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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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geschickt?«
    »Nein, Lilien. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier.«
    »Verstehe. Du hast dich gemacht.«
    »Danke«, antwortete er. »Du hast meine Briefe nicht beantwortet.«
    »Ich habe deine Briefe nicht gelesen .«
    »Bist du verheiratet?«
    »Ich wüßte nicht, was dich das angeht.«
    »Also nein.«
    Das Gespräch hatte eine unerfreuliche Endung genommen.
    Höchste Zeit, abzuhauen. »Also, ich bin total erledigt, Landen. Und
    morgen ist ein wichtiger Tag.«
    Ich stand auf. Landen hinkte mir hinterdrein. Im Krimkrieg hatte er
    ein Bein verloren, kam mit seiner Behinderung inzwischen aber sehr
    gut zurecht. Am Tresen holte er mich ein.
    »Wollen wir mal zusammen zu Abend essen?«
    Ich drehte mich zu ihm um. »Klar.«
    »Dienstag?«
    »Warum nicht?«

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    »Gut«, sagte Landen und rieb sich die Hände. »Wir könnten die alte
    Truppe zusammentrommeln …«
    So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. »Warte mal.
    Dienstag paßt vielleicht doch nicht so gut.«
    »Warum? Bis vor drei Sekunden hattest du damit kein Problem.
    War dein Vater schon wieder da?«
    »Nein, ich habe einfach unheimlich viel zu tun, ich muß mich um
    Pickwick kümmern. Er kommt mit der Bahn, denn im Luftschiff wird
    ihm immer schlecht. Weißt du noch, wie wir ihn mit nach Mull
    genommen haben und er den Steward vollgekotzt hat?«
    Ich mußte mich zusammenreißen. Ich redete dummes Zeug.
    »Erzähl mir bloß nicht«, sagte Landen, »daß du dir auch noch die
    Haare waschen mußt.«
    »Sehr witzig.«
    »Als was arbeitest du eigentlich in Swindon?« fragte Landen.
    »Tellerwäscherin bei SmileyBurger.«
    »Daß ich nicht lache. SpecOps?«
    Ich nickte. »Ich habe mich zu den Swindoner LitAgs versetzen
    lassen.«
    »Vorübergehend?« fragte er. »Oder willst du wieder ganz nach
    Swindon ziehen?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    Ich legte meine Hand auf seine. Ich wollte ihn umarmen, in Tränen
    ausbrechen und ihm sagen, daß ich ihn liebte und ewig lieben würde,
    wie ein zu sentimentales großes kleines Mädchen, aber das wäre
    ziemlich deplaciert gewesen, wie mein Vater sagen würde.
    Statt dessen beschloß ich, in die Offensive zu gehen, und fragte:
    »Bist du verheiratet?«
    »Nein.«
    »Hast du nie daran gedacht?«

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    »Doch. Sehr oft sogar.«
    Wir schwiegen eine Weile. Es gab so viel zu sagen, daß wir nicht
    wußten, wie und wo wir anfangen sollten. Landen eröffnete eine
    zweite Front: »Magst du dir Richard III. ansehen?«
    »Läuft das etwa immer noch?«
    »Natürlich.«
    »Ich hätte schon Lust, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß
    ich noch nicht weiß, wann ich Zeit habe. Im Moment geht bei mir
    irgendwie alles drunter und drüber.«
    Ich sah ihm an, daß er mir nicht glaubte. Ich konnte ihm unmöglich
    verraten, daß ich hinter einem Meisterverbrecher her war, der nach
    Lust und Laune Gedanken stehlen und Bilder projizieren konnte; der
    auf Film unsichtbar blieb und lachend morden konnte. Landen kramte
    seufzend eine Visitenkarte hervor und legte sie auf den Tresen.
    »Ruf mich an. Wenn du Zeit hast. Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Er gab mir einen Kuß auf die Wange, leerte sein Glas, sah mich
    noch einmal an und hinkte dann zur Tür hinaus. Ich blieb mit seiner
    Visitenkarte zurück. Ich steckte sie nicht ein. Das brauchte ich auch
    nicht. Ich hatte die Nummer im Kopf.

    Mein Zimmer sah genauso aus wie alle anderen Zimmer im Hotel. Die
    Bilder waren an den Wänden festgeschraubt, und die Flaschen in der
    Minibar waren geöffnet, ausgetrunken und mit Wasser oder kaltem
    Tee aufgefüllt worden, vermutlich von Vertretern, die zu geizig
    waren, sie zu bezahlen. Das Zimmer ging nach Norden; ich sah nur
    den Flugplatz. Ein großer Vierzigsitzer lag am Mast vertäut, sein
    Rumpf schimmerte silbrig in der dunklen Nacht. Das kleine
    Luftschiff, das mich hergebracht hatte, war nach Salisbury
    weitergeflogen; ich spielte kurz mit dem Gedanken, übermorgen
    damit zurückzufahren. Ich machte den Fernseher an und erwischte
    gerade noch den Anfang von Heute im Parlament . Die Krimdebatte
    hatte den ganzen Tag getobt und war noch immer nicht vorbei. Ich

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    räumte das Kleingeld aus meinen Taschen, nahm meine Automatik
    aus dem Schulterholster und zog die Nachttischschublade auf. Sie war
    voll. Neben der Gideonsbibel enthielt sie die Lehren des Buddha und
    eine englische Ausgabe des Korans. Sowie ein GSG-Gebetbuch und
    ein Wesleyanisches Pamphlet, zwei Amulette der Gesellschaft für
    Christliches

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