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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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offen.«
    Seufzend schüttelte er den Kopf.
    »Möge Gott mir vergeben …!«
    »Ich vergebe Ihnen«, erwiderte Acheron. »Näher werden Sie Gott
    kaum kommen!«
    Hades ging zu Hobbes, der jetzt einen schwarzen Kampfanzug trug.
    Er hatte sich einen Gurt um die Hüften geschnallt, an dem allerlei
    Gegenstände hingen, die bei einem spontanen Raubüberfall eventuell
    von Nutzen sein konnten – eine große Taschenlampe, mehrere
    Bolzenschneider, ein Seil, Handschellen und eine Automatik.

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    »Sie wissen, hinter wem Sie her sind?«
    »Mr. Quaverley, Sir.«
    »Großartig. Das schreit förmlich nach einer Rede!«
    Er kletterte auf einen großen Eichentisch.
    »Liebe Freunde!« begann er. »Heute ist ein großer Tag für die
    Wissenschaft und ein schwarzer Tag für Charles Dickens.«
    Er machte eine Kunstpause.
    »Genossen, wir stehen kurz davor, uns einer kulturellen Barbarei
    schuldig zu machen, die so monströs ist, daß es selbst mir die
    Schamesröte ins Gesicht treibt. Ihr alle seid seit vielen Jahren meine
    treuen Gefolgsleute, und obgleich keiner von euch auch nur halb so
    verderbt ist wie meine Wenigkeit, und obwohl die Gesichter, die ich
    vor mir sehe, ebenso dumm wie unattraktiv sind, betrachte ich euch
    doch alle mit einem gerüttelten Maß an Zuneigung.«
    Seine vier Genossen bekundeten ihren Dank mit verlegenem
    Murmeln.
    »Ruhe! Ich glaube, ich darf mit Fug und Recht von mir behaupten,
    nicht nur das verkommenste Geschöpf auf diesem Erdenrund zu sein,
    sondern auch das begnadetste Verbrecherhirn dieses Jahrhunderts. Der
    Plan, den wir in die Tat umsetzen wollen, ist zweifelsohne der
    teuflischste, den je ein Mensch ersonnen hat, und wird euch nicht nur
    mit einem Schlag an die Spitze aller Fahndungslisten katapultieren,
    sondern euch obendrein reicher machen, als ihr euch in euren
    habgierigsten Träumen habt vorstellen können.« Er klatschte in die
    Hände. »Das Abenteuer kann beginnen! Trinken wir auf den Erfolg
    unseres schönsten Verbrechens!«
    »Sir?«
    »Was ist, Dr. Müller?«
    »Das ganze Geld. Ich weiß nicht recht. Ich glaube, ein
    Gainsborough wäre mir lieber. Sie wissen schon – das Bild von dem
    Knaben im blauen Anzug.«

    - 171 -
    Acheron starrte ihn einen Augenblick ratlos an, dann erhellte ein
    Lächeln sein Gesicht.
    »Warum nicht? Widerling und Kunstliebhaber! Welch göttliche
    Dichotomie! Sie sollen Ihren Gainsborough haben! Und nun lasset uns
    … Was ist denn, Hobbes?«
    »Sie haben hoffentlich nicht vergessen, daß Sie die ShakespeareGesellschaft überreden wollten, Schluß mit lustig! zu spielen, meine
    überarbeitete Macbeth-Fassung?«
    »Wie könnte ich?«
    »Acht Wochen Laufzeit?«
    »Ja, ja, und das Sommernachts-Kettensägenmassaker gleich noch
    dazu. Und was kann ich für Sie tun, Mr. Delamare?«
    »Nun ja«, sagte der Mann mit dem Hirn eines Hundes und rieb sich
    nachdenklich den Hinterkopf, »könnte ich vielleicht eine
    Autobahnraststätte nach meiner Mum benennen lassen?«
    »O heilige Einfalt!« rief Acheron. »Ich denke, das läßt sich machen.
    Felix7?«
    »Ich verlange keine Belohnung«, antwortete Felix7 stoisch. »Ich bin
    bloß Ihr ergebener Diener. Einem so guten und weisen Herrn zu
    dienen ist das größte Glück, das einem Menschen widerfahren kann.«
    »Ich liebe diesen Mann!« sagte Hades zu den anderen. Er kicherte
    einen Moment in sich hinein und wandte sich dann wieder an Hobbes,
    der es kaum erwarten konnte.
    »Ihnen ist klar, was Sie zu tun haben?«
    »Hundertprozentig.«
    »Dann, Mycroft, öffnen Sie nun das Portal und Ihnen, mein lieber
    Hobbes: Glückliche Reise!«
    Mycroft drückte den grünen »Auf«-Knopf, ein greller Blitz
    durchzuckte den Salon, und es entstand ein so starkes
    elektromagnetisches Kraftfeld, daß meilenweit sämtliche
    Kompaßnadeln rotierten. Rasch öffnete sich das Portal, und Hobbes
    holte tief Luft und trat hindurch; Mycroft drückte den roten »Zu«
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    Knopf, das Portal schloß sich wieder, und Stille breitete sich aus.
    Acheron sah Mycroft an, der wie gebannt auf den Timer an dem
    großen Buch starrte. Dr. Müller verfolgte Hobbes’ Bemühungen
    anhand einer Taschenbuchausgabe von Martin Chuzzlewit , Felix7
    behielt Mycroft im Auge, und Delamare betrachtete etwas Klebriges,
    das er gerade aus seinem Ohr geholt hatte.
    Zwei Minuten später drückte Mycroft erneut auf den grünen Knopf,
    und Hobbes kehrte zurück, im Schlepptau einen Mann mittleren Alters
    in einem schlechtsitzenden Anzug mit Krawatte und

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