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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Versuchskaninchen zur Verfügung stellte,
    doch abgesehen von leichten Versengungen beim Test eines
    butanbetriebenen Ein-Mann-Theaterpferdes hatten Mycrofts
    Maschinen ihr noch nie etwas zuleide getan.
    »Hmm«, machte Mycroft nachdenklich, »es ist möglich , wenn auch
    höchst unwahrscheinlich, daß ich eine Kettenreaktion auslösen
    könnte, die zur Verschmelzung aller Materie und damit zur
    Auslöschung des gesamten Universums führt.«
    »Im Ernst?«
    »Ach, Unsinn. Kleiner Scherz am Rande. Alles klar?«
    Polly lächelte. »Alles klar.«
    Mycroft drückte den großen grünen Knopf, und das Buch fing an zu
    summen. Die Straßenlaternen vor dem Haus flackerten und drohten zu
    verlöschen, weil der Apparat eine unglaubliche Menge Strom
    brauchte, um die binometrischen Informationen der Bücherwürmer zu
    konvertieren. Plötzlich erhellte ein grelles Licht die Werkstatt, als
    habe sich eine Tür geöffnet, die aus tiefstem Winter in den Sommer
    führt. Staub glitzerte in dem dünnen Lichtstrahl, der allmählich immer
    breiter wurde.
    »Du brauchst bloß hindurchzugehen!« Die Maschine machte einen
    solchen Lärm, daß Mycroft schreien mußte, um sich Gehör zu
    verschaffen. »Die Tür offenzuhalten kostet viel Strom; du mußt dich
    beeilen!«

    - 135 -
    Die ganze Atmosphäre stand unter Spannung; kleinere Gegenstände
    fingen an zu tanzen und knisterten vor Elektrizität.
    Nervös lächelnd machte Polly einen Schritt auf die Tür zu. Die
    schimmernde Lichtfläche kräuselte sich, als sie die Hand hob und sie
    berührte. Polly holte tief Luft und trat durch das Portal. Ein greller
    Blitz, gefolgt von einer schweren Entladung; in der Nähe der
    Maschinen bildeten sich spontan zwei Blasen aus stark geladenem
    Gasplasma und stoben in entgegengesetzte Richtungen davon.
    Mycroft mußte den Kopf einziehen, als die eine an ihm vorbeisegelte
    und am Rolls-Royce zerplatzte, ohne größeren Schaden anzurichten;
    die andere explodierte am Olfaktographen und verursachte ein kleines
    Feuer. Mit einem Mal erstarben Lärm und Licht, der Durchgang
    schloß sich, und die Straßenlaternen wurden flackernd wieder hell.
    Wolken! Fröhlich sein! Lichter Tanz! zischelten die Würmer
    überglücklich, während die Nadeln auf dem Deckel des Buches
    zitterten und zuckten und der zweiminütige Countdown bis zur
    neuerlichen Öffnung des Portals begann. Mycroft lächelte zufrieden
    und suchte in sämtlichen Taschen nach seiner Pfeife, bis er bestürzt
    erkennen mußte, daß er auch sie an Bord der Hesperus zurückgelassen
    hatte, und so setzte er sich auf den Prototyp eines SarkasmusFrühwarnmelders und wartete. Bis jetzt lief alles bestens .

    Auf der anderen Seite des ProsaPortals stand Polly am Ufer eines
    großen Sees und lauschte dem sanften Plätschern der Wellen. Die
    Sonne strahlte, und kleine weiße Wattewölkchen trieben träge über
    den azurblauen Himmel. Entlang der grasbewachsenen Bucht blühten
    Tausende und Abertausende gelber Narzissen im gesprenkelten
    Schatten eines Birkenhains. Ein leiser Windhauch, der den frischen
    Duft des Frühlings herüberwehte, ließ die Blüten flattern und tanzen.
    Ein Gefühl des Friedens und der Ruhe durchströmte sie. Die Welt, die
    sie betreten hatte, war ein von des Menschen Tücke unbeflecktes
    Paradies.
    »Wie schön!« seufzte sie, da ihre Gedanken endlich Worte gebaren.
    »Diese Blumen, diese Farben, dieser Duft – es ist, als würde man
    Champagner atmen!«

    - 136 -
    »Gefällt es Ihnen, Madam?«
    Vor ihr stand ein Mann um die achtzig. Er trug einen schwarzen
    Umhang, und ein schwaches Lächeln erhellte seine wettergegerbten
    Züge. Er blickte zu den Blumen hinüber.
    »Ich komme oft hierher«, sprach er. »Immer wenn mir Trübsal auf
    der Seele lastet.«
    »Sie Glückspilz«, sagte Polly. »Wir müssen uns mit Name that
    Fruit! begnügen.«
    » Name that Fruit ?«
    »Das ist eine Quizshow. Na, Sie wissen schon. Im Fernsehen.«
    »Fernsehen?«
    »Ja, das ist wie Kino, nur mit Werbung.«
    Der Alte runzelte verständnislos die Stirn und blickte wieder auf den
    See hinaus. »Ich komme oft hierher«, wiederholte er. »Immer wenn
    mir Trübsal auf der Seele lastet.«
    »Das sagten Sie schon.«
    Der alte Mann sah aus, als würde er aus tiefem Schlaf erwachen.
    »Wie kommen Sie hierher?«
    »Mein Mann hat mich geschickt. Ich heiße Polly Next.«
    »Ich komme hierher, wenn ich melancholischen Gemüts bin und
    meine Seele schweifen will, wissen Sie.«
    Er zeigte auf die Blumen.
    »Die

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