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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gekannt haben.« Timmys Blick war zum geräuschlos laufenden Fernseher abgeglitten. »Timmy«, sagte Kincaid noch einmal, so normal wie es ihm möglich war. »Erinnern Sie sich an Jasmine?«
      Der dunkle Blick kehrte vom Fernsehapparat zu Kincaid zurück. Ein Lächeln erhellte Tims Gesicht und verwandelte es. »Natürlich erinnere ich mich an Jasmine.«
      Es dauerte einige Sekunden, ehe Kincaid begriff, daß die erwarteten Fragen, Wie geht es ihr? Was tut sie?, nicht folgen würden.
      »Sie waren mit ihr befreundet, nicht wahr?« sagte er und wünschte, er wüßte mehr darüber, wie die Krankheit Tim Franklins geistige Prozesse beeinflußte. War sein Gedächtnis intakt?
      »Wir haben zusammengehört, Jasmine und ich.«
      »Sie sind zusammen gegangen, nicht wahr? Damals im Dorf?«
      Tim nickte, und sein Blick schweifte wieder zum Fernsehapparat.
      Kincaid versuchte es ein wenig aggressiver. »Aber Ihre Mutter und Jasmines Tante May hatten was dagegen, daß Sie befreundet waren. Sie wollten nicht, daß Sie Zusammenkommen, nicht wahr?«
      Tim reagierte nicht, und Kincaid verdrehte frustriert die Augen. »Erinnern Sie sich noch, wie Jasmine fortgegangen ist, Tim? Hat Sie das traurig gemacht?«
      Tims Blick blieb auf den Bildschirm gerichtet, doch eine seiner Hände, die bisher locker auf der Armlehne des Stuhls gelegen hatten, krampften sich jetzt zur Faust zusammen. Unterdrückt murmelte Tim: »Schöne Haare. Schöne Haare. Schöne Haare.«
      Die Frau im Rollstuhl stöhnte. Kincaid drehte sich überrascht herum. Er hatte sie völlig vergessen gehabt. Wieder stöhnte sie, lauter diesmal, und Kincaid spürte, wie sich ihm im Nacken die Haare sträubten. In dem Geräusch, das mehr tierisch als menschlich klang, drückte sich ein tiefer primitiver Schmerz aus.
      Tim Franklin begann den Kopf zu schütteln, ohne jedoch den Blick vom Fernsehapparat zu wenden. Das Hin und Her wurde schneller, erregter, heftiger, und die Frau im Rollstuhl stöhnte immer stärker.
      Kincaid stand auf. »Tim. Timmy!«
      »Nein-nein-nein-nein...« sagte Timmy, immer noch kopfschüttelnd und mit den Händen, die jetzt beide zu Fäusten geballt waren, wie wild auf die Armlehnen einschlagend.
      Kincaid, der Angst hatte, daß die Situation gleich völlig außer Kontrolle geraten könnte, rannte zur Tür und rief in den Korridor hinaus: »Schwester! Schwester!«
      Die weißgekleidete Gestalt bog um die Ecke. Sie lächelte ihm ermutigend zu. »Er ist wohl ein bißchen heftig geworden? Na, dann wollen wir zuerst mal Mrs. Mason wieder in ihr Bett bringen.«
      Kincaid trat zur Seite, als sie immer noch sprechend ins Zimmer eilte. »Ist ja gut, Mrs. Mason. Wir machen jetzt ein kleines Nickerchen, hm?« sagte sie beschwichtigend, während sie den Rollstuhl zur Tür schob. »Um den wieder zu beruhigen, werden wir jetzt Stunden brauchen«, fügte sie mit einer Kopfbewegung zu Tim Franklin hinzu. »Von dem hören Sie jetzt kein vernünftiges Wort mehr.«
      Kincaid drehte sich noch einmal um, als er ihr aus dem Zimmer folgte. Tim Franklin trommelte vor sich hinsummend mit beiden Fäusten auf die Armlehnen seines Stuhls und bewegte dazu zuckend seinen Kopf hin und her.
     
     

18
     
    Es war, wie die Uhr im Armaturenbrett zeigte, genau sechs, als Kincaid in der Carlingford Road anhielt. Er schaltete den Motor aus und blieb einen Moment still im Wagen sitzen, unfähig, die tiefe Niedergeschlagenheit abzuschütteln, die ihn auf der ganzen Rückfahrt von Dorset begleitet hatte. Hätte er auf Gemma gehört, so hätte er nicht einen ganzen Tag für nichts vergeudet, um dann doch der Aufgabe ins Auge sehen zu müssen, vor der er sich scheute. Obwohl er sich sagte, daß es keinen Sinn hatte, die Sache noch länger aufzuschieben, trödelte er immer noch herum, ließ sich übermäßig lange Zeit, um den Wagen abzusperren und die Schutzplane überzuziehen.
      Als er beim Major klingelte, blieb alles still. Er wartete einen Moment, dann stieg er die Treppe hinauf und ging in Jasmines Wohnung. Schwarz und geschmeidig wickelte sich ihm die Katze um die Beine, sobald er Licht machte.
      »Hallo, Sid. Alles in Ordnung, alter Junge?« Er beugte sich hinunter und streichelte Sid den Kopf, bis der schnurrend die grünen Augen schloß. »Nur Geduld. Du bekommst gleich dein Abendessen.«
      Kincaid öffnete die Gartentür und trat hinaus. Der Major kniete vor den Rosen, die er zum Gedenken an Jasmine gepflanzt hatte. Nur der

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