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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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einen Versuch wert sein.«
      Kincaid stand auf. »Sie haben mir wirklich sehr geholfen. Es tut mir leid, daß ich Sie so lange belästigt habe.«
      »Unsinn.« Sie stand ebenfalls auf, lehnte es ab, sich dabei von Kincaid helfen zu lassen. »Glauben Sie denn, ich habe noch etwas Besseres zu tun, als mit einem gutaussehenden jungen Mann, der sich für alles, was ich zu sagen habe, brennend interessiert, Tee zu trinken? Das ist der Traum jeder alten Frau, mein Junge.«
      Kincaid verspürte plötzlich das Verlangen, etwas zu tun, was sich gar nicht gehört und gar nicht dem englischen Wesen entspricht. Er legte ihr leicht die Hände auf die Schultern und sagte: »Sie sind eine hinreißende Frau. Ihr Mann war ein Glückspilz, und wenn ich ein paar Jährchen älter wäre, Alice : Finney, würde ich Sie heiraten.« Er neigte sich zu ihr hinunter und küßte sie auf die Wange, deren Haut so weich war wie die Lippen eines jungen Mädchens.
     
    Blandford Forum war, wie Alice ihm erzählt hatte, im Jahr siebzehnhunderteinunddreißig fast bis auf die Grundfesten niedergebrannt. Das Feuer war im Haus des Kerzenziehers ausgebrochen und rasch von einem strohgedeckten Dach zum nächsten übergesprungen. So tragisch der Brand für die Menschen damals gewesen sein mußte, Blandford Forum hatte davon profitiert, es war als ein Juwel georgianischen Baustils wiederauferstanden. Die Kanzlei Rawlinson & Söhne hatte ihre Büroräume in dem georgianischen Haus am Marktplatz soweit die Dorfbewohner zurückdenken konnten.
      Kincaid, der durch das Milchglas der inneren Tür spähte, konnte nur verschwommene Schemen erkennen. Er zog die Tür auf und trat in einen ganz gewöhnlichen Empfangsraum mit Sesseln für wartende Mandanten und einem Schreibtisch, an dem eine Empfangsdame saß.
      Sie drehte sich von ihrer Schreibmaschine weg und fragte ihn lächelnd: »Guten Tag. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
      »Äh... das weiß ich selbst nicht so genau, um ehrlich zu sein. Ist Mr. Rawlinson zu sprechen?«
      »Der ist heute nachmittag bei Gericht.« Sie sah auf ihre Uhr und fügte hinzu: »Und es wird leider auch noch eine Weile dauern. Möchten Sie vielleicht einen Termin vereinbaren?«
      Sie fügte taktvollerweise, dachte Kincaid, nicht hinzu, daß jeder Idiot von vornherein einen vereinbart hätte. Auf dem Namensschild auf dem Schreibtisch stand »Carol White«, ein gut englischer Name. Er paßte zu ihr: Mitte Vierzig, gute Figur, ein offenes, sympathisches Gesicht, prachtvolles, schulterlanges, kastanienbraunes Haar - in einigen Jahren würde sie langsam zur Matrone werden, jetzt jedoch war sie noch sehr attraktiv.
      »Ist das der junge Mr. Rawlinson?«
      Sie starrte ihn an, perplex, aber weiterhin höflich. »Der alte Mr. Rawlinson ist schon vor zehn Jahren gestorben. Sie sind offensichtlich nicht von hier?«
      »Nein, aus London.« Kincaid holte seinen Dienstausweis heraus und zeigte ihn ihr.
      »Oh!« Sie bekam große Augen, als sie den Ausweis sah. Dann blickte sie zu ihm auf. »Na so was! Und was will Scotland Yard von uns?«
      Kincaid beeilte sich, sie zu beruhigen. »Nur einige sehr verstaubte Informationen. Halten Sie es für möglich, daß Mr. Rawlinson sich an ein junges Mädchen erinnert, das vor fast dreißig Jahren eine Weile hier in der Kanzlei gearbeitet hat? Ihr Name war Jasmine Dent.«
      Carol White starrte ihn an, dann sagte sie langsam: »Nein. Mr. Rawlinson war zu der Zeit noch im Internat. Aber ich erinnere mich an sie. Ich erinnere mich an Jasmine.«
      Unaufgefordert zog sich Kincaid einen der Besucherstühle zum Schreibtisch heran und setzte sich. »Sie erinnern sich an sie?«
      Noch immer etwas zögernd sagte sie: »Ich weiß, es ist ziemlich albern, aber ich gebe einfach nicht gern zu, wie lange ich schon hier sitze. Ich habe direkt nach der Schule hier angefangen, genau wie Jasmine. Sie war nur ein paar Jahre älter als ich.«
      »Mr. Rawlinson brauchte zwei Sekretärinnen?«
      »Könnte man sagen.« Sie lächelte. »Mr. Rawlinson hatte ein Faible für hübsche junge Mädchen, und das waren wir beide, auch wenn Sie mich jetzt vielleicht für eingebildet halten.« Sie hob abwehrend die Hand, als Kincaid etwas einwerfen wollte, und fügte hinzu: »Ich will damit auf keinen Fall sagen, daß er es wirklich auf junge Mädchen abgesehen hatte - soviel ich weiß, hat er nie etwas dergleichen versucht - aber er sah sich gern als flotter Draufgänger. Und da er uns damals

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