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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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als ihn die Essigdünste erreichten. Junggesellengewohnheiten, dachte er. In ein paar Jahren würde er selbst es nicht anders machen.
      »Was meinen Sie, Major? Sie haben sie gekannt, besser vielleicht als ich.«
      Der Major schob einen Bissen Omelette in den Mund. »Ich kann beim besten Willen nicht behaupten, sie gut gekannt zu haben. Wir haben uns immer nur über Alltägliches unterhalten - den Garten, das Fernsehprogramm. Margaret habe ich nie kennengelernt, aber ich hab’ sie natürlich kommen und gehen sehen, und manchmal kam sie zur Treppe heraus, wenn ich im Garten war, und hat mir gewinkt. Ein freundliches junges Ding. Nicht wie Jasmine. Damit will ich nicht sagen«, fügte er hastig hinzu, »daß Jasmine unfreundlich war. Aber sie war verschlossen, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Wie von seiner eigenen Redseligkeit überrascht, hielt der Major plötzlich den Mund und widmete sich seinem Omelette.
      Im Hintergrund zischte und gurgelte die Espressomaschine. Kincaid nahm einen Happen von seinem Omelette und fragte: »Haben Sie Margaret einmal in Begleitung kommen sehen? Mit einem Freund vielleicht?«
      Der Major runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht behaupten.«
      Kincaid war sicher, daß er sich an Roger erinnert hätte. »Haben Sie Theo, ihren Bruder, einmal kennengelernt?«
      »Nein. Sie hatte ja in den letzten Monaten kaum Besuch. Nur die Pflegerin kam regelmäßig. Die«, sagte er in vertraulichem Ton und neigte sich näher zu Kincaid, »ist wirklich eine gutaussehende Frau.«
      Kincaid vermerkte mit Erheiterung, daß des Majors Leidenschaft für Pflanzen sich nicht auf Rohkost erstreckte - fast die ganze Kresse- und Gurkengarnitur auf seinem Teller war unberührt.
      »Wie war es am Donnerstagabend? Haben Sie gesehen, ob da jemand Jasmine besucht hat?«
      »Da war ich nicht zu Hause. Donnerstags bin ich nie zu Hause. Da hab’ ich Chor.«
      »Sie singen?« fragte Kincaid. Er schob seinen leeren Teller weg und beugte sich mit aufgestützten Ellbogen vor.
      »Seit meiner Kindheit. Ich hab’ vor dem Stimmbruch sogar Preise gewonnen.«
      Kincaid hatte den Eindruck, daß das Gesicht des Majors noch tiefer gerötet war als sonst. Dies also war die andere Leidenschaft seines Lebens. »Das ist ja interessant. Und wo singen Sie?«
      Der Major trank sein Bierglas aus und tupfte sich den Schnauzer mit der Serviette. »In der St. John’s Kirche. Beim Sonntagsgottesdienst. Mittwochs im Abendgottesdienst. Und donnerstags haben wir Probe.«
      »Sind Sie am Donnerstag spät zurückgekommen?«
      »Nein. So gegen zehn, wenn ich mich recht erinnere.«
      »Und haben Sie irgend etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen?«
      Kincaid hielt nicht gerade den Atem an vor Spannung. Solche Fragen mußte er stellen, aber die Antworten fielen selten aufregend aus. Wenn jemand etwas wahrhaft Ungewöhnliches beobachtet hatte, erzählte er das meist gleich von selbst. Kleine Ungereimtheiten hingegen fielen den Leuten oft erst wieder ein, wenn man ihrem Gedächtnis mit Fragen nachhalf.
      Der Major schüttelte den Kopf. »Nichts, nein.«
      Die Kellnerin räumte Kincaids leeren Teller ab und kam gleich mit ihrer Rechnung wieder. Der Geräuschpegel in dem Lokal war ständig gestiegen, und als Kincaid sich jetzt umblickte, sah er, daß alle Tische besetzt waren und an der Tür die Leute Schlange standen, die auf einen Tisch warteten. Widerstrebend trank er den letzten Schluck Bier.
      »Na, dann wollen wir den Massen mal Platz machen.«
      Im Schatten der Polizeidienststelle Hampstead bogen sie nach kurzem Marsch in die Pilgrim’s Lane ein. Kincaid fand es recht ironisch, daß er sich seine Wohnung ausgerechnet in der Nähe dieses Gebäudes gesucht hatte, das von J. Dixon Butler entworfen worden war, dem Architekten, der mit Norman Shaw zusammen New Scotland Yard sein bauliches Gesicht gegeben hatte. In Kincaids Phantasien umwaberten stets Nebelschwaden seine Queen-Anne-Türmchen, und viktorianische Bobbys eilten schneidig zur Rettung armer Opfer herbei.
      Als sie die Carlingford Road erreichten, brach der Major das Schweigen zwischen ihnen und sagte: »Was ist mit dem Dachhasen? Ist für den gesorgt?«
      »Dachhase?« echote Kincaid verständnislos. »Ach so, Sie meinen die Katze. Nein. Nein, ich weiß nicht, was aus dem Tier werden soll. Sie würden wohl nicht...«
      Der Major schüttelte schon den Kopf. »Ich kann die Tiere nicht im Haus

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