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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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verbitterte Frau. Sie gehörte zu den Leuten, die ständig das Gefühl haben, im Leben zu kurz gekommen zu sein. Vielleicht hat sie ihren älteren Bruder mehr geliebt als gut für sie war. Damals allerdings«, Alice lächelte mit feiner Belustigung, »hat man natürlich über solche Dinge keine Spekulationen angestellt. Ganz gleich, sie hat ihre Schwägerin verachtet und kein gutes Haar an ihr gelassen.«
      »Und Jasmine?« Kincaid stand auf, ging zum Kamin und bestreute das Feuer mit Asche.
      »Jasmine muß May an ihre Mutter erinnert haben. Auf jeden Fall konnten die beiden vom ersten Moment an nicht miteinander. Und Jasmine - Jasmine war schwierig. Ich hatte zu unterrichten aufgehört, als die Dorfschule geschlossen wurde, aber ich hatte noch Verbindungen, Zugang zum Klatsch, könnte man sagen.«
      »Sie waren die Dorflehrerin?« Kincaid stellte sich eine jüngere Alice vor, die ihre Schützlinge mit dem ihr eigenen sanften Humor führte.
      »Ich hatte zwei Kinder, die ich allein großziehen mußte, und weder das Geld noch die Neigung, untätig herumzusitzen«, sagte sie sachlich. »Jasmine«, fuhr sie fort, als hätte er sie nicht unterbrochen, »war nicht beliebt. Sie wurde zwar nicht gerade geschnittten, aber sie paßte nicht ins Schema; die anderen Kinder fühlten sich in ihrer Gegenwart unbehaglich.« Alice machte eine kleine nachdenkliche Pause. »Jasmine war ein sehr schönes junges Mädchen. Aber anders. Die anderen wußten nicht, wie sie mit ihr umgehen sollten. Ich selbst habe versucht, mich mit ihr anzufreunden - ich dachte, sie brauche vielleicht einen Menschen, dem sie sich anvertrauen könne, und May wäre da sicher nicht die Richtige gewesen -, aber sie ging auf meine Bemühungen nicht ein. Sie war von einer Zurückhaltung, einer Verschlossenheit, die man nicht durchdringen konnte.«
      Kincaid nickte. »Und Theo? Paßte der sich besser an?«
      Alice lehnte sich in ihrem Sessel zurück und streckte die Beine zum Feuer aus. Kincaid vermerkte, daß die Fesseln über den gepolsterten Turnschuhen immer noch schlank und zierlich waren.
      »Ja, ich denke, man könnte sagen, daß Theo weniger Anpassungsschwierigkeiten hatte. Zunächst einmal sah er schon viel mehr wie ein Engländer aus. Seinen Kolonialakzent legte er im Handumdrehen ab. Jasmine, könnte ich mir vorstellen, hat ihn wohl nie ganz verloren?« Alice sah Kincaid fragend an. »Sie hatte diese sehr präzise Aussprache und das leichte Singen, das man bei vielen Leuten hört, die die Hindustanidialekte sprechen.«
      »Nein, sie hat ihn nie ganz abgelegt. Im Lauf ihrer Krankheit ist er sogar wieder deutlicher hervor getreten.« Kincaid wurde sich bewußt, daß eben Jasmines Stimme ihn angezogen hatte - neben ihrer Intelligenz und ihrem beißenden, trockenen Humor.
      »Theo hat sich mit den Kindern angefreundet oder wurde wenigstens geduldet. Und May hat ihn anfangs ein wenig verhätschelt. Er war ja auch erst zehn, als sie hier ankamen. Ein richtiges Kind noch. Er hatte immer so was von einem armen kleinen Hündchen an sich, das jeden Moment einen Fußtritt erwartet.«
      »Und als die beiden älter wurden?«
      »Eines hat mich immer gewundert«, sagte Alice. »Daß Jasmine es überhaupt so lange hier ausgehalten hat. Ich vermute, sie ist aus Verantwortungsgefühl Theo gegenüber geblieben. Sie fühlte sich als seine Beschützerin und war sehr eifersüchtig auf May. Ganz besonders als Theo die ersten Dummheiten machte.«
      »Dummheiten? Theo?« Kincaids Interesse war geweckt. Er richtete sich auf.
      Alice wiegelte ab. »Ich glaube nicht, daß er irgend etwas aus Bosheit getan hat. Er war einfach einer von diesen Jungen, die ein Talent dafür haben, in schlechte Gesellschaft und eine Patsche nach der anderen zu geraten. Immer war er zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie wissen, was ich meine.«
      Kincaid lächelte. »Das habe ich schon ein-, zweimal gehört, ja. Und wie hat May auf Theos kleine Eskapaden reagiert?«
      »Anfangs hat sie ihn in Schutz genommen, aber nachdem Jasmine fortgegangen war, leistete er sich schlimmere Dinge als Spritztouren in fremder Leute Autos.« Alice beugte sich vor und nahm sich einen Keks vom Teller. »Schokoladenplätzchen. Mein einziges Laster«, bemerkte sie entschuldigend. »May sprach eines Tages nicht mehr davon, daß sie ihn auf die Universität schicken würde. Das war sowieso von Anfang an eine Illusion gewesen. Er war für ein Studium viel zu schlecht in der

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