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01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

Titel: 01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Autobiografien entdeckte, die meine eigene innere Verwirrung und meine Situation widerspiegelten, manchmal so genau, daß ich zwischen dem triumphierenden Gefühl, von den großen Meistern reingewaschen und bestätigt zu werden, und dem deprimierenden Eindruck, ein bloßes wandelndes Klischee zu sein, hin und her schwankte: The Flannelled Pool von T. C. Wbrsley; A Separate Peace von John Knowles; Sandel von Angus Stewart; Lord Dismiss Us von Michael Campbell; Escape from the Shadows von Robin Maugham; Autobiography of an Englishman von »Y«; The World, The Flesh and Myself von Michael Davidson (mit der berühmtenAnfangszeile: »Dies ist die Lebensgeschichte eines Menschen, der Knaben liebt.«); The Fourth of June von David Benedictus; Special Friendships von Roger Peyrefitte und viele, viele mehr, die mich wiederum unweigerlich zum berüchtigten zwölften Band der Anthologie der Griechen führten, A. J. A. Symons’ The Quest for Corvo (die ungekürzte Ausgabe, in der auch die skandalösen Venezianischen Briefe des Baron Corvo enthalten sind); zu den Romanen von Simon Raven (die damals glücklicherweise noch überall zu haben waren); zu den Werken von Jean Genet, Oscar Wilde, Edward Carpenter und seinen verrückten Adepten, den Gemälden von Eakins und Tuke und nicht zuletzt auch zu den wunderbar kitschigen, in der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg massenhaft produzierten Geschichten von Schülerlieben wie The Hill , David Blaize , Jeremy at Crale und Alec Waughs The Loom of Youth .
    Gestohlenes Geld in den Taschen und nichts als Matthew im Kopf, hockte ich ganze Nachmittage in der Bibliothek oder brüllte laut zu Rossini und Beethoven.
    Die untere Kantine befand sich auf halber Höhe des Treppenaufgangs, der vom Fliegenden Teppich zur Musikschule hinabführte, so daß mir, wenn ich von der Mediothek hochlief, die anderen Jungen mit nassen Haaren vom Duschen und hochroten Köpfen entgegenkamen, während ich ihren Blicken auszuweichen suchte. Ich hatte nur Augen für Mrs. Lanchberry, wenn sie ein Ei nach dem anderen ins heiße Fett klatschte und ich mit dem gestohlenen Geld der Schönlinge und Athleten in der Hand danebenstand, und natürlich für Matthew, sofern er sich in der Kantine blicken ließ. Allerdings hatte ich eine grausame Wahrheit über Matthew erfahren.
    Er war gesund an Körper und Geist.
    Und er war:
    Gut in Sport.
    Genauer gesagt, er war brillant ! Er war auf dem Weg zum Star. Obendrein sollten wir noch viel mehr zu sehen kriegen. Ihr meint also, er spielt ganz gut Hockey? Na, dann wartet mal ab, wenn im Sommer Cricket angesagt ist, verkündete sein Bruder. Da werdet ihr euer blaues Wunder erleben.
    Wir hatten bereits einen Cricket-Helden in Uppingham, Jonathan Agnew, der später für Leicestershire und in der Nationalmannschaft spielte und mittlerweile unter dem Spitznamen Aggers die Test Match Specials für die BBC geistreich und (bislang) ohne Eitelkeit und Häme kommentiert.
    Ob mein Stehlen nun wirklich mit dem Tag richtig anfing, an dem ich zum ersten Mal Matthew Osborne begegnete, kann ich wie gesagt nicht mit letzter Sicherheit entscheiden, obwohl da zweifellos eine Verbindung besteht. Mein Verliebtsein kann nicht als Entschuldigung gelten, da ich ja vorher schon oft genug gestohlen hatte. Doch jetzt war ich wie von einem inneren Dämon getrieben. Stehlen wurde zu einer Sucht, einem Zwang und vielleicht auch zu einer Art Rache. Eine Rache an Schönheit, Ordnung, Gesundheit, Anstand, Normalität, Konvention und Liebe. Zu behaupten, ich selbst sei das eigentliche Opfer dieser Schandtaten gewesen und hätte mich nur selber bestraft, wäre ausgesprochen unfair. Dutzende von Jungen mußten durch das plötzliche Verschwinden ihres Geldes Wochen härtester Not und Entbehrung erdulden. Auch die christlichste und gutherzigste Seele gerät bei Diebstahl rasch in Wallung. Und wer kennt nicht die alte Klage, daß der Bestohlene sich obendrein mißhandelt, verletzt und gedemütigt fühlt: Vielleicht hatte ich es zum Teil genau darauf abgesehen – überall eine stinkende Pissespur zu hinterlassen, eine Art asoziale Reviermarkierung oder Inbesitznahme, während ich wie Ihab Hassans Anti-Held mit den »Problemen von Entfremdung und Gemeinschaft, Aufrichtigkeit und Verstellung, Ehrgeiz und Bescheidenheit« rang.
    Ja, ja, ja – du warst ein mieser kleiner Dieb, wir sindschließlich nicht auf den Kopf gefallen und können zwei und zwei zusammenzählen, vielen Dank.
    Zudem führte ich mich wie gesagt auch

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