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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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hatte den Eindruck, daß er stets so reagierte, wenn jemand ihn in seinem Einsiedlerdasein zu stören drohte. »Gut, ja. Im Schuppen ist noch ein zweiter Spaten.«
      Kincaid trug die Töpfe nach hinten zur Mauer, und als der Major mit den Spaten zurückkam und auf eine Stelle zwischen den Stiefmütterchen und den Löwenmäulchen deutete, begann er zu graben. Sie arbeiteten schweigend, während die Schatten im Garten länger wurden.
      Als der Major meinte, die Löcher seien tief genug, setzten sie die Wurzelballen behutsam hinein, füllten die Hohlräume auf und drückten die Erde mit den Händen fest. Nach jahrelangem Leben in einer Großstadtwohnung fühlte Kincaid sich danach so befriedigt wie in seiner Kindheit in Cheshire, als er mit Leidenschaft Erdburgen gebaut hatte.
      Der Major richtete sich auf und musterte auf seinen Spaten gestützt ihr gemeinsames Werk. »So, das hätten wir. Gut gemacht. Sie würde sich freuen, wenn sie es sehen könnte.«
      Kincaid nickte, den Blick auf die dunklen Fenster von Jasmines Wohnung gerichtet. In seinen eigenen Fenstern, eine Etage höher, spiegelte sich noch die Sonne.
      »Ich habe einen Bärenhunger. Kommen Sie doch mit, gehen wir etwas essen«, sagte er impulsiv und versuchte sich einzureden, er wolle lediglich die Gelegenheit nutzen, dem Major ein paar Fragen zu stellen, und sein Vorschlag habe überhaupt nichts mit dem Gedanken an seine leere Wohnung zu tun. Geduldig wartete er auf die Antwort des Majors.
      Der sah sich im Garten um, als wollte er sich bei den Tulpen und Forsythien Rat holen. »Gut. Dann waschen wir uns jetzt am besten mal die Hände.«
      Sie setzten sich in eine Imbißstube am Rosslyn Hill und bestellten Omelettes mit Pommes frites und Salat. Der Major hatte sich das dünne Haar sehr gründlich gebürstet, so daß seine Kopfhaut rosig schimmerte wie sein Gesicht; und Kin-caid wunderte sich über diese Generation, die zum zwanglosen Abendessen an einem Samstagabend einen Schlips umband. Er selbst hatte sein Baumwollhemd mit einem langärmeligen Pulli vertauscht, weil der Abend kühl geworden war.
      Als sie den ersten Schluck von ihrem Bier getrunken hatten, wischte sich der Major den Schaum vom Schnauzer und fragte: »War der Bruder inzwischen da? Erledigt er die Formalitäten wegen der Beerdigung und so weiter?«
      »Ja, der Bruder war hier, aber soviel gibt es im Moment nicht zu erledigen, da die Beerdigung vorläufig nicht stattfinden wird.«
      Der Major riß erstaunt die blauen Augen auf. »Wieso denn das?«
      »Weil ich eine Obduktion angeordnet habe, Major. Es gab Anzeichen dafür, daß Jasmine Selbstmord begangen haben könnte.«
      Einen Herzschlag lang starrte der Major ihn sprachlos an, dann stellte er sein Glas mit solchem Schwung auf den Tisch, daß etwas Bier überschwappte. »Was soll das? Warum konnten Sie sie nicht einfach in Frieden sterben lassen? Spielt es denn für irgend jemand eine Rolle, wenn die arme Seele sich ihr Leiden etwas abgekürzt hat?«
      Kincaid zuckte die Achseln. »Nein, gewiß nicht, Major, und ich hätte bestimmt nichts unternommen, wenn nicht noch etwas anderes hinzugekommen wäre. Ein paar Dinge paßten nicht zu der Selbstmordtheorie, und ich weiß jetzt mit Sicherheit, daß sie keines natürlichen Todes gestorben ist. Ich habe inzwischen den Obduktionsbefund.«
      »Was für Dinge?« fragte der Major.
      »Jasmine spielte in der Tat mit dem Gedanken an Selbstmord, das wissen wir. Sie hatte ihre Freundin Margaret gebeten, ihr dabei zu helfen. Dann jedoch erklärte sie Margaret, sie habe eine andere Einstellung dazu gewonnen und es sich nun anders überlegt. Sie hinterließ keinen Abschiedsbrief, keinerlei Erklärung. Aber mindestens Margaret hätte sie doch ganz gewiß etwas hinterlassen. Und...« Kincaid machte eine kleine Pause, um einen Schluck Bier zu trinken, »sie verabredete sich mit ihrem Bruder, den sie seit sechs Monaten nicht mehr gesehen hatte, für morgen.«
      Der Major hatte nickend zugehört, doch als Kincaid endete, sagte er: »Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand dem armen Ding etwas antun würde. Sie hätte es doch sowieso nicht mehr viel länger gemacht.« Die blauen Augen in dem runden Gesicht hatten einen überraschend scharfen Glanz.
      Das Erscheinen der Kellnerin, die ihr Essen brachte, gewährte Kincaid Aufschub. Der Major goß Essig über seine Pommes frites und Flaschensoße über sein Omelette. Kincaid krauste unwillkürlich die Nase,

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