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0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

Titel: 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Jürgen Krysmanski
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Hochschulabsolventen verlassen inzwischen ihre Universität mit einem durchschnittlichen Schuldenberg von 27 000 Dollar. Und in Großbritannien äußern Politiker die Sorge, »dass das Schuldengespenst die jungen Leute veranlassen könnte, höhere Bildung als ein Luxusgut zu betrachten und aufzugeben – mit negativen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit ihres Landes«. 5
    Letztlich jedoch drücken sich die Bedeutung und Funktion kulturellen Kapitals für die Geldelite nicht in individuellen Bildungskarrieren aus. Wirklich großer Reichtum schafft sich Netzwerke der Kultur und Bildung, welche an die höfische Gesellschaft erinnern. Kulturelles Kapital erscheint heute wieder in Gestalt von ganzen Entouragen gebildeter, kultivierter, wissenschaftlich spezialisierter Berater, Hofschranzen und so weiter. Denn formelle und informelle Bildungsgüter werden erst vermögenswirksam, wenn sie zur Kultivierung des Geldmachtapparats insgesamt führen, zu einer »Vermögenskultur«, die sich in Stiftungen, Think-Tanks und dergleichen institutionalisiert.
    Ähnliches gilt für das soziale Kapital der Geldeliten. Zweifellos spielt der in familialen und transfamilialen Milieus erworbene individuelle Habitus bei der Selbstorganisation der Geldelite eine wichtige Rolle, ebenso bei der Rekrutierung des engsten Hilfspersonals. »Für die Besetzung von Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft«, schreibt Michael Hartmann, »ist nicht, wie von ihren Repräsentanten immer wieder betont wird, die Leistung ausschlaggebend, sondern der klassenspezifische Habitus der Kandidaten … Es handelt sich dabei um jene Selbstverständlichkeit im Auftreten, die für ›Eingeweihte‹ den entscheidenden Unterschied zwischen denen, die dazugehören, und denen, die nur dazugehören wollen, markiert.« 6 Andererseits aber muss Sozialkompetenz nicht unbedingt direkt in einer Person oder Familie konzentriert sein. Sie ist ein Klassenmerkmal. Wer sich »Sozialtrainer«, Imageberater oder auch nur Bodyguards leisten kann, verfügt über kollektives soziales Kapital, selbst wenn er als Person ein stotternder Autist ist.
    Geldmacht und Geldmachtkomplex
    Wir leben gegenwärtig, konstatierte der amerikanische Politökonom Giovanni Arrighi, in einer USA-dominierten Phase globaler finanzieller Expansion, in der »sich eine ausgedehnte Menge von Geldkapital aus seiner Warenform« befreit und Akkumulation sich vornehmlich »in Gestalt von Geldgeschäften‚ financial deals« vollzieht. 7 Diese Phase finanzieller Expansion des Kapitalismus wird durch eine Verwissenschaftlichung beziehungsweise Informatisierung von Macht- und Herrschaftstechniken abgestützt, wie man sie bislang nicht kannte. Extrem billige Rechnerkapazitäten und darauf basierende statistische Techniken erlauben die Verarbeitung großer Mengen ökonomischer und sozialer Daten und damit eine Durchleuchtung der Gesellschaft für wirtschaftliche Interessen. Dies gibt der alten Rede von der Herrschaft der Technokraten neuen Inhalt. Die technisch bedingte Zentralisierung von Macht und die »extreme Verkürzung von Zeithorizonten im Unternehmensmanagement« (Richard Sennett) führen zwar zu einem Anwachsen von Zahl und Bedeutung der Experten, nicht aber, wie Daniel Bell einst meinte, zu ihrer Herrschaft. Im Gegenteil: Die Kommunikations- und Informationsexpertensind zu einer neuen Dienstklasse der Geldelite geworden.
    Der 26-jährige Karl Marx hat die Macht des Geldes in seinen Ökonomisch-philosophischen Manuskripten von 1844 so umschrieben: »Was durch das Geld für mich ist, was ich zahlen, das heißt, was das Geld kaufen kann, das bin ich , der Besitzer des Geldes selbst … Die Eigenschaften des Geldes sind meine – seines Besitzers – Eigenschaften und Wesenskräfte. Das, was ich bin und vermag , ist also keineswegs durch meine Individualität bestimmt. Ich bin hässlich, aber ich kann mir die schönste Frau kaufen. Also bin ich nicht hässlich … ich bin ein schlechter, unehrlicher, gewissenloser, geistloser Mensch, aber das Geld ist geehrt, also auch sein Besitzer. Das Geld ist das höchste Gut, also ist sein Besitzer gut … ich bin geistlos , aber das Geld ist der wirkliche Geist aller Dinge, wie sollte sein Besitzer geistlos sein? Zudem kann er sich die geistreichen Leute kaufen, und wer die Macht über die Geistreichen hat, ist der nicht geistreicher als der Geistreiche?« 8

    Die Geldeliten, die Eigentümer des großen Geldes, realisieren heute mit Hilfe der neuen

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