0,1 % - Das Imperium der Milliardäre
Systeme, der schon die Deutsche Bank beraten hat, stimmt zu: »Es ist beunruhigend zu sehen, wie eng die Dinge in Wirklichkeit verkoppelt sind.« Andererseits könne ein Aufdecken der verwundbaren Knotenpunkte eines Netzwerks das Ausbreiten punktueller Krisen auf das Gesamtsystem verhindern. Als Mittel gegen die »Über-Konnektivität« des Systems schlägt Glattfelder globale Anti-Trust-Regeln vor, wie sie heute nur auf nationaler Ebene bestehen. Andere plädieren für eine Besteuerung übermäßiger Interkonnektivität.
Insgesamt kommt durch diese Beteiligung von Mathematikern und Naturwissenschaftlern eine neues Element in die Diskussion: Es wird deutlich, dass solche Konzentrationen und Verknotungen auch eine Eigenschaft komplexer Systeme in der Natur sind; dass die damit verbundenen Probleme also auch planerisch, wissenschaftlich, »produktivkrafttheoretisch« angegangen werden können. Die Tatsache, sagen Kommentatoren der Züricher Studie, dass einfache Regeln das Entstehen und Verschwinden hochkomplexer Strukturen bestimmen, verbindet die richtige These der Occupy-Wall-Street-Bewegung, dass ein Prozent der Bevölkerung über fast allen Reichtum verfügt, mit der Einsicht, dass es sich auch hier nur um eine logische Zwischenphase in einer evolvierenden, sich selbst regulierenden Ökonomie handelt – in der, könnte man hinzufügen, auch dem Superreichtum eine Rolle, aber eben nur eine temporäre,zukommt. Und so ist nicht die Netzwerkstruktur als solche das Problem, sondern die Tatsache, dass sich hier Marktkonkurrenten immer dann, wenn es um eine transparentere Ausgestaltung der bestehenden Netzwerkstruktur geht, gemeinsam und mit aller Macht gegen Veränderungen wehren. Und deshalb werden heute diese Netzwerke, die einen Fortschritt darstellen könnten, als eine neue Form des »privaten Imperialismus« wahrgenommen.
Die Top 50 der 147 supervernetzten Unternehmen
1. Barclays plc
2. Capital Group Companies Inc
3. FMR Corporation
4. AXA
5. State Street Corporation
6. JP Morgan Chase & Co
7. Legal & General Group plc
8. Vanguard Group Inc
9. UBS AG
10. Merrill Lynch & Co Inc
11. Wellington Management Co LLP
12. Deutsche Bank AG
13. Franklin Resources Inc
14. Credit Suisse Group
15. Walton Enterprises LLC
16. Bank of New York Mellon Corp
17. Natixis
18. Goldman Sachs Group Inc
19. T Rowe Price Group Inc
20. Legg Mason Inc
21. Morgan Stanley
22. Mitsubishi UFJ Financial Group Inc
23. Northern Trust Corporation
24. Société Générale
25. Bank of America Corporation
26. Lloyds TSB Group plc
27. Invesco plc
28. Allianz SE
29. TIAA
30. Old Mutual Public Limited Company
31. Aviva plc
32. Schroders plc
33. Dodge & Cox
34. Lehman Brothers Holdings Inc *
35. Sun Life Financial Inc
36. Standard Life plc
37. CNCE
38. Nomura Holdings Inc
39. The Depository Trust Company
40. Massachusetts Mutual Life Insurance
41. ING Groep NV
42. Brandes Investment Partners LP
43. Unicredito Italiano SPA
44. Deposit Insurance Corporation Japan
45. Vereniging Aegon
46. BNP Paribas
47. Affiliated Managers Group Inc
48. Resona Holdings Inc
49. Capital Group International Inc
50. China Petrochemical Group Company
* Datensatz von 2007
Private Netzwerke
Unter dem Titel Private Empire hat Steve Coll vor kurzem ein Buch über die Vernetzungen des transnationalen Konzerns ExxonMobil vorgelegt. 16 Dieser Konzern gehört, trotz seiner gewaltigen ökonomischen Präsenz, nicht zum engsten Kern der fünfzig, wohl aber zum engeren Kern der 147 »superconnected companies« aus der Züricher Studie. Coll erinnert daran, dass es seit dem Zeitalter der großen Expansion immer wieder solche kuriosen Entitäten gab, welche über mehr Macht als viele Staaten verfügten, etwa die Britische Ostindien-Kompanie oder die Niederländische Ostindien-Kompanie. Sie hatten eigene Kriegsschiffe und Armeen, prägten eigenes Geld und herrschten über Territorien, die erst später von Großbritannien und den Niederlanden übernommen wurden. »In künftigen Jahrhunderten«, schreibt ein Rezensent, »werden Historiker im Schweiße eines überhitzten Planeten zurück auf unsere Zeit schauen und in den multinationalen Ölkonzernen ähnliche Akteure sehen.« 17
Die Zahlen für ExxonMobil jedenfalls sind Empire-mäßig: Allein im Jahre 2011 machte der Konzern einer Gewinn von 22 Milliarden Dollar, der vorletzte CEO ging mit einem Abschiedspaket von 400 Millionen Dollar von Bord. Wenn die Revenuen des Konzerns mit dem
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