwei ineinander liegende Kreise eingraviert waren. Auf ihnen waren ein Kalendarium und die Tierkreiszeichen abgebildet. Ein Zeiger gab den Tag an sowie das Sternenbild, in dem die Sonne, von der Erde aus gesehen, stand.
    »Schade, dass man die Maschinen nicht ausprobieren darf«, sagte Larissa, die eine alte Vakuumpumpe studierte. Wir entdeckten einen russischen Magnetstein, verschiedene Gerätschaften zur Erzeugung von Elektrizität, Teleskope und Mikroskope sowie ein frühes Tonaufzeichnungsgerät, einen Phonoautograph .
    So verging die Zeit schneller, als ich befürchtet hatte. Etwa eine halbe Stunde vor Museumsschluss kehrten wir in den Großen Fossiliensaal zurück. Der Mann im blauen Jackett saß immer noch auf seinem Hocker. Solange er da war, konnten wir unser Vorhaben unmöglich in die Tat umsetzen. Insgeheim hoffte ich, dass er bis Museumsschluss sitzen bleiben würde. In meiner Fantasie sah ich mich schon unter dem Gitter liegen und eine dicke Spinne über mein Gesicht krabbeln, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, weil es an Platz fehlte, um die Arme zu bewegen.
    Leider ging mein Wunsch nicht in Erfüllung. Einer der jüngeren Museumsangestellten kam aus dem Anbau zum Vorschein, sprach kurz mit dem Mann auf dem Hocker und verschwand dann mit ihm im benachbarten Gebäudeteil. Ein Blick in die andere Richtung zeigte uns, dass der Weg auch dort frei war.
    Larissa bückte sich und schob ihre Finger unter ein Gitterstück. »Los!«, zischte sie mir scharf zu, als sie mein Zögern bemerkte.
    Mit einem Seufzer beugte ich mich nach unten und half ihr, das Gitter herauszuheben. Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen, dachte ich. Larissa schlängelte sich sofort in den schmalen Raum unter dem Gitter und rutschte ein Stück hoch, um Platz für mich zu schaffen.
    Ich warf einen letzten sehnsuchtsvollen Blick in die spinnenfreie Welt und tauchte ebenfalls ins Unbekannte ab. Mir fiel es nicht ganz so leicht wie Larissa, mich neben das Leitungsrohr zu quetschen, doch irgendwie gelang es mir. Wir lagen Kopf an Kopf. Vorsichtig fasste ich das Gitter und zog es über unsere Gesichter, bis es seine ursprüngliche Position wieder erreicht hatte.
    Von hier unten konnte man den Raum über uns gut erkennen. Ich stellte mir vor, wie der Erste, der hier entlang marschierte, uns sofort entdecken würde. So blind war doch bestimmt niemand !
    Ich konnte meine Arme, die ich zum Schließen des Gitters über meinen Kopf gestreckt hatte, wegen der Enge nicht mehr neben meinen Körper ziehen. An meinen Fingern spürte ich Larissas Haare, was mir einen kleinen Schauer über den Rücken jagte.
    So lag ich also in ziemlich unbequemer Haltung da und hoffte darauf, dass

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