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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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warf ihm einen kurzen Blick zu und richtete dann ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Verkehr. »Oh, verdammter Mist!« Dank der flüchtigen Ablenkung blieb ihr keine Zeit mehr, sich in die rechte Spur einzureihen, und auf der linken wurden sie in eine der schmalen Einbahnstraßen geschleust. »Was machen wir jetzt?«
      Kincaid lächelte. »Wir haben keine Wahl. Fahren wir einfach weiter. Wir werden schon sehen, wo wir wieder rauskommen.«
      Die Straße verengte sich zu einer kopfsteingepflasterten Gasse, die sich zwischen endlos scheinenden Reihen von Lagerhäusern hindurchschlängelte. Plötzlich schossen sie in die Sonne hinaus. Vor ihnen, jenseits eines mit Backstein gepflasterten Platzes, der mit einer Kette abgesperrt war, lag die Themse.«
      »Halten Sie da drüben.« Kincaid deutete auf eine Stelle vor der Absperrung. »Vertreten wir uns ein wenig die Füße.« Zu ihrer Rechten sauste der Verkehr über die bucklige Brücke, die sie überquert hatten, ehe sie auf Abwege geraten waren.
      Die Sonne lag warm auf ihren Gesichtern, und eine kleine Brise zauste ihr Haar. Am anderen Flußufer tauchten Trauerweiden im ersten frischen Grün ihre Zweige ins Wasser. Ein vertäutes Hausboot schaukelte sachte von seinem Spiegelbild begleitet in der Strömung, und auf einem Pfosten stand ein Pelikan auf einem Bein und träumte. Selbst die Verkehrsgeräusche schienen hier gedämpft.
      »Das war ja ein richtiges Glück, daß wir falsch abgebogen sind. Kommen Sie.« Kincaid begann langsam an der Sperrkette entlangzugehen. »Zu schade, daß das Schicksal einen auf diese kleinen Geschenke nicht vorbereitet. Wir hätten ein Picknick mitnehmen sollen.« Er machte halt, als Gemma stehen blieb und ihr Gesicht mit geschlossenen Augen der Sonne entgegenhob. »Also, was ist?«
      Sie seufzte und antwortete, ohne ihn anzusehen. »Diese Privilegiertheit. Die ganze Schule hat förmlich danach gestunken. Geld und Privilegien, seit Generationen, ob nun fortschrittlich oder nicht. Aber Sie können das wahrscheinlich gar nicht verstehen.« Sie verschränkte die Arme über der Brust und sah ihn an. Im Sonnenlicht konnte er im Braun ihrer Augen goldene Lichter sehen. »Geld an sich läßt mich kalt. Die Leveson-Gowers zum Beispiel - die können im Geld schwimmen und sind trotzdem Gesindel. Sie haben keinen Geschmack, und ich bin ihnen haushoch überlegen. Aber diese Selbstsicherheit, die diese Leute schon mit der Muttermilch einsaugen, wenn ich die sehe, dann wird mir immer ganz anders - diese Selbstverständlichkeit, mit der man immer genau weiß, was man gerade sagen oder tun muß. Für Sie ist das so selbstverständlich wie das Atmen.«
      »Moment mal, ich bin nicht das Produkt einer exklusiven Privatschule. Das wissen Sie doch, Gemma. Meine Eltern fühlten sich viel zu sehr als Liberale, um ihre Sprößlinge in so eine Brutstätte des Konservatismus zu geben. Sie waren der Meinung, die örtliche Gesamtschule sei gut genug für uns, und ich denke, sie hatten recht.« Er schob beide Hände in die Hosentaschen und ging weiter. Gemma hielt mit ihm Schritt. Als sie nichts entgegnete, fuhr er zu sprechen fort. »Da steckt doch noch etwas anderes dahinter, nicht wahr? Die Männerprivilegien attackieren Sie doch im allgemeinen, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich erlebe doch immer wieder, wie Sie im Yard ihre Frau stehen und meistens auch gleich noch ein paar Leuten kräftig auf die Zehen treten.«
      »Das ist etwas ganz anderes«, gab sie heftig zurück. »Da kenne ich die Regeln.« Dann lächelte sie etwas verlegen. »Ich bin heute wohl ein bißchen empfindlich. Tut mir leid. Ich sollte es nicht an Ihnen auslassen, nur weil die allgemeine Beschreibung auf Sie paßt.«
      »Geht es um Rob?« fragte Kincaid in sachlichem Ton. Ihren gelegentlich eingestreuten Bemerkungen hatte er entnommen, daß ihr geschiedener Mann wenig Interesse an Toby oder der Aufrechterhaltung freundschaftlicher Beziehungen zeigte. Aber er hatte nicht aufdringlich sein wollen.
      Gemma blieb wieder stehen und schaute über den Fluß. »Ich glaube, er ist abgehauen. Keine Schecks, kein Telefon, keine Nachsendeadresse.«
      »Haben Sie versucht, ihn ausfindig zu machen?«
      »Übers Yard, ja, soweit das möglich war, ohne anzuecken. Es gibt da ein paar Kollegen, die mir eine Gefälligkeit geschuldet haben.« Sie hielt inne und sagte dann heftig: »Dieser gemeine Kerl! Ich bemühe mich, nicht wütend zu werden, aber manchmal muß sich die Wut einfach

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