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01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

Titel: 01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Natürlich ging mich das einen feuchten Kehricht an, meine Aufgabe war es, stumm dazustehen und weitere Befehle abzuwarten.
    »Ich langweile mich so«, sagte er schmachtend. »Da hab ich mir gedacht, hol dir doch jemanden, mit dem du ein paar Partien spielen kannst.«
    Wie sich nach und nach herausstellte, konnte Derwent nur Strip-Poker, also war Strip-Poker angesagt.
    »Schließ mal besser ab«, sagte Derwent.
    »Klaro«, sagte ich.
    Natürlich wird jetzt jeder denken: Moment mal! Wenn dieser Derwent Strip-Poker konnte, mußte er genausogut einfaches Poker spielen können. Der Gedanke kam mir ehrlich gesagt nicht. Man zweifelte einfach nicht an Älteren. Sie hatten automatisch recht.
    Wir zwei knieten uns also auf den Boden, und Derwent teilte aus. Binnen kürzester Zeit war ich splitternackt, während Derwent gerade noch seine Unterhose anhatte. Ich hatte meine Beine schüchtern vor die Brust gezogen, um das Wenige zu verbergen, das ich zu verbergen hatte, und begann mich leicht unwohl zu fühlen.
    »Fry«, sagte Derwent und lief krebsrot an, wie es nur Rotschöpfe können, »darf ich deinen Körper anfassen?«
    Genau das waren seine Worte. »Darf ich deinen Körper anfassen?« Eigentlich ganz süß.
    »Ähm, okay«, sagte ich.
    Also faßte er meinen Körper an. Ich spürte die gleiche Art von Erregung, die ich auch in Stouts Hill mit Halford und den anderen gespürt hatte. An der spitzen Wölbung in seiner Unterhose sah ich, daß auch er erregt war.
    Dann hielt er mir eine lange und komplizierte Rede darüber, wie frustriert er sei, daß es in Uppingham keine Mädchen gäbe und daß meine Haut so sanft wie die eines Mädchens sei. Ob ich etwas dagegen hätte, wenn er mit mir Liebe machte?
    Ich hatte nicht den leisesten Schimmer, was er damit meinte, aber es klang verführerisch, und ich sagte, ich hielte das für einen vernünftigen Vorschlag.
    In dem Augenblick klopfte es an der Tür.
    »Derwent!«
    »Kleinen Augenblick!«
    Ich sprang hoch und grapschte panisch nach meinen Sachen. Die Türklinke ruckelte.
    »Ach nee! Beim Wichsen!« sagte eine Stimme.
    Derwent beugte sich vor und legte eine Hand an mein Ohr. »Durchs Fenster!« flüsterte er erregt. »Wir sehen uns in zehn Minuten auf dem Hausbalken.«
    Ich nickte, mittlerweile etwas verängstigt und nicht mehr ganz so sicher, ob ich auf dieses rätselhafte Liebemachen auch wirklich scharf war, aber dann kletterte ich aus dem Fenster und sprang in den nächstbesten Strauch.
    Nachdem ich mich wieder angezogen hatte, lief ich mit klappernden Zähnen zum Hausbalken, eine Reihe nicht mehr benutzter viktorianischer Toiletten auf der Rückseite des Hauses.
    Derwent erschien acht Minuten später, bestens präpariert, so ungern ich das sage, mit einer Tube Vaseline und fest entschlossen, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    An die Sache selbst kann ich mich nur noch dunkel erinnern. Ich weiß noch, daß ich nach vorn gebückt stand und mit den Händen meine Knöchel umklammerte. Ich erinnere mich an einen kurzen Schmerz, an Derwents anhaltendes Grunzen und an eine glitschige, schleimige Nässe, die innen an meinen Schenkeln hinablief, als ich mich wieder aufrichtete. Bis ich meine Hose hochgezogen und mich umgedrehthatte, war Derwent längst verschwunden, und wann immer wir uns danach im Haus über den Weg liefen, begegneten wir uns wie Fremde, ohne je ein Wort über die Sache zu verlieren, dem anderen eine freundliche Geste zu zeigen oder sie von ihm zu erwarten. Als wäre nie etwas gewesen.
    Ich würde mit Freuden bekanntgeben, daß jener Oliver Derwent heute Botschafter in Washington oder Vorsitzender von ICI ist, aber ich habe keine Ahnung, was aus ihm geworden ist oder wo er steckt. Als ich zuletzt von ihm hörte, hatte er Kinder und arbeitete in einem der Golfstaaten. Ich bin ihm nicht böse und glaube auch nicht, daß er mir Schaden zugefügt hat. Er hat aus mir keinen Homo oder Päderasten gemacht, und ich trage ihm nichts nach.
    Außerdem geschah das alles VMO, Vor Matthew Osborne, und alle Ereignisse VMO wurden durch das, was NMO geschah, bedeutungslos.
    NMO, wie bereits gesagt, flippte ich völlig aus. Mein öffentliches wie privates Verhalten nahm immer extremere Formen an. Öffentlich gebärdete ich mich immer zügelloser und wilder, während privat mein Stehlen zur Gewohnheit wurde.
    Sinn und Halt fand ich in dieser Zeit einzig in Büchern. Es war die Phase, in der ich Douglas, Firbank und Forster verschlang. Es war die Phase, in der ich jene Romane und

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