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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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nicht warten kann.
      Ich habe Angst. Felicity hat mir gesagt, daß der Tumor, wenn er weiter so wächst, mir die Rippen brechen kann und daß dann selbst das Morphium den Schmerz nicht mehr lindern wird. Es ist schon jetzt so, daß es jeden Tag schwieriger wird, feste Nahrung zu schlucken, und ich kann den Gedanken an eine Magensonde, an völlige Hilflosigkeit, wie ein Säugling gefüttert und gebadet zu werden, nicht aushalten.
      Merkwürdig, wie das Leben einen immer wieder an den Ausgangspunkt zurückführt. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß Felicity der einzige Mensch ist, der mir gegenüber stets absolut ehrlich ist. Obwohl Meg meine Krankheit wie ein Stiefkind akzeptiert hat, das sie in allen seinen Aspekten fasziniert, versucht sie dennoch, mich vor dem zu schützen, was kommen wird. Kann ich darauf zählen, daß sie mir helfen wird?
      Ich brauche Megs Hilfe nicht. Das ist nur Schwäche. Das Alleinsein wird mir dadurch auch nicht erspart, aber wenigstens werde ich vorbereitet sein, dem Tod ins Auge sehen, anstatt mich hinterrücks von ihm überraschen zu lassen.
      Arme Meg. Was wird sie tun, wenn sie sich nicht mehr um mich kümmern kann? Oder wenn ich mich nicht mehr um sie kümmern kann.
      Soll ich von Theo Abschied nehmen? Nein. Das ist wieder eine Schwäche von mir. Für ihn ist es besser, wenn er mich so in Erinnerung behält, wie ich war. Und ich will gar nicht wissen, ob sein Geschäft geht - ich würde es ihm sofort vom Gesicht ablesen, wenn nicht, und diese letzte Frist ist das einzige, was ich ihm noch geben kann. Von nun an wird er allein fertigwerden müssen.
      Ach, wie meine Welt geschrumpft ist - auf die vier Wände meiner Wohnung, den Blick von der Gartentreppe. Und welche Bedeutung die Menschen angenommen haben, die durch meine Tür kommen. Ihre Besuche sind das Zeitmaß meiner Tage: Felicitys Sachlichkeit am Morgen; Megs Atemlosigkeit mittags; das tröstliche Schweigen des Majors zum Nachmittagstee, und Duncan - Duncan ist wohl das Dessert. Ganz gleich, wie ich mich den ganzen Tag gefühlt habe, wenn er abends kommt, finde ich die Kraft zu reden, zuzuhören, zu lachen. Er kann nicht ahnen, wie sehr er mein Leben verändert hat, aber ich habe Angst, wenn ich es ihm sage, würde es die Unbefangenheit zwischen uns zerstören.
      Sidhi sieht mir beim Schreiben zu. Ab und zu schlägt er mit einer Pfote nach dem Füller. Auch wieder eine dieser albernen menschlichen Tätigkeiten, denkt er bestimmt, so unverständlich und faszinierend wie das Umblättern in einem Buch. Ehe ich es mir recht überlege, denke ich daran, wie sehr er mir fehlen wird. Absurd. Mir wird nichts und niemand fehlen.«
     
    Er klappte das letzte Tagebuch zu und legte es wieder in den Schuhkarton. Auf dem niedrigen Tisch vor der Couch stand ein Glas Wein - er hatte es über seiner Lektüre ganz vergessen.
      Die letzte Eintragung im letzten Heft stammte aus der Woche vor Jasmines Tod; sie war die letzte Seite des Hefts.
      Kincaid stand auf und streckte sich. Er trank einen Schluck von dem Wein und trug das Papier, in das seine Crêpes eingewickelt gewesen waren, in die Küche. Nachdem er Jasmines Wohnung verlassen und nach oben gegangen war, hatte er Jeans und Pulli angezogen und war den Rosslyn Hill hinauf zum Crêpe-Stand gegangen. Der junge Mann in der Bude hantierte mit der Fingerfertigkeit eines Taschenspielers. »Schinken? Käse? Pilze? Oder vielleicht was anderes?« hatte er gefragt, ohne daß davon seine Konzentration oder die Geschmeidigkeit seiner Bewegungen beeinträchtigt worden wäre. Kincaid hatte ihm zugesehen und dem Häagen-Dazs bewußt den Rücken gekehrt, um nicht an Jasmine und Rumeis mit Rosinen zu denken.
      Jetzt wusch er sein Glas aus und blieb unschlüssig in seiner Küche stehen. Er war müde vom vielen Autofahren an diesem Tag, aber zu aufgedreht, zu unruhig, um an Schlaf zu denken. Nach einer Weile nahm er seinen Schlüssel und ging zu Jasmines Wohnung hinunter.
      Er hatte, als er zuvor weggegangen war, eine Lampe für Sid angelassen, obwohl er wußte, wie albern das war; Katzen können auch in der Dunkelheit sehen. Und ein Trost war Sid der vertraute Lichtschein sicher nicht.
      Alles sah so aus wie vorhin, als er gegangen war; sah so aus wie es vor einer Woche ausgesehen hatte, als er und Gemma die Wohnung von oben bis unten durchsucht hatten. Dennoch begann er noch einmal, hob die Matratze auf dem Krankenhausbett hoch, schob seine Hand unter die Polster

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