01 Arthur und die vergessenen Buecher
korrekt gebundene Fliege trug, besorgt an.
»Hm, hm«, begann er. »Von diesem Register habe ich noch nie gehört – und ich beschäftige mich schon lange mit den Vergessenen Büchern. Ich möchte wetten, dass auch Johann nichts davon weiß. Und das wirft zwei Fragen auf: Erstens, ist diese Information richtig und gibt es das Register von Leyden wirklich? Und zweitens: Wenn das so sein sollte, wer ist dieser Gerrit und woher weiß er mehr über die Vergessenen Bücher als alle anderen, die sich schon seit Jahrzehnten damit beschäftigen?«
»Eine gute Frage«, pflichtete ich ihm bei.
»Ist das wirklich so wichtig?«, warf Larissa ein. »Er hat uns vor unseren Verfolgern versteckt und dabei geholfen, die Spur zum Buch der Antworten aufzunehmen. Ist das nicht Beweis genug dafür, dass er auf unserer Seite steht?«
»Das werden wir wohl erst wissen, wenn ihr aus Haarlem zurück seid«, sagte van Wolfen. »Vorausgesetzt, ihr wollt euch überhaupt auf dieses Abenteuer einlassen.«
»Haben wir eine andere Wahl?«, fragte ich.
»Ihr könntet die Suche auch abbrechen«, sagte Jan und hängte seine Schürze an den Haken. »Niemand würde euch das übel nehmen.«
»Einfach so nach Hause zurückkehren?« Der Gedanke gefiel mir nun auch wieder nicht. Klar, ich war nicht besonders zufrieden damit, wie die Dinge sich entwickelten. Das lag aber in erster Linie daran, dass ich das Gefühl hatte, ständig im Dunkeln zu tappen. Alle anderen schienen mehr über die Vergessenen Bücher zu wissen als ich. Aber außer ein paar guten Ratschlägen war niemand bereit, sich die Hände schmutzig zu machen. Das überließ man Larissa und mir.
Wie sollte ich mich entscheiden? Die Slivitsky-Brüder waren mir bislang nicht übermäßig gefährlich erschienen; außerdem war es uns relativ leicht gelungen, sie abzuhängen. Allerdings wussten wir nicht, was uns in Haarlem und danach noch erwartete. Und dass es sich um mehr handelte als nur ein paar alte Bücher, das hatte ich deutlich in jenem Zimmer mit dem verlassenen Esstisch gespürt.
Mit einem Mal wurde mir klar, worum es hier ging: Meine erste große Prüfung im Leben.
Was ich bislang zu meistern hatte, waren die üblichen Probleme eines Schülers: Klassenarbeiten, Stress mit den Eltern (obwohl das in meinem Fall selten vorkam), Mutproben mit dem Skateboard oder mit Schülern aus den höheren Klassen.
Aber das hier war etwas anderes. Und ich fragte mich, ob ich für diese Prüfung schon bereit war. Was würde geschehen, wenn ich Nein sagte? Würde Larissa alleine nach Haarlem fahren? Wie sollte sie das Register unter Tausenden von Büchern finden ohne mich? Ich würde für ewig mit der Gewissheit durchs Leben gehen, sie im Stich gelassen zu haben.
Ich spürte, wie sich meine Finger in die Tischplatte krallten. Die Blicke Larissas und der beiden Antiquare waren gespannt auf mich gerichtet. Ich musste eine Entscheidung fällen.
»Wir fahren«, sagte ich.
Im Museum
Die Sonne weckte mich früh am nächsten Morgen. Jan war bereits auf den Beinen, als ich in die Küche kam, und beglückte mich unverzüglich mit einem seiner hervorragenden Pfannkuchen.
Larissa stieß nur wenig später zu uns. Heute trug sie eine schwarze Cargohose sowie ein schwarzes T-Shirt. Ihr ohnehin schon weißes Gesicht wirkte dadurch noch blasser als sonst – was ich, zu meiner eigenen Überraschung, gar nicht so übel fand.
Als auch sie versorgt war, setzte sich Jan zu uns an den Tisch. »Karel macht sich große Sorgen um euch«, begann er. »Ihm ist nicht wohl bei dem Gedanken, euch alleine nach Haarlem fahren zu lassen. Deshalb hat er mir vorgeschlagen, euch zu begleiten.«
Der Gedanke, einen Erwachsenen mit nach Haarlem zu nehmen, war verlockend. Falls wir das Register von Leyden dort tatsächlich finden sollten, wäre es so gewiss geschützter vor dem Zugriff der Slivitskys. Andererseits musste ich an Gerrits Worte denken. Er hatte ja ausdrücklich betont, dass wir nur allein das Register von Leyden suchen sollten. Aber mussten wir uns unbedingt daran halten?
Mit einem fragenden Blick drehte ich mich zu Larissa. »Was meinst du?«
Sie dachte offenbar dasselbe wie ich. »Das geht nicht«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Wir müssen da alleine hin.«
»Ich habe mir schon gedacht, dass eure Antwort so ausfallen würde«, sagte Jan. »Dann nehmt wenigstens das.«
Er zog ein Handy aus seiner Tasche und legte es auf den Tisch. »Ich habe unsere Telefonnummer unter der Schnellwahltaste 1
Weitere Kostenlose Bücher