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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Empörung in Margarets Stimme. »Klar, sie haben gemeinsam Karten geschrieben oder für Blumen gesammelt, aber nicht eine hat es fertiggebracht, sie mal zu besuchen.«
      »Hat Jasmine das gekränkt?«
      Margaret runzelte die breite Stirn, während sie überlegte. »Ich glaube nicht. Ich glaube, sie war mit niemandem im Büro wirklich befreundet. Niemand hatte was gegen sie, aber es ist auch keiner richtig warm mit ihr geworden.« Margaret sah Kincaid mit einem leicht ironischen Lächeln an. »Am häufigsten hat sie von Ihnen gesprochen.«
      Kincaid stand auf und ging wieder zum Fenster. Er hatte es lange genug hinausgeschoben, ihr den Befund der Obduktion mitzuteilen; jetzt überlegte er, wie er ihr am schonendsten beibringen konnte, daß Jasmine nicht friedlich im Schlaf gestorben war.
      »Ich weiß«, sagte Margaret hinter ihm, »daß Sie nicht nur hergekommen sind, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Jasmine hat ihr Versprechen nicht gehalten, habe ich recht?«
      Es war, dachte Kincaid, als hätte Margaret seine Gedanken gelesen. Er setzte sich wieder ihr gegenüber und sah ihr aufmerksam ins Gesicht. »Ich weiß es nicht. Man hat eine große Menge Morphium in ihrem Körper gefunden.«
      Margaret ließ sich in dem Sessel zurückfallen und schloß die Augen. Tränen quollen unter den geschlossenen Lidern hervor und rannen ihr die Wangen hinunter. Nach einem Moment richtete sie sich auf und rieb sich das Gesicht mit dem zerknitterten Waschlappen ab.
      »Ich hätte ihr niemals glauben dürfen«, flüsterte sie, während sie in ihrem Sessel vor- und zurück wippte.
      »Meg, wenn Jasmine entschlossen war, sich das Leben zu nehmen, hätten Sie es nie und nimmer verhindern können. Oh, eine Nacht vielleicht, ja, aber nicht auf Dauer.« Als Margaret fortfuhr, sich mit geschlossenen Augen zu wiegen, neigte er sich näher zu ihr. »Meg! Es gibt da einige Dinge, die ich wissen muß, und Sie sind die einzige, die mir helfen kann.«
      Die Schaukelbewegungen wurden langsamer und hörten auf. Margaret öffnete die Augen, blieb jedoch in vornübergebeugter Haltung sitzen, die Arme schützend über ihrem Bauch gekreuzt.
      »Sagen Sie mir, warum Jasmine Ihre Hilfe brauchte.«
      »Sie brauchte mich nicht...« Margaret versagte die Stimme. Sie griff nach der Tasse mit den Resten kalten Tees und trank krampfhaft schluckend. Dann versuchte sie es noch einmal. »Sie hat mich nicht gebraucht. Ich habe ihr geholfen, die Dosierung auszurechnen - sie war morphiumabhängig, wir wußten also, daß sie ziemlich viel brauchen würde -, aber das hätte sie genausogut allein tun können. Morphium war genug da. Sie hatte die Dosis nicht gesteigert, der Pflegerin aber gesagt, sie brauche höhere Dosen.«
      »Wozu denn?« fragte Kincaid und hielt mit seinen Augen ihren Blick fest.
      »Ich weiß es nicht. Ich glaube, sie wollte vielleicht am Ende nicht ganz allein sein.«
      Hatte Jasmine einer Schwäche nachgegeben, als sie Margaret um Hilfe gebeten hatte, und dann unerwartet Kraft gefunden? Kincaid schüttelte den Kopf. Es war möglich, wahrscheinlich, logisch, und doch konnte er es nicht glauben.
      »Was ist?« Margaret richtete sich ein wenig auf.
      »Hat Jasmine...« Kincaid brach ab, als die Tür geräuschlos geöffnet wurde. Ein Mann trat ins Zimmer und musterte Kincaid und Margaret mit spöttischer Verachtung.
      Margaret, die mit dem Rücken zur Tür saß, sah Kincaid verwirrt an und sagte: »Was ist denn...«
      »So ist das also«, sagte der Mann in einem Ton, der von gemeinen Unterstellungen förmlich troff.
      Margaret fuhr zusammen, als sie die Stimme hörte, dann sprang sie auf, hochrot im Gesicht. »Rog...«
      »Bitte, bleib doch sitzen, Meg. Ich habe nicht erwartet, daß du Besuch hast.« Er hatte nur einen kurzen Blick auf Margaret geworfen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Kincaid.
      Der erwiderte die Musterung mit Interesse und augenblicklicher Abneigung. Der schlanke, mittelgroße Mann, der an der Tür stehen geblieben war, war vielleicht Ende Zwanzig. Er trug Designer-Jeans und ein teures weißes Baumwollhemd, das bis zur Brust hinunter offen stand. Das rotbraune Haar hatte er straff zurückgekämmt und hinten zusammengebunden, seine Gesichtszüge waren wie gemeißelt. Er ist, dachte Kincaid mit wehmütiger Ironie, ein unglaublich gutaussehender Mann.
      Margaret stand wie erstarrt, die Hände um die Rückenlehne ihres Sessels gekrampft, und als sie sprach,

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