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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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heraus und hielt ihn der verwunderten Frau hin. »Mein Name ist Duncan Kincaid.«
      Mit zusammengezogenen Brauen blickte sie von dem Ausweis zu seinem Gesicht auf. »Nach so einem hohen Tier sehen Sie gar nicht aus.«
      Kincaid lachte. »Besten Dank.«
      Errötend sagte sie: »Ich sehe schon, ich benehme mich wie eine alte Idiotin, die sich einbildet, jeder der jünger als sechzig ist, gehört noch gewindelt. Ich bin übrigens Alice Finney.« Sie bot Kincaid die Hand, und der nahm sie und war sich bewußt, wie leicht, beinahe gewichtslos sie in der seinen lag.
      »Mrs. Finney, erinnern Sie sich an die Nichte und den Neffen May Dents, die aus Indien kamen und dann bei ihr im Haus lebten?«
      Sie warf ihm einen konsternierten Blick zu. »Aber natürlich erinnere ich mich an Jasmine und Theo. So klar wie an meinen eigenen Namen. Aber das ist dreißig Jahre mindestens her. Wieso fragen Sie mich heute nach ihnen?«
      Kincaid holte kurz Atem und bemühte sich um den richtigen Ansatz. »Es handelt sich...«
      Alice Finney schüttelte den Kopf. »Nein, nein.« Sie wies mit einer Kopfbewegung auf die toten Fassaden der Dorfhäuser. »Ich sehe schon, daß das nicht so nebenbei besprochen werden kann. Gehen wir lieber hinein. Ich mache uns eine Tasse Tee, und Sie können mir alles der Reihe nach erzählen, von Anfang an.«
      »Ja, Mrs. Finney«, antwortete Kincaid so gehorsam wie ein Schuljunge und folgte ihr den Gartenweg hinauf.
      Die Untertasse auf seinem Knie, führte Kincaid eine Tasse zum Mund, die aus so feinem Porzellan war, daß er fürchtete, allein sein Atem könnte sie zerbrechen. Draußen vor den Fenstern des Wohnzimmers hatte sich wieder grauer Dunst zusammengezogen, der die Farben der blühenden Sträucher und Blumen schluckte. Alice Finney kniete vor ihrem offenen Kamin und machte Feuer. Als Kincaid ihr helfen wollte, lehnte sie mit einer Handbewegung ab.
      »Ich mache das seit fast fünfzig Jahren allein. Da werde ich es jetzt auch noch schaffen.«
      Sie setzte sich ihm gegenüber in einen mit Brokat bezogenen Sessel, dessen Sitzfläche schon ein wenig schäbig war. Auf Kincaids fragenden Blick ergriff sie ihre Tasse und fuhr fort: »Mein Mann Jack und ich wären dieses Frühjahr fünfundfünfzig Jahre verheiratet gewesen. Er war Pilot. Er ist ein wenig ruhmreicher umgekommen als viele andere - in der Luft und nicht im Schützengraben. Aber ihm wird das wohl kaum ein Trost gewesen sein.« Sie lächelte plötzlich schalkhaft. »Ziehen Sie doch nicht so eine Leichenbittermiene, Mr. Kincaid. Um ehrlich zu sein, es gibt Tage, da kann ich mich nicht erinnern, wie er ausgesehen hat, so lange ist das alles her. Und in meinem Alter Erinnerungen nachzuhängen, ist nichts als Schwelgen in Sentimentalität. Erzählen Sie mir von Jasmine und Theo Dent.«
      In der Wärme und Behaglichkeit des kleinen Wohnzimmers vergaß Kincaid seine sorgsam überlegten einführenden Worte. »Jasmine Dent war meine Nachbarin. Und meine Freundin. Sie hatte Lungenkrebs. Als sie starb, nahmen wir darum zunächst an, die Krankheit sei schneller fortgeschritten, als wir erwartet hatten.«
      Alice Finney hörte ihm aufmerksam zu. Nicht einmal als sie von ihrem Tee trank, wandte sie den Blick von seinem Gesicht. Bei der Erwähnung von Jasmines Tod preßte sie kurz die Lippen zusammen.
      »Dann erfuhren wir, daß Jasmine eine jüngere Freundin gebeten hatte, ihr beim Selbstmord zu helfen, aber in letzter Minute doch einen Rückzieher gemacht hatte. Ich ordnete eine Obduktion an.« Kincaid machte eine Pause, doch Alice unterbrach nicht. »Sie ist an einer Überdosis Morphium gestorben, und ich glaube nicht, daß sie sich die selbst verabreicht hat.«
      »Warum nicht?«
      Er zuckte die Achseln. »Ich könnte Ihnen eine Menge logischer Gründe aufzählen, aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, mehr als alles andere ist es ein Gefühl. Ich glaube es einfach nicht.«
      »Und darum sind Sie hierher gekommen.« Alice beugte sich ein wenig vor und nahm die Teekanne von dem kleinen ovalen Tisch, um ihnen beiden nachzugießen. »Ich sage Ihnen gern alles, was ich weiß.« Einen Moment lang schwieg sie, den Blick ins Leere gerichtet, während sie ihre Gedanken sammelte. Dann seufzte sie. »Es war von Anfang an eine ungute Geschichte. May Dent hätte niemals Kinder haben dürfen. Sie war nicht fähig, sie zu lieben. Ich muß allerdings sagen, ich glaube, mit Theo hat sie sich ehrlich bemüht. Sie war eine

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