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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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füllt.«
      Hannahs Stimme war zunehmend schläfriger geworden. Kincaid räumte das Teegeschirr ab, und als er wieder zu ihr zurückkehrte, wurde er sich bewußt, daß er sie doch noch nicht ihrer Ruhe überlassen konnte. Die unausgesprochene Frage lastete wie ein schweres Gewicht auf ihm.
      »Hannah, könnte Patrick Sie die Treppe hinuntergestoßen haben?«
      Sie brauste nicht auf wie zuvor bei jeder Andeutung, daß Patrick schuld sein könnte, sondern antwortete mit schläfriger Nachdenklichkeit. »Natürlich habe ich mich das auch gefragt. Aber nein, ich glaube es nicht.« Sie hielt inne, um nach den richtigen Worten zu suchen. »In diesem Stoß war eine solche - Bosheit. Ich habe es wirklich gespürt.« Sie runzelte in angestrengter Konzentration die Stirn. »Heute habe ich etwas von dem wahren Patrick gesehen, nicht meine idealisierte Version von ihm. Da ist ein gewisser Zorn unter der Oberfläche, eine gewisse Bitterkeit, aber er besitzt auch die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, sich selbst und seine Gefühle mit Distanz zu sehen. Einen derartigen Haß kann ich mir bei ihm nicht vorstellen.« Sie begann wieder zu frösteln. »Ich frage mich sowieso, warum jemand mich so sehr hassen sollte?«
      »Was hat er...«
      Ein Klopfen an der Tür schnitt seine Frage ab, aber Hannah legte ihm die Hand auf den Arm, als er aufstehen wollte, um die Tür zu öffnen. »Ich werde Ihnen nicht sagen, was er mir über Cassie und Penny erzählt hat. Das müssen Sie ihn schon selbst fragen. Das verstehen Sie doch?«
      Kincaid zögerte, dann nickte er. Es hatte keinen Sinn, sie unter Druck zu setzen - er bekam langsam ein Gefühl für ihren Eigensinn. Außerdem verstand er sie tatsächlich.
      Anne Percy stand geduldig vor der Tür. Kincaids Herz schlug einen Purzelbaum, und er schalt sich einen Narren.
     
    Auf der Treppe begegnete Kincaid Chief Inspector Nash.
      »Ich bin gerade auf dem Weg zu Miss Alcock, um ihre Aussage zu Protokoll zu nehmen.« Nash begrüßte ihn nicht, sprach in jenem höhnischen Ton, auf den Kincaid am liebsten mit einer kindischen Erwiderung geantwortet hätte.
      »Dr. Percy ist jetzt bei ihr. Sie scheint nicht allzu schlimm verletzt zu sein.«
      »Ach, tatsächlich?« Nashs Stimme triefte vor Sarkasmus. »Na, ist das nicht eine Überraschung?«
      »Was wollen Sie damit sagen?« Kincaid hatte Mühe, seinen Zorn zu zügeln.
      »Na, ist Ihnen noch nicht der Gedanke gekommen, junger Freund, daß so ein Sturz eine ganz praktische Sache ist? Ganz allein, keine Zeugen, ein kleiner Sturz auf der Treppe.«
      »Ich habe sie selbst gefunden. Sie war bewußtlos.«
      »Na, sag’ ich doch, sehr praktisch, von einem teilnahmsvollen Polizeibeamten gefunden zu werden.« Nash schnalzte mit der Zunge und sagte dann sehr herablassend: »Und Bewußtlosigkeit, Jungchen, kann jeder Vortäuschen.« Er ließ seine Lider flattern und stöhnte.
      Kincaid schloß die Augen und holte tief Atem. »Haben Sie eine Ahnung, Chief Inspector, warum Miss Alcock es riskieren sollte, sich den Hals zu brechen?«
      »Naja, wenn man die Leute rechts und links umlegt, kann es doch nicht schaden, selbst als Opfer zu erscheinen. Das ist ein alter Trick.«
      »Welches Motiv soll sie für den Mord an Sebastian Wade oder Penny MacKenzie haben?«
      »Die gleiche Frage könnten Sie bei jedem der anderen stellen. Sagen Sie’s mir doch, junger Mann. Sie sind doch derjenige, der mit ihr so gut Freund ist.« Nash grinste, und Kincaid hatte das Gefühl, daß der ganze Wortwechsel zur Farce wurde.
      »Es tut mir leid, aber da kann ich Ihnen nicht helfen, Inspector. Da müssen Sie sie schon selbst fragen.«
      Kincaid stürmte zur Haustür hinaus, als hoffte er, draußen an der frischen Luft wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Selbst in kleinen Dosen genossen, erzeugte Chief Inspector Nash bei ihm das Gefühl, im dicksten Nebel herumzutappen. Er hatte einige Fragen an Patrick Rennie und hatte nicht die geringste Absicht, Nash zur Teilnahme an dem Gespräch aufzufordern und sich von ihm alles vermasseln zu lassen.
      Er lief im Garten herum, in dem es allmählich dunkel wurde, und wünschte, er hätte Gemma oder Peter Raskin bei sich, um sich mit ihnen zu besprechen. Die erste Etage von Followdale House war durch Feuerschutztüren in mehrere Abschnitte unterteilt - eine trennte den Teil des Hauses, in dem sich sein Apartment und die Terrassentür befanden, von jenem ab, in dem Hannahs Suite

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