01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut
wohl von Raskin, für den der Morgen offensichtlich nicht gut anfing.
»Verdammt.« Kincaid fluchte unterdrückt. Er hatte Raskins verbeulten Austin vom Fenster im ersten Stock aus gesehen und gehofft, ihn allein zu erwischen, um ihn die Lorbeeren für seinen Fund einheimsen zu lassen. Wenn er selbst mit einem solchen Geschenk daherkam, würde das seine Beziehung zu Nash keineswegs verbessern; aber er konnte jetzt nicht auf einen günstigeren Moment warten, das Tuch mußte dringend ins Labor. Er schob also den Kopf um die Ecke und blickte ins Zimmer.
Nash saß vor Papierbergen an dem kleinen Eßtisch. Das Telefonkabel spannte sich gefährlich stramm vom Sofa zum Tisch, weil Nash den Apparat offenbar direkt neben sich haben wollte. Wahrscheinlich, dachte Kincaid, hatte es deswegen mit Raskin Streit gegeben.
»Ist das hier der provisorische Dienstraum?« erkundigte er sich freundlich.
»Was geht das Sie an, junger Mann?« erwiderte Nash und musterte Kincaid mit verächtlichem Blick von oben bis unten.
»Es scheint mir die beste Lösung zu sein, Sir.« Peter Raskin sprach in das Schweigen hinein. »Wir konnten ja nicht Miss Whitlakes Büro auf unbeschränkte Zeit beschlagnahmen. Und es ist außerdem ja wirklich ein bißchen eng.« Raskin schien sich seines eigenen Gebabbels bewußt zu werden, öffnete den Mund und schloß ihn wieder.
Kincaid trat ins Zimmer und legte den Plastikbeutel vor Nash auf den Tisch. »Die Kinder haben das heute morgen im Schirmständer gefunden.«
Nash nahm den Beutel und hielt ihn ans Licht. »Ein Taschentuch? Wirklich, das haut mich um.« Er lächelte spöttisch. »Was wird unserem Wunderknaben wohl als nächstes einfallen?«
»Hören Sie, Inspector«, sagte Kincaid so ruhig und geduldig, wie es ihm möglich war, während er sich fragte, wie weit seine eigene instinktive Abneigung Nashs Feindseligkeit schürte. »Auf dem Taschentuch ist an einer Ecke, wie es aussieht, ein Blutfleck. Vielleicht wurde es benutzt, um Fingerabdrücke auf dem Rahmen des Tennisschlägers zu vermeiden. Es würde sich auf jeden Fall lohnen, es ins Labor zu schicken.«
»Wenn es hier irgend etwas Lohnendes zu finden gegeben hätte, dann hätte mein Spurensicherungsteam es gefunden.« Selbst die sarkastische Scheinhöflichkeit war jetzt aus Nashs Stimme geschwunden, ebenso wie der starke lokale Akzent. »Sie haben hier keinerlei Zu...«
Kincaid verlor die Beherrschung. »Wenn Ihre Leute anständig gearbeitet hätten, dann hätten sie das hier nicht übersehen. Ich habe Ihre gezielte Opposition gründlich satt, Chief Inspector. Der einzige Grund, weshalb man Ihnen die Leitung dieser Ermittlungen übertragen hat, ist, daß Ihr Spurenintendent im Krankenhaus liegt. Wenn Sie nicht zur Zusammenarbeit bereit sind, wenn Sie unfähig sind, Ihre Abneigung gegen mich so weit im Zaum zu halten, daß sie Ihr Urteil in diesem Fall nicht trübt, werde ich dafür sorgen, daß Ihnen nie wieder eine solche Verantwortung übertragen wird.« Nashs Gesicht nahm einen so ungesunden violetten Ton an, daß Kincaid plötzlich Angst hatte, er sei zu weit gegangen - den Mann würde womöglich auf der Stelle der Schlag treffen.
»Nichts dergleichen werden Sie...« Das Telefon ging, und sein durchdringendes Läuten ließ sie alle zusammenfahren. Nash griff zum Hörer. Die wütende Tirade erstarb ihm auf den Lippen. »Sir! Ja, Sir, er ist gerade hier.« Sein Blick flog zu Kincaid. »Ja, Sir. Ich denke, das ist klar. Mit allem Entgegenkommen.« Nash legte mit äußerster Bedächtigkeit den Hörer auf, sah zuerst Raskin an, dann Kincaid, ehe er es endlich über sich brachte, etwas zu sagen. »Es scheint, daß der Chief Constable mit dem Assistant Commissioner gesprochen hat. Der Chief Constable ist der Meinung, Sie könnten uns bei unseren Ermittlungen in dieser Sache behilflich sein, und der Assistant Commissioner hat seine Zustimmung gegeben. Könnte es sein«, die von Sarkasmus triefende Stimme richtete sich an Kin-caid, »daß der Assistant Commissioner mit dem Chief Constable gesprochen hat, und nicht umgekehrt?«
»Das könnte sein, ja«, antwortete Kincaid in neutralem Ton. »Chief Inspector, es liegt mir fern, Ihnen zu sagen, wie Sie Ihre Arbeit zu tun haben. Ich möchte lediglich an den Ermittlungen teilnehmen.«
»Sie meinen, Sie möchten sich gern einmischen, wann und wo es Ihnen gerade paßt.«
»So ungefähr.« Kincaid lächelte.
»Ich mag keine andere Wahl
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