01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut
Stimmung von Endgültigkeit, die sie vermittelten.
Megs Augen wurden feucht. Sie befreite sich aus Rogers Arm. Kincaid setzte an, zu ihr zu sprechen, zögerte und wandte sich statt dessen an Theo.
»Jasmine hat Ihnen kein Bargeld hinterlassen, Theo, aber sie hat alles Notwendige zur Bezahlung der Hypothek auf dem Laden veranlaßt. Sie hat Sie ferner als Begünstigten ihrer Lebensversicherung angegeben, die sich auf eine stattliche Summe beläuft.« Unterschiedliche Emotionen spiegelten sich in Theos Zügen - Enttäuschung, Erleichterung und schließlich Verwirrung, als wäre er nicht sicher, ob er belohnt oder bestraft worden sei.
»Meg, abgesehen von einigen kleineren Vermächtnissen hat Jasmine Ihnen ihr gesamtes Vermögen hinterlassen. Dazu gehören diese Wohnung und alle ihre Wertpapiere.«
Roger preßte die Lippen zusammen und zwinkerte einmal, aber es gelang ihm dennoch nicht ganz, seine Genugtuung zu verbergen. Meg sah hingegen noch unglücklicher aus als zuvor.
»Mrs. Howarth und Major Keith«, fuhr Kincaid fort, »jedem von Ihnen hat Jasmine eintausend Pfund in Wertschätzung ihrer Freundschaft« hinterlassen. Sie hat außerdem dem Tierschutzverein einen Betrag gespendet. Und das ist schon alles. Ich habe für jeden von Ihnen eine Kopie.« Er wies auf den Stapel Papiere, den er auf den Eßtisch gelegt hatte. »Wenn Sie -«
»Das ist nicht recht.« Felicitys Gesicht war beinahe so weiß wie die Bluse, die sie unter der anthrazitgrauen Kostümjacke trug. Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich kann das nicht annehmen. Es war meine Aufgabe, mich um sie zu kümmern. Niemals hätte ich erwartet -«
»Ich ebensowenig.« Der Major stand auf. Er drückte nervös seine Mütze zwischen seinen kurzen, kräftigen Fingern zusammen. »Das geht einfach nicht. Schlimm genug, daß sie so früh sterben mußte, aber dann auch noch von ihrem Tod zu profitieren...« Er sah sich im Zimmer um, als hoffte er, jemand würde ihm weiterhelfen. Dann sagte er: »Entschuldigen Sie mich«, drehte sich herum und ging zur Tür hinaus.
Im nachfolgenden Schweigen hörte Kincaid, wie der Nachhall vom Zuschlagen der Tür langsam verklang.
Meg trat einen Schritt auf die Tür zu. »Kann denn nicht jemand etwas tun? Mit ihm sprechen? Ich bin sicher, Jasmine hätte nicht gewollt, daß er es so... falsch auffaßt. Sie wollte ihm doch nur für seine Güte danken.«
»Sei nicht albern.« Rogers Verachtung war unverkennbar. »Der kommt bald wieder zu Verstand, darauf kannst du dich verlassen.«
Kincaid sagte zu Felicity: »Ich weiß nicht, ob Sie ein Vermächtnis ausschlagen können. Sie müssen das mit Jasmines Anwalt besprechen. Selbstverständlich könnten Sie das Geld verwenden, wie Sie es für richtig halten - Sie könnten es zum Beispiel für einen wohltätigen Zweck spenden, wenn Ihnen das angenehmer wäre.«
»Nichts kann mir das angenehmer machen. Ich werde es einfach nicht annehmen.« Felicitys Stimme war laut; der erste Riß in der professionellen Fassade.
Meg trat zu ihr und sah ihr ernsthaft in die Augen. »Jasmine hat mir so oft erzählt, wie gut Sie zu ihr waren, wie sehr sie Ihre Ehrlichkeit schätzte. >Kein Getue<, sagte sie immer.« Meg lächelte bei der Erinnerung und kniete vor Felicity nieder. »Sie mochte das an Ihnen. Sie waren der einzige Mensch, bei dem sie sich darauf verlassen konnte, daß er ihr schonungslos die Wahrheit sagte. Die meisten von uns haben in dieser Hinsicht versagt. Es ist leichter vorzugeben, es verginge bald wieder.« Meg hockte sich auf ihre Fersen und wandte den Blick ab, während sie an ihrem Rock zupfte. »Sogar wenn sie davon gesprochen hat, daß sie sich das Leben nehmen wollte, habe ich es nie wirklich geglaubt - es wurde nie richtig real. Es war wie im Kino oder im Theater.« Sie sah sie alle an außer Roger. »Verstehen Sie das?«
»Ja«, antwortete Theo. Er hatte das nervöse Zupfen an seinen Hosenträgern eingestellt, als er Meg zugehört hatte, und setzte sich jetzt auf einen Stuhl am anderen Ende des Eßtischs. Die Ellbogen aufgestützt, sagte er: »Bei mir war es genauso. Ich hätte die Wahrheit erkennen müssen, als sie sagte, es ginge ihr besser, mich aber trotzdem nicht sehen wollte. Ich hätte nicht lockerlassen sollen, ich hätte einfach nach London kommen und vor ihrer Tür kampieren sollen, bis sie mich hereingelassen hätte. Ich hätte alles für sie tun müssen, was in meiner Macht stand.« Mit einem hilflosen
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