0,1 % - Das Imperium der Milliardäre
Zirkeln des Private Banking und Wealth Management kurzschließen.« 10
Auch Beaverstock stochert – wenn dieses Bild hier erlaubt ist – auf der Suche nach besonderen Erkennungsmerkmalen des Superreichtums in einem schwarzen Loch herum. Zwar quantifiziert und lokalisiert er die Superreichen nach den schon bekannten Mustern von Forbes und Bloomberg , aber er versucht auch, über die ikonisierten Netzwerke der »corporate faction« die neuen Formen und Verhaltensweisen des »finanziellen Diskurses auf dem UHNWI-Markt« zu entschlüsseln. Er stößt dabei dann eben auch auf jene »privilegierten ökonomischen Strukturen in den Weltstädten, die ausschließlich auf Dienstleistungen für die Superreichen ausgerichtet sind«. Auch Beaverstock stellt sich die Frage, ob die Superreichen angesichts solcher Differenzierungen bereits eine »jenseits« der Kapitalistenklasse operierende neue Superklasse darstellen. Und er bejaht die Frage.
»Als Kollektiv zeichnen sich die Superreichen durch Transnationalismus, Kosmopolitismus und einen beschleunigten, hypermobilen Lifestyle aus, der sich in exklusiven sozialen und kapitalistischen Beziehungsgeflechten auslebt.« Hier entstehe in der Tat ein eigenständiges virtuelles Reich, »in sich abgeschlossen, mit eigenem Gesundheitssystem (concierge doctors), Reisenetzwerken (Netjets, destination clubs), eigenem Wirtschaftskreislauf und eigener Sprache (»Who’s your household manager?«). In diesem Milieu werden die Reichen nicht nur reicher, sie werden, wie Robert Frank schrieb, »finanzielle Ausländer mit einem eigenen Staat im Staat, mit ihrer eigenen Gesellschaft in der Gesellschaft und eigenen Wirtschaft in der Wirtschaft«. Und Beaverstock ergänzt, die Superreichen bewegten sich ständig zwischen den Nationalstaaten, nicht in ihnen, und zwar in einem Maße, dass ihr Wohnort der »globale Raum« geworden sei, in dem sie die Grundlagen für eine Gesellschaft der Netzwerke, für eine globale »network society« legten. Sie sind »eingebettet in das Leben bestimmter Weltstädte, mit multiplen Residenzen, mit Zentren für Geschäftsaktivitäten und am wichtigsten: mit spezialisierten Banken, mit finanziellen und professionellen Dienstleistungsangeboten, die ihren Reichtum verwalten und schützen«. 11
Ausgewählte private Wealth-Management-Unternehmen, 2009 12
Privatbanken
Wealth-Management
Anwaltsfirmen
Arbuthnot Latham & Co
Aberdeen Asset Man.
Allen & Overy LLP
Adam & Company
AXA Fund Managers
Baker McKenzie LLP
Bank J Safra
Cazenove Capital Man.
Charles Russell LLP
C Hoare & Co
Credit Suisse Asset Man.
Dawson Cornwell
Cater Allen
Fleming Family & Partners
Harcus Sinclair
Duncan Lawrie Ltd
Goldman Sachs Asset Man.
Herbert Smith LLP
Lloyds TSB Private
Lazard Asset Man.
Hughes Fowler Carruthers
SG Hambros Private
Bank Pictet Asset Man.
Macfarlanes LLP
R Raphael & Sons
St James Place
May, May & Merrimans
Weatherbys Bank
Virgin Money Man.
Forsters LLP
Buchhaltung
Versicherungen
Investmentbanken
Baker Tilly
AIG UK Ltd
Barclays Wealth Management
BDO Stoy Hayward
AXA Art Insurance
Barings Wealth Man. Ltd
Deloitte
Abbey Life Assurance
Citi Private Bank
Ernst & Young
Allianz Insurance plc
Credit Suisse Private Banking
Grant Thornton
Brit Insurance Ltd
HSBC Private Bank
Horwath Clark Whitehall
Chubb Custom Insurance
J P Morgan Private Bank
KPMG
DAS Legal
Kleinwort Benson Private Bank
Moore Stephens
Hiscox Insurance Company
Morgan Stanley Private Wealth
PwC
Markel International
Rathbone Investment Man. Ltd
Shipleys
QBE Insurance
UBS AG
Hinzu kommen Makler, Versicherungen und Sicherheitsdienste, spezielle Beratungsdienste für Stiftungen, Vererbungsfragen, Steuerplanung sowie spezielle »Hausmeisterdienste« (Yachten, Kunstschätze). Ein nächster Schritt wäre also, diese privilegierten Knotenpunkte ihrerseits mit jener unendlichen Zahl von Beziehungenund Einflüssen in Verbindung zu bringen, die den Alltag der restlichen 99 Prozent bestimmen. Aber auch das reicht nicht aus. Es muss auch gefragt werden, welche Rolle gerade das eine Prozent oder 0,1 Prozent für die Entwicklung und Zukunft unseres Planeten spielen, ob in ihnen, wie in der »Multitude«, Kräfte der Veränderung schlummern, ob also auch Milliardäre dazu beitragen können, das Kapital zu überwinden.
Ein Netzwerk globaler Kontrolle
Wealth-Management aber ist immer und zuallererst die Verwertung des Kapitals um des Machtgewinns willen. Die Netzwerke, die solches bewirken, sind in letzter Zeit nicht nur
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