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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ich habe nie den Mut aufgebracht, meinen Vater zu fragen. Mein Vater...«
      Kincaid wartete, während sie versuchte, eine bequemere Lage zu finden. Sie wirkte erschöpft, ihr fielen fast die Augen zu. »Hannah...«
      »Nein. Ich muß es Ihnen erzählen, ehe es alles entschwindet.«
      Kincaid gab nach. Ihrem Zwang zu sprechen gegenüber war er machtlos. Er hatte Ähnliches bei Unfallopfern oder Menschen im Schock oft genug erlebt, doch Hannah drückte sich vernünftiger aus als die meisten.
      »Patrick... Wie hätte ich ihm erklären können, was im letzten Jahr mit mir passiert ist? Das mit der biologischen Uhr ist Quatsch, ich weiß.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. »Aber als ich mir klarmachte, daß ich nie wieder ein Kind bekommen kann - da hat sich irgend etwas in mir verändert. Plötzlich erschien mir alles so leer. So sinnlos...«
      Kincaid protestierte irritiert. »Sie werden mir jetzt doch nicht mit dieser alten Mär kommen, daß Frauen ihre Erfüllung nur in der Ehe und durch Kinder finden? Das kann ich mir bei Ihnen einfach nicht vorstellen.«
      Sie wollte den Kopf schütteln, hielt aber dann inne und berührte mit einer Hand leicht ihren Nacken. »Nein.« Danach schwieg sie so lange, daß Kincaid schon glaubte, sie sei ihm in eine andere Welt entglitten. Dann aber sagte sie leise: »Ich glaube nicht, daß Sex viel damit zu tun hat. Es sind die kleinen Lügen, die Selbsttäuschung. Panzer, nichts als Panzer. Man versteckt sich hinter einem Panzer : wie irgendein Weichtier. Man hat Angst...«
      »Angst wovor, Hannah?«
      Wieder schüttelte sie beinahe unmerklich den Kopf.
      »Vor dem Verlust...« Ihr Blick wich dem seinen aus. Sie ^ nahm ihre Tasse, trank durstig den kalten Tee und wich vor dem Abgrund zurück, dem sie sich genähert hatte.
      Sie zwinkerte einmal, dann schloß sie ihre Augen. Die dunklen Wimpern lagen strahlenförmig auf ihren Wangen. Die leere Teetasse begann in ihrer Hand zu kippen. Kincaid wollte sie ihr gerade abnehmen, als sie, die Augen noch immer geschlossen, wieder zu sprechen begann. »Eines Tages wurde mir klar, daß kein Mensch mich vermissen würde, wenn ich am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen würde. Außer Miles.
      Miles und ich waren einmal ein Paar, am Anfang.« Hannah lächelte ein wenig bei der Erinnerung. »Er verlor das Interesse, als seine Gesundheit nachließ. Oder vielleicht hatte ich auch schon damals nicht genug zu geben. Trotzdem, ich bin alles, was er hat, ausgenommen einen unsympatischen Neffen, den er nicht mag, und ich habe ihn schrecklich vernachlässigt, seit ich... so total von Patrick besessen bin.«
      Sie öffnete die Augen und sah Kincaid an. Im Licht des späten Nachmittags wechselte die Farbe ihrer Augen von Hellbraun zu Grün, einem Grün, das beinahe so klar war wie das von Patrick Rennies Augen. »Besessenheit... Der reine Egoismus«, sagte sie träumerisch, um dann in bestimmterem Ton fortzufahren. »Welches Recht hatte ich, Patrick ausfindig zu machen und ihn zu bespitzeln, über seine Qualifikation als Sohn zu urteilen? Ich hätte in sein Büro gehen und ihm die Wahrheit sagen können, ihm so die Chance zu einem Anfang auf gleicher Ebene geben können. Statt dessen...« Ein trostloses kleines Achselzucken faßte den Sachverhalt zusammen.
      »Ich habe den Eindruck«, sagte Kincaid behutsam, »daß Sie sich ziemlich gründlich für Fehler bestraft haben, die jeder hätte machen können. Keiner von uns weiß schon vorher alle Antworten. Warum sollte es für Sie und Patrick zu spät sein? Warum können Sie ihm nicht sagen, was Siejetzt mir gesagt haben? Was haben Sie zu verlieren?«
      »Ich... Er möchte nicht...«
      »Woher wissen Sie, was Patrick möchte und was nicht? Mir hat er vorhin nicht den Eindruck eines Menschen gemacht, der entschlossen ist, alle Verbindungen abzubrechen.« Aber vielleicht, dachte Kincaid, hatte Patrick einen Vorteil darin gesehen, die Rolle des reuigen Sohns zu spielen, der zu seiner liebenden Mutter zurückfindet.
      »Es ist merkwürdig.« Hannah unterbrach seine unerfreulichen Spekulationen. »Nach allem, was heute geschehen ist, fühle ich mich schrecklich distanziert. Es ist so, als sähe ich alles durch ein Teleskop, aber von der falschen Seite. Klar und fern. Wahrscheinlich wird das nicht andauern. Aber immerhin sehe ich ganz deutlich, daß ich nicht hinter Patrick herlaufen und von ihm erwarten kann, daß er die Leere in meinem Leben

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