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01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

Titel: 01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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von der Operndiva, dem Ballettfreak oder dem Symphonie-Kritiker des ›Gramophone-Magazins‹ trennt. Letztendlich rühren sie alle in der gleichen Suppe. Besser gesagt, sie spucken in die gleiche Suppe.
    Einer Clique anzugehören, sich kennenzulernen, gemeinsam Spaß zu haben – das sind die Versprechungen der Pop-Musik, von denen ich zeitlebens ausgeschlossen blieb. Zum Teil aufgrund meines musikalischen Ungeschicks – zu blöd zum Tanzen, zu blöd zum Mitsingen –, zum Teil aber auch aufgrund meines Körperempfindens, indem ich mir stets unbeholfen, staksig, unkoordiniert und tolpatschig vorkomme.
    Andererseits bin ich kein Typ wie Bernhard Levin. Ich hege weder ein intimes Verhältnis zur Welt der klassischen Musik, noch fühle ich mich in intellektueller, persönlicher oder ästhetischer Hinsicht in besonderer Weise mit Schubert, Wagner, Brahms oder Berg verbunden. Und ich bin auch kein Ned Sherrin, dessen Herz für das Musical, Tin Pan Alley und die Schlager des 20. Jahrhunderts schlägt. Mein erster professioneller Erfolg war zwar ein Musicallibretto, aber ansonsten mache ich mir nicht viel aus Musicals. Ich bin leider kein Showgirl.
    Es fällt mir schwer zu beschreiben, was Musik in mir auslöst, ohne dabei affektiert, aufgeblasen, gefühlsselig, sentimental, maßlos und absurd zu klingen. Genausowenig kannich daher vermitteln, was es mir in all den Jahren bedeutet hat zu wissen, daß ich musikalisch nie auch nur halbwegs irgend etwas Anständiges hinkriegen würde.
    Ich wünschte , ich könnte tanzen. Nicht professionell, nur um mittanzen zu können.
    Ich wünschte , ich könnte singen. Nicht professionell, nur um mitsingen zu können.
    Einfach nur, um dabeisein zu können, verstehen Sie.
    Guilty feet, wie George Michael uns versichert, have got no rhythm. Ich kann Musik spielen ... ich meine, ich kann mich hinsetzen und mit einiger Willensanstrengung ein Klavierstück einüben und es vorspielen, ohne daß die Zuhörer gleich fluchtartig aus dem Raum stürzen, die Hände vor den Mund gepreßt, während ihnen Erbrochenes zwischen den Fingern hervorsickert und Blut aus den Ohren tröpfelt. Na ja, großes musikalisches Können ist am Klavier nicht gefragt. Ich schlage ein mittleres C an und weiß, daß ein mittleres C herauskommt. Drückte man mir ein Saiten- oder Blechblasinstrument in die Hand, bei dem ich die Töne selbst erzeugen müßte, würde ich das Resultat lieber nicht hören wollen. Klavier spielen ist eben nicht das gleiche wie Musik machen.
    Für sich betrachtet sind alle diese Dinge wenig dramatisch, doch habe ich das Gefühl, daß sie sehr viel damit zu tun haben, warum ich mich immer als Außenseiter gefühlt habe, warum ich nie richtig mitmachen konnte, loslassen konnte, ein Teil der Gruppe werden konnte, warum ich immer nur von der Außenlinie sticheln und scherzen konnte und warum ich nie meine erdrückende, übergroße Befangenheit los wurde.
    Doch es hatte auch seine guten Seiten. Ein erhöhtes Selbstbewußtsein, Vereinzelung, die Unfähigkeit mitzumachen, Sportuntauglichkeit und Selbstverachtung – alle diese Dinge hatten auch ihre guten Seiten, weil aus diesen Schwächen zugleich meine Stärken erwuchsen. Ohne sie wäre ich niemals in die Welt der Sprache, der Literatur, des Geistes, der Komik und all der überdrehten Verrücktheiten abgetaucht,die sowohl meinen Aufstieg wie meinen Fall herbeiführten.
    Meine ersten Gesangsversuche machte ich, wie die meisten von uns, im Kreis anderer Kinder. Ob nun »All Things Bright and Beautiful«, »Little Bo-Peep«, »Away in a Manger« oder »Thank You For the Food We Eat«, es sind immer die gleichen Lieder, mit denen Kinder das Singen lernen. Ich fiel einfach mit ein und machte mir keine weiteren Gedanken, bis zum Zeitpunkt von Prep School und Congregational Practice.
    Wenn wir Gong Prac hatten, patrouillierten die Präfekten gewöhnlich durch die Reihen und paßten auf, daß auch jeder bei der Sache war und aus Leibeskräften mitsang.
    Eines Samstags, als ich gerade drei oder vier Wochen an Stouts Hill war, hatte Hemuss, der Musiklehrer, den Choral »Jerusalem, du Goldne« für den Gottesdienst am nächsten Tag ausgesucht. Wir hatten ihn noch nie gesungen. Ich weiß nicht, ob Sie das Lied kennen – es ist sehr schön, aber nicht ganz einfach. Es besitzt jede Menge verminderter Noten und einen ausgeklügelten Rhythmus, der meilenweit entfernt ist vom simplen »Tamta-tam« von »Onward Christian Soldiers«, einem Lied, zu dem jeder Idiot die

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