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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Luft verschaffen. Wie kann er uns das antun?«
      Kincaid wartete schweigend. Sie stieß prustend die Luft aus und entspannte sich ein wenig. »Aber es ist nicht seine Schuld allein«, sagte sie. »Es gehören immer zwei dazu. Ich habe mich wider besseres Wissen dafür entschieden, Rob James zu heiraten, und jetzt muß ich eben die Konsequenzen tragen. Jammern hilft nichts, und außerdem können wir nicht unser Leben lang alles x-mal hinterfragen. Wir tun immer das, was wir gerade können.«
      »Und Sie haben Toby«, sagte Kincaid milde.
      »Ja. Ich kann mir ein Leben ohne Toby nicht vorstellen. Aber genau das ist der springende Punkt - wie soll ich es allein schaffen?«
      »Aber sicher...«
      »Mein ganzes Geld geht für Tobys Betreuung drauf. Es ist schon unter normalen Umständen schwierig, aber wenn ich Überstunden machen muß... ich komme ja so kaum damit aus.«
      »Können Sie nicht an einer anderen Stelle sparen?« Er sprach so beiläufig, wie ihm das möglich war, da er glaubte, wenn er die Teilnahme zeigte, die er empfand, würde Gemma es sich später übelnehmen, daß sie ihm ihr Herz ausgeschüttet hatte.
      »Rob wollte unbedingt das Haus kaufen, obwohl die Zinsen damals so hoch waren. Es wäre eine Kapitalanlage für die Zukunft, sagte er.« Ihr Lächeln war bitter. »Jetzt hängt es mir wie ein Mühlstein am Hals, und völlig runtergekommen ist es außerdem. Rob hatte Riesenpläne, was er im Haus alles machen wollte - aber natürlich ist überhaupt nichts passiert und...« Sie brach plötzlich ab und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. »Mein Gott, hör sich das einer an. Und ich habe gesagt, ich wollte es nicht an Ihnen auslassen. Es tut mir wirklich leid.« Sie lächelte diesmal reuig. »Ich habe oft genug erlebt, wie die Leute Ihnen ohne den geringsten Anstoß ihre ganze Lebensgeschichte erzählen. Ich müßte es wirklich besser wissen.«
      »Was wollen Sie denn nun tun, Gemma?«
      »Ich weiß es nicht. Meine Mutter hat mir angeboten, sich um Toby zu kümmern...«
      »Das ist doch großartig. Das wäre...«
      Sie schüttelte schon den Kopf. »Ich möchte ihnen nicht verpflichtet sein. Ich habe auf eigenen Füßen gestanden, seit ich aus der Schule gekommen bin, und ich habe nicht die Absicht...«
      »Und wer leidet unter Ihrem Eigensinn? Finden Sie nicht, daß es falscher Stolz ist, Hilfe auszuschlagen, wenn man sich in einer Notlage befindet?«
      »Das ist es gar nicht. Es ist... Sie sind im Grunde mit meiner Berufswahl nicht einverstanden.« Eine Wolke schob sich vor die Sonne, und Gemma zog fröstelnd die Schultern zusammen. Der Wind war stärker geworden und trieb kleine Kräuselwellen über die Wasserfläche. »Ich habe Angst, daß sie das an Toby weitergeben, sicher nicht absichtlich, aber daß er ihre Mißbilligung einfach spüren würde. Gute Mütter arbeiten nicht abends und an Wochenenden. Gute Mütter lassen sich nicht scheiden. Gute Mütter arbeiten nicht in Männerberufen.«
      Kincaid schob seine Hand unter ihren Ellbogen und drehte sich herum. »Kommen Sie, wir kehren um.« Unter dem weichen Fleisch ihres Arms fühlte er einen harten, zierlichen Knochen, und er spürte auch ein leichtes Frösteln, als der Wind ihnen in die Gesichter blies. Er zog seine Hand weg. »Trauen Sie sich selbst etwas zu, Gemma. Er ist Ihr Sohn, und Ihr Einfluß ist stärker.« Er lächelte ein wenig über ihr zweifelndes Gesicht. »Und Ihren Eltern sollten Sie auch ein bißchen was Zutrauen. Schließlich haben sie Sie großgezogen, und ganz so übel sind Sie doch nicht geworden, oder?«
     
     

17
     
    Am Freitag morgen erwachte Kincaid vor Sonnenaufgang. Er hatte am Abend zuvor die Vorhänge nicht zugezogen, und nun lag er in seinem Bett und sah zu, wie das erste schwache graue Licht am östlichen Himmel aufglomm. Er dachte an die Tage der vergangenen Woche, blätterte sie gewissermaßen auf wie in einem Kalender, und sah, daß er der Lösung des Rätsels um Jasmines Tod nicht näher war als vor acht Tagen. Reine Frustration trieb ihn schließlich aus dem Bett, aber auch die banalen Handlungen des Morgens, Waschen, Zähneputzen, Frühstücken, konnten das nagende Gefühl des Scheiterns nicht besänftigen.
      Es wäre ein Leichtes, Roger Leveson-Gower zum Hauptverdächtigen zu küren, aber er hatte nicht das Zipfelchen eines konkreten Beweises gegen ihn in der Hand. Und ganz gleich, wie sehr Roger sich rein emotional als Kandidat anbot, es paßte nicht. Dann

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