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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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haben.«
      »Wollen Sie heute noch mit ihm sprechen?«
      Kincaid zögerte und traf dann wieder einmal eine impulsive Entscheidung, von der er sehr wohl wußte, daß sie teilweise seiner Ablehnung gegen das Gespräch mit dem Major entsprang. »Ich fahre nach Dorset.«
      »Schon wieder?« Gemmas Ton war unverkennbar kritisch. »Ich finde, Sie verschwenden Ihre Zeit. Es gibt doch hier in London genug zu tun, ohne auch noch irgendwelchen Chimären in gottverlassenen Landnestern nachzujagen. Was ist mit Roger?«
      Erlachte. »Ich bin froh, daß Sie Ihren Angriffsgeist wiedergefunden haben. Da Sie auf den schönen Roger so versessen sind, können Sie das auch allein erledigen. Schauen Sie mal, ob Sie außer Mama und Jimmy Dawson jemanden finden, der bereit ist, sich für Roger zu verbürgen.«
      Er fuhr auf dem motorway bis zum New Forest. Seiner Karte zufolge endete der motorway dort, wo der New Forest begann. Doch auch die weiterführende Straße, die das scheckige Grün auf der Karte durchschnitt, war eine zweispurige Schnellstraße. Erwartungen von mächtigen, uralten Bäumen und grünen Laubdächern allerdings wurden schnöde enttäuscht. Zu beiden Seiten der Straße dehnte sich weites Hochmoor, dessen Eintönigkeit nur von Ginsterbüschen unterbrochen wurde und den fernen Gestalten zottiger Tiere, die er für die wilden New Forest Ponys hielt. Er wünschte sich gar nicht, daß sie näher herankamen - sonst würde er womöglich die nächste Enttäuschung erleben und entdecken, daß die Ponys in Wirklichkeit kleine zottige Kühe waren.
      Auf halbem Weg zwischen Wimbourne Minster und Dor-chester passierte er die Abzweigung nach Briantspuddle. Das Dorf lag versteckt hinter den Hügeln, von der Straße aus nicht zu sehen, und die Straße, die zu ihm führte, verschwand zwischen mannshohen Hecken steil abfallend wie ein geheimer Schacht. In seiner Phantasie fuhr er in das Dorf hinein und fand die Zeit zurückgedreht, sah sich einer zwanzigjährigen Jasmine gegenüber, die aus der Tür ihres Hauses trat. Was würde er zu ihr sagen, und was würde sie ihm antworten?
      Lachend über die Absurdität der Vorstellung schüttelte er den Kopf und dachte, wenn er diese Sache nicht bald klärte, würde er noch durchdrehen.
      »Nicht ganz leicht zu finden« erwies sich als zutreffende Beschreibung für die Nervenheilanstalt Farrington. Er hatte in Dorchester, in einer schäbigen Teestube in der High Street, ein Sandwich gegessen und hatte dann munter die Straße nach Norden eingeschlagen.
      Eine halbe Stunde später, nachdem er mindestens ein halbes Dutzendmal falsch abgebogen war und dreimal nach dem Weg gefragt hatte, fuhr er im Schneckentempo eine schmale ungeteerte Landstraße hinunter. Die letzte hilfsbereite Fußgängerin, eine alte Frau in Öljacke und schweren Schuhen, die ihren Terrier spazierenführte, hatte ihm versichert, hier sei er richtig, und so tuckerte er in gutem Glauben weiter. Auf der Höhe der Böschung zu seiner Rechten erschien schließlich ein hoher Maschendrahtzaun, und in einer Kurve sah er flüchtig roten Backstein, der gleich wieder hinter den Bäumen verschwand.
      Der Zaun führte weiter bis zu einer Straßenkreuzung, und von dort zog sich eine asphaltierte Einfahrt einen Hügel hinauf. Ein verwittertes Schild setzte ihn davon in Kenntnis, daß er den Besuchereingang der Nervenheilanstalt Farrington erreicht hatte. Er folgte der Einfahrt unter Bäumen hindurch, und stellte den Midget auf dem kleinen leeren Parkplatz an ihrem Ende ab. Vor ihm erhob sich ein weitläufiger viktorianischer Bau aus rotem Backstein. Vernachlässigung und Verfall waren beinahe greifbar. Mit Spanplatten zugenagelte Fenster gaben dem Gebäude ein abweisendes, verlassenes Aussehen, und das Gelände rund herum war völlig verwildert. Abseits vom Hauptgebäude stand eine Kapelle, die aus dem gleichen roten Backstein erbaut war, doch die Fensterscheiben waren herausgebrochen und die Tür hing offen in den Angeln.
      Kincaid sperrte den Wagen ab und nahm Kurs auf das einzige bewohnt aussehende Gebäude, einen kleinen Anbau am nächstliegenden Haus. Durch eine Glastür trat er in einen Flur mit Linoleumboden und Türen rechts und links. In der Stille konnte er das Klappern von Schreibmaschinentasten und gelegentlich eine Stimme hören.
      Eine junge Frau mit einem Packen Papiere in der Hand kam eilig aus der ersten Tür zu seiner Linken. Sie blieb stehen, als sie ihn sah, sichtlich erstaunt.

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