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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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führte ihren zuvor angefangenen Gedankengang fort. »Ich hab’ ihr gesagt, daß ich ihn nicht hier im Haus haben will, schon gar nicht über Nacht. Da kommt mein Haus womöglich noch in Verruf.«
      »Oh, ich bin sicher, daß hier niemand etwas Nachteiliges von Ihnen denken würde, Mrs. Wilson«, sagte Kincaid beschwichtigend.
      Darauf plusterte sie sich ein wenig auf und neigte sich dann mit Verschwörermiene näher zu ihm. »Sie glaubt, ich weiß nicht, was vorgeht, aber ich weiß es ganz genau. Ich hör’ ihn jedesmal, wenn er sich mitten in der Nacht wie ein Dieb die Treppe runterschleicht. Und die Kräche hör’ ich auch.« Sie legte eine Pause ein, um an ihrer Zigarette zu ziehen und eine Rauchwolke in Kincaids Richtung zu blasen. »Meistens brüllt er rum, und sie jammert zum Gottserbarmen. Eine dumme Gans!« schloß Mrs. Wilson voller Verachtung. »Sie läßt sich das wahrscheinlich alles gefallen, weil sie Angst hat, sie kriegt keinen Besseren.«
      Liebenswürdige alte Hexe, dachte Kincaid und lächelte sie an. »Dann wird er ihr wohl jetzt kein großer Trost sein?«
      »Der war schon ’ne ganze Weile nicht mehr hier. Seit...« Mrs. Wilson kniff die Augen zusammen und zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette, ehe sie sie in dem billigen Aschenbecher ausdrückte. »Oh, muß Donnerstag abend gewesen sein, daß er das letzte Mal hier war. Da ist er hier rausgefegt wie der Teufel. In seiner Wut hätt’ er beinahe die Tür aus den Angeln gerissen. Aber donnerstags ist immer Damenabend drüben im Pub«, sie verlagerte ihr Gewicht, während sie überlegte, und der Tisch knarrte, »und ich bin geblieben, bis sie geschlossen haben. Wenn er später zurückgekommen ist, waren sie so leise, daß ich nichts gehört hab.«
      Kincaid hatte fürs erste genug von Mrs. Wilson. Er stand auf und nahm den Teller mit den Broten. »Ich gehe jetzt lieber hinauf und kümmere mich um Margaret. Sie wird Ihnen für Ihre Freundlichkeit sicher sehr dankbar sein, Mrs. Wilson. Das war wirklich nett von Ihnen.«
      »Schon gut«, sagte sie und winkte ihm mit klimpernden Fingern beinahe kokett zu.
      »Es hat geklappt«, sagte Kincaid, als Margaret ihn wieder einließ.
      In seiner Abwesenheit hatte sie das Bett gemacht, die verstreuten Kleidungsstücke eingesammelt, ihr Haar gebürstet und etwas rosaroten Lippenstift aufgelegt. Ihr Lächeln war nicht mehr so zaghaft. Er hatte den Eindruck, das Alleinsein hatte ihr geholfen, sich ein wenig zu fassen.
      Margaret machte große Augen, als sie den Teller mit den Broten sah. »Ich kann’s nicht glauben. Mir hat sie bis jetzt nicht mal einen Teebeutel geliehen.«
      »Ich habe an ihre edleren Instinkte appelliert.«
      »Ich wußte gar nicht, daß sie die hat«, versetzte Margaret lachend und nahm Kincaid den Teller aus der Hand. Dann erstarrte sie plötzlich, und ihr Gesicht wurde besorgt. »Sie haben ihr doch nicht gesagt...«
      »Nein.« Kincaid rettete den schiefhängenden Teller und stellte ihn auf den Tisch. »Ich habe ihr ein Märchen erzählt. Sie haben Ihren Lieblingsonkel verloren, den jüngsten Bruder Ihrer Mutter, falls Mrs. Wilson fragen sollte.«
      »Aber sie hat doch gar keinen...« Margaret lachte wieder. »Oh. Entschuldigung. Ich scheine heute wirklich auf der Leitung zu stehen. Vielen Dank.«
      »Zum Teil ist daran sicher der Hunger schuld. Jetzt essen Sie erst einmal.«
      Der Kessel pfiff. Neben ihm standen schon zwei Tassen mit Teebeuteln. Kincaid goß den Tee auf, drückte Margaret in den Sessel, öffnete dann das Fenster und lehnte sich an das Fensterbrett. Während Margaret zu essen begann, sagte er: »Da ich mir nun schon so traurige Geschichten über Ihre Familie ausgedacht habe, sollten Sie mir vielleicht ein bißchen was über sie erzählen.«
      »Woking«, sagte Margaret mit vollem Mund, schluckte und setzte neu an. »Dorking. Entschuldigen Sie. Ich habe gar nicht gemerkt, wie hungrig ich bin.« Sie biß wieder von ihrem Brot ab und kaute einen Moment, ehe sie zu sprechen fortfuhr. »Ich komme aus Dorking. Mein Vater hat da eine Tankstelle mit Autowerkstatt. Ich hab’ ihm die Bücher geführt und mich um das Büro gekümmert.«
      Kincaid konnte sich gut vorstellen, daß sie in einer kleineren, vertrauteren Welt gut zurechtkam, während sie hier in London unsicher und verletztlich war. »Und warum sind Sie weggegangen?«
      Margaret zuckte die Achseln und wischte sich mit einem Finger die Brotkrumen von den

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