01_Der Fall Jane Eyre
Plasmagewehren?«
»Nein, Sir. Ich habe mir erlaubt, dieses Buch mit dem Umschlag
von Das Plasmagewehr auf dem Schlachtfeld zu versehen.«
Er reichte ihm das Buch, das im ProsaPortal gelegen hatte. Victor
betrachtete den Rücken und lachte. Es war eine Sammlung von Poes
Gedichten.
»Werfen Sie mal einen Blick auf Seite sechsundzwanzig«, sagte
Bowden. »Im ›Raben‹ gehen merkwürdige Dinge vor.«
Victor schlug den Band auf und überflog die Seite. Er las die erste
Strophe laut vor:
Mitternacht, von Gram umschattet,
Grübelnd saß ich, sann ermattet
Über Rachepläne, schwor Vergeltung der verfluchten Next - - -
Die leidige Jane Eyre, welch Wunder,
Gab meinem Seelenfeuer Zunder,
Und so sitz ich geifernd eingesperrt in diesen Text.
»Holt mich raus«, so ruf ich eifernd, »sonst puste ich euch alle
weg!«
Victor klappte das Buch wieder zu.
»Die letzte Zeile reimt sich aber nicht.«
»Was haben Sie denn erwartet?« gab Bowden zurück. »Er ist
schließlich ein Goliath-Mann, kein Dichter.«
»Aber ich habe den ›Raben‹ doch gestern erst gelesen«, setzte
Victor verwirrt hinzu. »Da war alles noch in bester Ordnung!«
»Nein, nein«, erklärte Bowden. »Jack Schitt treibt sein Unwesen nur
in diesem einen Exemplar – wer weiß, was er angerichtet hätte, wenn
wir ihn in ein Originalmanuskript geschickt hätten.«
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»Herz-l’ichen Glü’ck-wunsch!« rief Mycroft. Er kam mit Polly auf
uns zu; ihr neuer Hut stand ihr blendend.
»Wi’r Fre’uen Uns Wirk-lich Se’hr Für Euch!« ergänzte Polly.
»Hast du wieder an den Bücherwürmern gearbeitet?« erkundigte ich
mich.
»Mer’kt Man D’as?« fragte Mycroft zurück. »Wi’r Müs-sen Los!«
Und weg waren sie.
»Bücherwürmer?« wollte Landen wissen.
»Nicht, was du denkst.«
»Mademoiselle Next?«
Sie waren zu zweit. Sie trugen elegante Anzüge und zeigten mir
SpecOps-12-Marken, die ich noch nie gesehen hatte.
»Ja?«
»Préfet Lavoisier, ChronoGendarmerie. Où est votre père? «
»Den haben Sie leider verpaßt.«
Er fluchte laut.
»Colonel Next est un homme très dangereux, mademoiselle. Il est
important de lui parler concernant ses activités de trafic de temps.«
»Er ist mein Vater, Lavoisier.«
Lavoisier starrte mich an und versuchte herauszufinden, was er
sagen oder tun mußte, um mich zur Mithilfe zu bewegen. Schließlich
gab er seufzend auf.
»Si vous changez votre avis, contactez-moi par les petites annonces
du Grenouille . Je lis toujours les archives.«
»Da können Sie lange warten, Lavoisier.«
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Er sann einen Augenblick über eine Antwort nach, entschied sich
dann jedoch dagegen und verzog die Lippen statt dessen zu einem
Lächeln. Er grüßte zackig, wünschte mir in perfektem Englisch einen
angenehmen Tag und ging davon. Doch sein junger Kollege hatte mir
noch etwas zu sagen: »Ich gebe Ihnen einen guten Rat«, murmelte er
unsicher. »Falls Sie je einen Sohn bekommen, der zur ChronoGarde
möchte, versuchen Sie ihn davon abzubringen.«
Er verabschiedete sich lächelnd und folgte seinem Partner, um ihm
bei der Suche nach meinem Vater zu helfen.
»Was sollte denn das?« fragte Landen.
»Keine Ahnung. Aber kam er dir nicht auch irgendwie bekannt
vor?«
»Doch.«
»Wo waren wir stehengeblieben?«
»Mrs. Parke-Laine?« erkundigte sich ein stämmiger, etwas zu kurz
geratener Mann und starrte mich aus tiefliegenden braunen Augen, an.
»SO-12?« Ich fragte mich, woher dieser finster dreinblickende
Zwerg mit den buschigen Brauen so plötzlich kommen mochte.
»Nein, Ma’am«, antwortete er, stibitzte einem Kellner im
Vorbeigehen eine Pflaume vom Tablett und schnüffelte mißtrauisch
daran, bevor er sie samt Stein verschlang. »Bartholomew Stiggins
mein Name, SO-13.«
»Und wofür sind Sie zuständig?«
»Kein Kommentar«, erwiderte er knapp, »aber wir haben eventuell
Verwendung für Ihre Fähigkeiten.«
»Was denn für …«
Aber Mr. Stiggins hörte mich schon gar nicht mehr. Statt dessen
starrte er gebannt auf einen kleinen Käfer, den er in einem Blumentopf
entdeckt hatte. Mit größter Sorgfalt und einer Geschicklichkeit, die so
gar nicht zu seinen riesigen, ungelenken Pranken passen wollte, ergriff
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er das winzige Insekt und steckte es sich in den Mund. Ich sah Landen
an; der verzog angeekelt das Gesicht.
»’tschuldigung«, sagte Stiggins, als habe man ihn beim Nasebohren
erwischt. »Wie sagt man noch? Der Mensch ist ein
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