Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Plasmagewehren?«
    »Nein, Sir. Ich habe mir erlaubt, dieses Buch mit dem Umschlag
    von Das Plasmagewehr auf dem Schlachtfeld zu versehen.«
    Er reichte ihm das Buch, das im ProsaPortal gelegen hatte. Victor
    betrachtete den Rücken und lachte. Es war eine Sammlung von Poes
    Gedichten.
    »Werfen Sie mal einen Blick auf Seite sechsundzwanzig«, sagte
    Bowden. »Im ›Raben‹ gehen merkwürdige Dinge vor.«
    Victor schlug den Band auf und überflog die Seite. Er las die erste
    Strophe laut vor:

    Mitternacht, von Gram umschattet,
    Grübelnd saß ich, sann ermattet
    Über Rachepläne, schwor Vergeltung der verfluchten Next - - -
    Die leidige Jane Eyre, welch Wunder,
    Gab meinem Seelenfeuer Zunder,
    Und so sitz ich geifernd eingesperrt in diesen Text.
    »Holt mich raus«, so ruf ich eifernd, »sonst puste ich euch alle
    weg!«

    Victor klappte das Buch wieder zu.
    »Die letzte Zeile reimt sich aber nicht.«
    »Was haben Sie denn erwartet?« gab Bowden zurück. »Er ist
    schließlich ein Goliath-Mann, kein Dichter.«
    »Aber ich habe den ›Raben‹ doch gestern erst gelesen«, setzte
    Victor verwirrt hinzu. »Da war alles noch in bester Ordnung!«
    »Nein, nein«, erklärte Bowden. »Jack Schitt treibt sein Unwesen nur
    in diesem einen Exemplar – wer weiß, was er angerichtet hätte, wenn
    wir ihn in ein Originalmanuskript geschickt hätten.«

    - 390 -

    »Herz-l’ichen Glü’ck-wunsch!« rief Mycroft. Er kam mit Polly auf
    uns zu; ihr neuer Hut stand ihr blendend.
    »Wi’r Fre’uen Uns Wirk-lich Se’hr Für Euch!« ergänzte Polly.
    »Hast du wieder an den Bücherwürmern gearbeitet?« erkundigte ich
    mich.
    »Mer’kt Man D’as?« fragte Mycroft zurück. »Wi’r Müs-sen Los!«
    Und weg waren sie.
    »Bücherwürmer?« wollte Landen wissen.
    »Nicht, was du denkst.«

    »Mademoiselle Next?«
    Sie waren zu zweit. Sie trugen elegante Anzüge und zeigten mir
    SpecOps-12-Marken, die ich noch nie gesehen hatte.
    »Ja?«
    »Préfet Lavoisier, ChronoGendarmerie. Où est votre père? «
    »Den haben Sie leider verpaßt.«
    Er fluchte laut.
    »Colonel Next est un homme très dangereux, mademoiselle. Il est
    important de lui parler concernant ses activités de trafic de temps.«
    »Er ist mein Vater, Lavoisier.«
    Lavoisier starrte mich an und versuchte herauszufinden, was er
    sagen oder tun mußte, um mich zur Mithilfe zu bewegen. Schließlich
    gab er seufzend auf.
    »Si vous changez votre avis, contactez-moi par les petites annonces
    du Grenouille . Je lis toujours les archives.«
    »Da können Sie lange warten, Lavoisier.«

    - 391 -
    Er sann einen Augenblick über eine Antwort nach, entschied sich
    dann jedoch dagegen und verzog die Lippen statt dessen zu einem
    Lächeln. Er grüßte zackig, wünschte mir in perfektem Englisch einen
    angenehmen Tag und ging davon. Doch sein junger Kollege hatte mir
    noch etwas zu sagen: »Ich gebe Ihnen einen guten Rat«, murmelte er
    unsicher. »Falls Sie je einen Sohn bekommen, der zur ChronoGarde
    möchte, versuchen Sie ihn davon abzubringen.«
    Er verabschiedete sich lächelnd und folgte seinem Partner, um ihm
    bei der Suche nach meinem Vater zu helfen.
    »Was sollte denn das?« fragte Landen.
    »Keine Ahnung. Aber kam er dir nicht auch irgendwie bekannt
    vor?«
    »Doch.«
    »Wo waren wir stehengeblieben?«

    »Mrs. Parke-Laine?« erkundigte sich ein stämmiger, etwas zu kurz
    geratener Mann und starrte mich aus tiefliegenden braunen Augen, an.
    »SO-12?« Ich fragte mich, woher dieser finster dreinblickende
    Zwerg mit den buschigen Brauen so plötzlich kommen mochte.
    »Nein, Ma’am«, antwortete er, stibitzte einem Kellner im
    Vorbeigehen eine Pflaume vom Tablett und schnüffelte mißtrauisch
    daran, bevor er sie samt Stein verschlang. »Bartholomew Stiggins
    mein Name, SO-13.«
    »Und wofür sind Sie zuständig?«
    »Kein Kommentar«, erwiderte er knapp, »aber wir haben eventuell
    Verwendung für Ihre Fähigkeiten.«
    »Was denn für …«
    Aber Mr. Stiggins hörte mich schon gar nicht mehr. Statt dessen
    starrte er gebannt auf einen kleinen Käfer, den er in einem Blumentopf
    entdeckt hatte. Mit größter Sorgfalt und einer Geschicklichkeit, die so
    gar nicht zu seinen riesigen, ungelenken Pranken passen wollte, ergriff

    - 392 -
    er das winzige Insekt und steckte es sich in den Mund. Ich sah Landen
    an; der verzog angeekelt das Gesicht.
    »’tschuldigung«, sagte Stiggins, als habe man ihn beim Nasebohren
    erwischt. »Wie sagt man noch? Der Mensch ist ein

Weitere Kostenlose Bücher