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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Mundwinkeln. »Es war so eintönig. Jeden Tag das gleiche. Ich hätte in zwanzig Jahren immer noch im Büro meines Vaters gesessen, die Kinder meiner Schwester gehütet und wäre nie zu einem eigenen Leben gekommen.«
      »Und wie haben sie reagiert?«
      Margaret lächelte selbstironisch. »Ich bin die Einfache; sie haben nicht angenommen, daß ich mir je etwas anderes wünschen könnte. Ich hätte damit zufrieden sein müssen, daß Dads Kunden mir hin und wieder einen freundlichen Klaps gaben und ein dummes Kompliment machten und daß ich die liebe Tante Meg war, die sich um Kathys Kinder kümmerte, wenn die etwas Besseres zu tun hatte.«
      »Sie waren wütend.« Kincaid grinste, und Margaret lächelte ein wenig widerwillig.
      »Ja.«
      »Und wie lange sind Sie schon weg?«
      Margaret aß den letzten Bissen des letzten Brots, leckte sich die Fingespitzen und rieb sie dann an ihrer Jogginghose ab.
      »Seit anderthalb Jahren.«
      »Und in dieser Zeit hat keiner von Ihrer Familie Sie besucht?«
      Sie errötete und entgegnete hitzig: »Diese boshafte alte Hexe. Ich wette, sie führt Buch über jeden, der...« Sie senkte den Kopf in ihre Hände und krümmte sich zusammen. »Ach, was spielt es schon für eine Rolle? Mir ist übel.«
      Zuviel und zu schnell auf leeren Magen gegessen, dachte Kincaid. »Lassen Sie Ihren Kopf unten. Das wird gleich Vorbeigehen.« Er sah auf dem Bord über dem Bett einen Waschlappen und ein Handtuch liegen. »Wo ist die Toilette?« fragte er.
      .»Eine Treppe tiefer«, antwortete sie undeutlich, das Gesicht jetzt auf die Knie gedrückt.
      Kincaid nahm den Waschlappen mit nach unten, drückte ihn unter dem kalten Wasser aus und gab ihn, als er wieder im Zimmer war, Margaret, die ihn auf ihr Gesicht preßte. Unruhig ging er zum Fenster und wünschte, er besäße etwas von Gemmas Talent, praktischen Trost zu spenden.
      Der Blick in den kleinen, von Unkraut überwucherten Garten, in dem an einer Wäscheleine ein überdimensionaler Overall hing, konnte ihn nicht lange fesseln. Er drehte sich wieder um und sah sich Margarets wenige Besitztümer an. Auf dem Tisch standen eine Schale mit einigen billigen Schmuckstücken und ein paar Kosmetika. Neben dem Gaskocher waren ein Topf, eine Schüssel, ein angeschlagener Teller und einige Besteckteile, alles Ramsch, das Notwendigste für das erste eigene Zuhause, so billig wie möglich erstanden. Auf dem Bord über dem Bett hatte sie ein Radio, ein paar eselsohrige Taschenbücher und eine gerahmte Fotografie.
      Kincaid trat näher, um sie sich anzusehen. Ein älterer Mann, schütteres Haar, kernig aussehend im robusten Tweedjackett, den Arm um die schmalen Schultern seiner Frau, die drei Kinder hübsch in Reih und Glied vor ihnen. Ein Bruder und eine Schwester, blond, gutaussehend, beide Selbstsicherheit ausstrahlend, und zwischen ihnen Margaret mit zerzaustem Haar und einem schiefen Lächeln.
      »Meine Eltern, Kathleen und mein Bruder Tommy.«
      Kincaid bemühte sich, kein Mitleid zu zeigen, als er sich umdrehte. Margaret beobachtete ihn, wartete, er spürte es, auf eine vorhersehbare Bemerkung.
      Er setzte sich auf das Bett und sagte: »Das war sicher schwer, die ersten Monate so ganz allein.«
      »Ja.« Margaret sah auf den feuchten Waschlappen in ihrer Hand und begann ihn zu immer kleineren Quadraten zu falten. »Ich hatte keinen Menschen, bis ich Jasmine kennengelernt habe. Ich habe in der Baubehörde als Stenotypistin angefangen. Wenn ich für sie gearbeitet habe, war sie immer nett zu mir, aber nicht...« eine Pause, während sie überlegte, »nicht persönlich, wenn Sie wissen, was ich damit sagen will.«
      Sie sah fragend zu Kincaid auf, und der nickte.
      »Ein bißchen distanziert. Aber dann wurde sie krank. Sie hat sich Urlaub genommen für die Behandlung, und als sie zurückkam, hat man ihr angesehen, daß es schlecht um sie stand, aber keiner hat mit ihr darüber gesprochen. Alle haben so getan, als gäbe es die Krankheit gar nicht.« Margaret sah unter hellen Wimpern zu ihm hinauf und lächelte ein wenig über ihre Kühnheit. »Da hab’ ich sie eben gefragt. Jeden Tag hab ich zu ihr gesagt: >Wie geht es Ihnen?< oder »Was bekommen Sie jetzt?<, und nach einer Weile hat sie angefangen, mir zu erzählen.«
      »Und als sie zu arbeiten aufhörte?« fragte Kincaid.
      »Da habe ich sie besucht. Jeden Tag, wenn es ging. Sonst hat kein Mensch sie besucht.« Selbst jetzt noch schwang

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