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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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trank den letzten Schluck seines Biers und richtete sich auf. »Ich würde mich gern mit Jasmines Anwalt unterhalten, aber vor Montag hab ich da keine Chance.«
      »Und was noch?« fragte Gemma, und Kincaid fand, sie sähe unerklärlich selbstzufrieden aus.
      »Ich werde mit Margaret reden. Und vielleicht auch noch mal mit Theo.«
      »Und die Hefte?«
      Flüchtig schoß Kincaid der Gedanke durch den Kopf, Gemma um Hilfe zu bitten, aber er verwarf ihn sofort. Dies war eine Aufgabe, die er nicht delegieren konnte. »Ich werde anfangen, sie zu lesen.«
      Mit Toby in der Mitte, den sie zu seinem höchsten Vergnügen ab und zu hoch in die Luft schwangen, gingen sie langsam in die Carlingford Road zurück. »Kein Spaziergang mehr?« fragte Kincaid, dem aufgefallen war, daß Gemma mehrmals auf ihre Uhr gesehen hatte.
      Gemma schüttelte den Kopf. »Besser nicht. Ich habe meiner Mutter versprochen, wir würden noch vorbeikommen. Sie behauptet, wir besuchten sie nicht oft genug.«
      Kincaid hörte einen Unterton in ihrer Stimme, einen Anflug von Beunruhigung oder Gereiztheit, und ihm fiel wieder ein, wie sie am Morgen am Telefon gewesen war. Wahrscheinlich irgendein Kerl, dachte er und erkannte plötzlich, wie wenig er von Gemma wußte. Nur daß sie sich kurz nach Tobys Geburt hatte scheiden lassen; in einem Doppelhaus in Leyton wohnte; in Nord-London aufgewachsen und zur Schule gegangen war. Das war alles. Er war nie in Leyton gewesen - immer holte sie ihn ab, oder sie trafen sich im Yard.
      Das Ausmaß seiner Kurzsichtigkeit erschreckte ihn. Er fand sie zuverlässig, attraktiv, intelligent und häufig eigensinnig, mit dem besonderen Talent ausgestattet, den Leuten bei der Vernehmung die Befangenheit zu nehmen - mehr als diese Eigenschaften, die sie zu einer wertvollen Mitarbeiterin machten, hatte er nie gesehen. Hatte sie einen Freund (dies mit einem Stich der Irritation, der unidentifiziert blieb)? Verstand sie sich mit ihren Eltern? Was für Freunde hatte sie?
      Er betrachtete sie, während sie Seite an Seite gingen. Sie strich sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht, als sie den Kopf neigte, um eine Frage Tobys zu beantworten, doch ihr Gesicht verriet, daß sie mit ihren Gedanken ganz woanders war.
      »Gemma«, sagte er ein wenig zögernd. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
      Sie sah ihn verdutzt an, dann lächelte sie. »Wieso? Nein, es ist alles bestens.«
      Irgendwie war Kincaid nicht überzeugt, aber er ließ es dabei bewenden. Ihr Verhalten ermutigte nicht zu weiteren Fragen.
      Die blütenschweren Äste eines Pflaumenbaums streckten sich über den Bürgersteig, und als sie unter ihnen hindurchgingen, rieselten die Blütenblätter wie Konfetti auf sie herab. Sie lachten, und die momentane Verlegenheit verflog, und dann standen sie vor seinem Haus und verabschiedeten sich voneinander.
      Kincaid stieg allein die Treppe hinauf. Der Nachmittag dehnte sich wie eine Wüste vor ihm. Das rote Licht seines Anrufbeantworters blinkte zur Begrüßung, als er in die Wohnung trat, und seine Stimmung sank noch tiefer. »Na prächtig«, murmelte er und drückte auf den Wiedergabeknopf.
      Der diensthabende Sergeant wollte wissen, was zum Teufel das zu bedeuten habe, das Krankenhaus habe wegen einer Obduktion angerufen, die er angeordnet habe, und er solle sich gefälligst an den vorgeschriebenen Dienstweg halten, sonst gäbe es Krach. Die eigentliche Nachricht fügte er beinahe beiläufig hinzu, ehe er abrupt auflegte.
      In Jasmine Dents Körper hatte man eine tödliche Menge Morphium gefunden.
     
     

5
     
    Kincaid knöpfte die Plane seines Midget auf, faltete sie von vorn nach hinten und verstaute sie im Kofferraum. Dank langer Übung erledigte er dies alles schnell und routiniert. Der knallrote kleine Wagen blitzte ihn heiter an und lud zu einer Spritztour in der Sonne ein, doch Kincaid schüttelte den Kopf, als er sich hinter das Steuer setzte. Eine idyllische Fahrt über die Dörfer war nicht das, was er im Sinn hatte, mochte der Tag auch noch so verlockend sein. Er holte seine Sonnenbrille aus dem Seitenfach in der Wagentür und legte den Gang ein.
      Hinter dem Rosslyn Hill fuhr er durch kleine Nebenstraßen South Hampsteads bis zur Kilburn High Road gleich nördlich von Maida Vale. Er fand die Adresse, die er suchte, ohne Schwierigkeiten. Margaret Bellamy wohnte in einem schäbigen Reihenhaus in einer Straße, die der Sanierung entgangen war. Die Haustür war rostrot wie

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