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01 - Botschaft aus Stein

01 - Botschaft aus Stein

Titel: 01 - Botschaft aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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nachschlagen könnten…«
    »Den Eindruck habe ich leider ganz und gar nicht.«
    »Wo sind die Tafeln?« Branson seufzte ergeben. »Bringen Sie das Material her! Aber machen Sie sich trotzdem auf eine längere Wartezeit gefasst. Ich stecke bis über beide Ohren in Arbeit.«
    »So einfach ist das leider nicht«, gestand Ericson.
    »Wieso? Ich bin mit meiner Grabung in der Nähe von Uxmal. Wenn Ihnen die paar Kilometer Fahrt von Guatemala oder Belize aus zu viel sind, Tom, dann kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Ich bin nicht in Mittelamerika.«
    »Wo dann?«
    Tom ließ die Bombe platzen. »Auf den Marquesas.«
    »Bitte, wo ?«
    »Die Marquesa-Gruppe… Französisch-Polynesien…«
    »Ich weiß, wo die Inseln liegen. Aber ich hatte angenommen, Sie befänden sich beim Fundort dieser Tafeln.«
    »Es handelt sich um eine Stele«, stellte Tom richtig, nicht ohne Entdeckerstolz in der Stimme. »Und ich bin an deren Fundort.«
    »Auf den Marquesas? Das ist… verrückt. Total verrückt!«
    »Dessen bin ich mir bewusst.«
    Mehrere Sekunden herrschte beklemmende Stille. Ericson fürchtete schon, dass sein Kollege einfach auflegen würde, weil er dachte, er sei betrunken.
    »Wo?«, erklang es dann. »Auf welcher Insel?«
    Tom verzog die Mundwinkel.
    »Hören Sie«, fuhr Branson in versöhnlicherem Tonfall fort. »Sie haben mich angerufen. Einen Beweis für Ihre abenteuerliche Behauptung sollten Sie also schon antreten.«
    »Ich könnte Ihnen ein Foto mailen«, sagte Ericson ‒ und erinnerte sich gleichzeitig wieder an die obskure Bilderserie des Studenten.
    Doch zu Toms Verblüffung brachte Branson keinen Einwand. Der Professor nannte seine Maildresse, die Tom mit einer beinahe schon akrobatischen Leistung im Schein der Taschenlampe notierte.
    »Ich schalte mein Telefon nicht aus«, sagte Tom. »Sie melden sich, Seymor, falls Sie das Bild für interessant genug halten?«
    »Auf jeden Fall.«
    Das klang zwar nicht überzeugt, trotzdem suchte Ericson eines der gespeicherten Bilder aus und schickte die Datei ab. Es handelte sich um einen Ausschnitt, den Mittelteil der Stele mit der Aussparung und immerhin einigen der Tom bislang unbekannten Symbole.
    Branson meldete sich nicht.
    Die kurze Morgendämmerung hing schon über der Insel, als das Klingelzeichen des Telefons Tom Ericson aus mittlerweile tiefem Schlaf aufschreckte.
    »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, ich wollte ganz sicher gehen«, brachte Branson kurzatmig hervor. »Mich interessiert die Sache, aber ich kann hier nicht weg. Kommen Sie zu mir nach Uxmal, Tom, dann reden wir. Wann können Sie hier sein?«
    »Ich muss mich erst über die Flugpläne informieren.«
    »Sie melden sich, sobald Sie die Zeiten kennen?«
    »Natürlich.«
    5.
    Der helle Ton der aufleuchtenden Anschnallzeichen weckte Tom aus seinem leichten Halbschlaf. Die Zeitung, in der er nur lustlos geblättert hatte, war ihm aus der Hand gerutscht und lag zerknittert auf seinen Oberschenkeln. Er warf einen hastigen Blick aus dem Fenster und handelte sich damit ein Stirnrunzeln seines Sitznachbarn ein. Geredet hatten sie bislang so gut wie kein Wort miteinander, nun kam es ohnehin nicht mehr darauf an. Das Gesicht des Mannes war schweißgerötet, seit er in Panama-City seinen Sitzplatz gesucht hatte.
    Er hat Flugangst , konstatierte Tom und ließ seine Sitzlehne in der senkrechten Position einrasten. Die zweistrahlige Maschine befand sich im Anflug auf den Cancún International Airport. Ericson spürte das schnelle Absinken im Magen.
    Es war nicht leicht gewesen, Hiva Oa vorzeitig den Rücken zu kehren. Tom hatte ausgerechnet einen Tag ohne Starts und Landungen erwischt; nicht einmal ein einmotoriger Luftlochhüpfer war für ihn greifbar gewesen.
    Ein Knacken in den Lautsprechern, gleich darauf wurde eine Warteschleife angesagt. Offenbar gab es Probleme am Boden. »In Kürze…«, das klang so verdammt dehnbar.
    Mit Daumen und Zeigefinger massierte Tom seinen Nasenrücken, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Den Anschlussflug nach Mérida würde er nun wohl nicht mehr erreichen. Aber genau das hatte er schon geargwöhnt und deshalb während der Wartezeit in Panama eine kleine Cessna geordert. Das machte ihn unabhängiger, nachdem er ohnehin schon eine Odyssee mit mehreren Zwischenlandungen hinter sich hatte.
    Den Dienstagvormittag hatte er darauf verwandt, sich noch einmal die Stele vorzunehmen, war in seiner Analyse aber nicht einen Schritt weitergekommen. Mit dem Ehrgeiz des

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