Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
Vom Netzwerk:
unvermittelt aus meinen Gedanken. Larissa blickte mich triumphierend an. Ich nickte anerkennend.
    »Jetzt folgt dein Auftritt«, sagte sie.
    In dem Augenblick gab es eine gewaltige Explosion und der Raum, der gerade noch im Halbdunkel gelegen hatte, wurde grell erleuchtet.
    Wir erstarrten. Einen Moment lang fürchtete ich, wir hätten einen verborgenen Schutzmechanismus ausgelöst. Doch dann begriff ich, was geschehen war: Das Gewitter hatte die Stadt erreicht; die vermeintliche Explosion war nichts anderes als ein gewaltiger Donnerschlag, der von einem Blitz begleitet wurde.
    Wir schlüpften durch den Türspalt in die Bibliothek. Vor uns lag ein gewaltiger Raum mit hölzernem Fußboden, einem riesigen Holztisch in der Mitte und verglasten Bücherschränken auf zwei Ebenen, die sich im Zwielicht bis ins Unendliche zu erstrecken schienen. Auf das große Fenster in der Decke prasselten die ersten fetten Regentropfen nieder.
    Ich erschrak bei dem Anblick. Das mussten Tausende, wenn nicht Zehntausende von Büchern sein. Wie sollte ich da das Register von Leyden finden? Bei Gerrits Test in Blegvads Bibliothek hatte ich eine Auswahl von 200 Bänden vor mir – aber hier ...
    Ich holte tief Luft. Larissa blickte mich an.
    »Wo fangen wir an?«, fragte sie.
    Ich wünschte, ich hätte ihr die Frage beantworten können. Aber es war wie in Blegvads leerer Bibliothek: Ich spürte überhaupt nichts. Ich schloss die Augen und achtete darauf, ob es meinen Körper in irgendeine Richtung zog.
    Nichts.
    Langsam ging ich an dem langen Lesetisch entlang. Ich wusste nicht einmal, ob ich hoch auf die Empore musste oder in eine der Nischen, die rechts und links von den Regalreihen gebildet wurden.
    Ich streckte die Arme aus und drehte mich.
    Nichts.
    Ich legte den Kopf in den Nacken und ließ ihn kreisen.
    Nichts.
    Erneut erhellte ein greller Blitz den Raum. Auf der Empore über uns sah ich eine dreistufige Trittleiter vor einem Regal. Ich blickte mich suchend um und entdeckte eine schmale Treppe, die nach oben führte. Larissa und ich stiegen sie hinauf, bis wir an der Trittleiter standen. Ich musterte die Buchrücken vor uns. Es waren alles dicke Wälzer, aber kein schmales Register. Ein weiterer gewaltiger Donnerschlag ließ die Luft vibrieren.
    Ich seufzte und ließ mich auf der Trittleiter nieder.
    »Ich weiß nicht weiter«, erklärte ich Larissa.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah mich streng an.
    »Du wirst jetzt nicht aufgeben, Arthur«, sagte sie. »Gerrit hat dir dein Talent, Bücher zu finden, gezeigt. Du musst es nur nutzen!«
    »Wenn ich wüsste, wie, dann würde ich es ja auch gerne tun«, erwiderte ich und erschrak über meinen quengeligen Ton. Aber ich fühlte mich mut- und hilflos. Wie soll man ein Talent einsetzen, von dem man nicht weiß, wie es funktioniert?
    Mehr um irgendwas zu unternehmen als aus innerer Überzeugung stand ich auf, kletterte auf die Stehleiter und zog das erstbeste Buch vor mir aus dem Regal. Es trug den Titel Annalen der Physik und stammte aus dem Jahr 1799. Unentschlossen blätterte ich ein wenig darin herum, konnte aber nichts entdecken, was uns unserem Ziel näher gebracht hätte.
    Larissa war neben mir auf die Leiter geklettert und hielt sich mit einer Hand an mir fest. Trotz der Situation, in der wir uns befanden, registrierte ich eine angenehme Wärme, die mich durchströmte. Ich klappte die Annalen zu und wollte sie gerade wieder zurückstellen, als ein weiterer Blitz das Regal taghell erleuchtete. Larissa rief: »Da!«
    Sie zeigte in die Lücke, welche die Annalen in der Buchreihe hinterlassen hatten. Ich quetschte meine Hand durch den Zwischenraum und spürte ein dünnes Buch, das hinter den anderen versteckt lag.
    Schnell reichte ich Larissa die Annalen und zog auch die Bücher rechts und links davon heraus, die ich ihr ebenfalls aufpackte. Dann konnte ich das Buch dahinter ohne Mühe hervorziehen.
    Es war in braunes Leder gebunden und trug keine Aufschrift auf dem Einband. Ich klemmte es mir unter den Arm und stellte die Bücher, die Larissa hielt, wieder an ihren Platz zurück. Dann sprang ich von der Trittleiter herunter und schlug das schmale Buch auf.
    Die Seiten waren in drei Spalten aufgeteilt, welche mit Text in unterschiedlichen Handschriften gefüllt waren. Die meisten davon waren für mich nicht lesbar. In der ersten Spalte standen verschiedene Begriffe, die ich zumindest als lateinische Wörter identifizieren konnte. Sie begannen alle mit dem Wort liber , also

Weitere Kostenlose Bücher