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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Schule.«
      »Wissen Sie, warum Jasmine damals weggegangen ist?« fragte Kincaid.
      »Nein. Aber ich habe mir natürlich meine Gedanken gemacht. Eines Tages hat sie einfach ihre Stellung aufgegeben und ist verschwunden. Buchstäblich von einem Tag auf den anderen. May war außer sich. Nannte sie ein undankbares kleines Luder, und das waren starke Worte für May. Dabei hatte sie von dem Moment an, als Jasmine aus der Schule kam, nichts anderes getan, als sich über sie zu beschweren. Was für eine Last sie sei, wie sehr sie sich wünsche, sie würde endlich ausziehen - und das, obwohl Jasmine einen Teil ihres Gehalts abgab, nachdem sie eine Stellung gefunden hatte. Außerdem war May ja keine arme Frau, sie hätte es sich leisten können, für Jasmine zu sorgen.«
      »Man hätte also meinen sollen, May wäre heilfroh gewesen, Jasmine endlich los zu sein.«
      »Genau. Aber das war typisch für May. Nie war sie zufrieden, und schon gar nicht dann, wenn sie bekam, was sie wollte.« Alice starrte ins Feuer, und Kincaid wartete schweigend. »Trotzdem... da war was. Ich hätte es als bösartigen Klatsch abgetan und nicht mehr darüber nachgedacht, wenn Jasmine nicht so bald danach verschwunden wäre.«
      »Ein Gerücht?«
      »Ja... Jasmine zöge mit diesem Jungen aus Bladen Valley herum, der nicht ganz richtig war. Sind Sie durch Bladen Valley gekommen?« Sie wies mit dem Arm nach Westen. »Das war auch so ein Experiment. Das Dorf wurde im Ersten Weltkrieg gebaut, allerdings für die Landarbeiter. Ein passender Ort für ein Kriegerdenkmal, finde ich.«
      »Ach, das ist ein Kriegerdenkmal, dieses große Steinkreuz?«
      Alice nickte. »Von einem Bildhauer namens Eric Gill. Es soll eine gewisse heilige Juliana darstellen, eine Mystikerin des fünfzehnten Jahrhunderts. Ich habe leider nie entdeckt, was sie mit dem Krieg zu tun hatte.«
      »Mrs. Finney«, sagte Kincaid, um sie wieder zum Thema zurückzuführen. »Was fehlte dem Jungen?«
      »So genau weiß ich das nicht. Er war nicht zurückgeblieben. Eher labil, geistig krank vielleicht. Er hatte angeblich eine Neigung zu plötzlichen Gewaltausbrüchen, wenn es stimmt, was die Leute sich erzählen. Aber das ist alles so lange her.« Sie seufzte.
      »Ich habe Sie ermüdet«, sagte Kincaid augenblicklich zerknirscht. »Verzeihen Sie mir.«
      »Nein, nein, das ist es nicht.« Alice Finney richtete sich auf, und ein Teil ihrer Lebhaftigkeit kehrte zurück. »Ich ärgere mich über mich selbst, wenn ich ehrlich sein soll, weil ich mich nicht an den Namen dieses Jungen erinnern kann. Ich hasse es, wenn ich merke, daß mir die Dinge nicht mehr einfallen - ich komme mir dann so alt vor.« Sie lächelte. »Was ich doch gar nicht bin.«
      »Natürlich nicht«, stimmte Kincaid zu.
      »Und es gibt keine Angehörigen. Die Mutter gab den Jungen in ein Heim. Nicht lange nachdem Jasmine verschwunden war, glaube ich. Sie selbst ist jetzt seit gut fünfzehn oder zwanzig Jahren tot. Und sonst hat er keine Familie gehabt, soviel ich weiß.«
      »Was wurde aus Theo, nachdem Jasmine fortgegangen war?«
      »Er hat die Schule fertiggemacht, wenn ich mich recht erinnere, aber danach ist er nie richtig auf die Beine gekommen. Er fand keine Arbeit und geriet in immer schlimmere Geschichten. Dann starb May eines Tages. Sie bekam eine Lungenentzündung und war innerhalb von Tagen tot. Jasmine ist nie wieder hierher gekommen, nicht einmal zur Beerdigung, und nachdem Mays Angelegenheiten geregelt waren und das Haus verkauft, ist auch Theo verschwunden. Ich habe nie wieder ein Wort von den beiden gehört, bis heute.«
      »Wissen Sie, ob May ihnen etwas hinterlassen hat?«
      »Sie muß ganz schön was auf der Seite gehabt haben. Sie war ja entsetzlich knausrig. Sie ist mit ihrem Erbe offenbar weit besser umgegangen als ihr Bruder mit seinem, aber ich habe keine Ahnung, wie sie es zwischen den Kindern aufgeteilt hat - andere Verwandte waren nicht da. Aber sie kann ihr Geld auch einem Heim für herrenlose Katzen hinterlassen haben. Ich habe keine Ahnung.« Sie schwieg einen Moment. Dann sah sie Kincaid an. »Sie können es bei dem Anwalt in Blandford Forum versuchen.«
      »Bei dem Jasmine damals gearbeitet hat? Gibt es den noch?«
      »Er war damals der einzige hier in der Gegend, da hat er natürlich Mays Angelegenheiten betreut. Der alte Mr. Rawlinson ist inzwischen gestorben, und der Sohn wird sich vielleicht nicht an Jasmine erinnern, aber es könnte

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