Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Stehkragen.
    Hobbes war ziemlich außer Atem und sank keuchend in den erstbesten
    Sessel. Der Mann in mittleren Jahren blickte hilfesuchend um sich.
    »Meine Freunde«, begann er und schaute in ihre neugierigen
    Gesichter, »Sie sehen mich ratlos und verwirrt. Wenn Sie die
    Freundlichkeit besäßen, mir zu erklären, was Sie dazu bewegen hat,
    mich in diese mißliche Lage zu versetzen …«
    Acheron trat neben ihn und legte ihm freundschaftlich einen Arm
    um die Schultern.
    »Ah, der süße, süße Duft des Erfolges. Willkommen im zwanzigsten
    Jahrhundert und in der Wirklichkeit. Mein Name ist Hades.«
    Acheron streckte die Hand aus. Der Mann verbeugte sich und
    schüttelte sie dankbar, weil er sich irrtümlich unter wohlmeinenden
    Mitbürgern wähnte.
    »Zu Diensten, Mr. Hades. Mein Name ist Quaverley, wohnhaft bei
    Mrs. Todger und Prokurator von Beruf. Ich muß gestehen, daß ich
    nicht die geringste Ahnung habe, wie mir ein so großes Wunder zuteil
    werden konnte, aber bitte sagen Sie mir doch – denn wie ich sehe,
    sind Sie der Gebieter über dieses höchst erstaunliche Paradoxon –,
    was geschehen ist und wie ich Ihnen behilflich sein kann.«
    Acheron lächelte und klopfte Mr. Quaverley brüderlich auf die
    Schulter.
    »Mein lieber Mr. Quaverley! Ich könnte ohne Zweifel viele
    glückliche Stunden damit zubringen, mich mit Ihnen über das Wesen
    der Dickensschen Erzählkunst zu unterhalten, aber das wäre eine
    unverzeihliche Verschwendung meiner äußerst kostbaren Zeit. Felix7,

    - 173 -
    fahren Sie nach Swindon und sorgen Sie dafür, daß Mr. Quaverleys
    Leiche spätestens bei Morgengrauen von spielenden Kindern entdeckt
    wird.«
    Felix7 packte Mr. Quaverley am Arm.
    »Jawohl, Sir.«
    »Ach, und Felix7 …«
    »Ja, Sir?«
    »Wo Sie schon mal dabei sind, könnten Sie doch eigentlich auch
    gleich diesen Sturmey Archer zum Schweigen bringen. Er hat seine
    Schuldigkeit getan.«
    Felix7 schleifte Mr. Quaverley zur Tür hinaus. Mycroft weinte.

    - 174 -
    16.
    Sturmey Archer & Felix7
    … Ein wahrhaft verbrecherischer Geist braucht ebenso
    außergewöhnliche Komplizen, die ihm zur Seite stehen.
    Sonst hat das Ganze wenig Sinn. Ich habe immer wieder
    festgestellt, daß ich meine abscheulichsten Pläne ohne die
    Beteiligung und die Anerkennung meiner Mitarbeiter
    niemals umsetzen könnte. So bin ich nun einmal. Sehr
    großzügig …
ACHERON HADES
    - Die Lust am Laster
    »Wen besuchen wir eigentlich?«
    »Einen gewissen Sturmey Archer«, antwortete Bowden, während
    ich den Wagen am Straßenrand abstellte, gegenüber einer kleinen
    Fabrik, hinter deren Fenstern ein sanftes Licht leuchtete.
    »Vor ein paar Jahren hatten Crometty und ich das große Glück,
    mehrere Mitglieder einer Bande festzunehmen, die versucht hatte, eine
    ziemlich primitiv gefälschte Fortsetzung von Coleridges Ancient
    Mariner unter die Leute zu bringen. Sie trug den Titel ›Der Alte
    Matrose – Die Rückkehr‹, aber niemand fiel darauf herein. Sturmey
    sagte als Kronzeuge aus und entging so einer Gefängnisstrafe. Ich
    habe noch etwas gegen ihn in der Hand, im Zusammenhang mit einem
    Cardenio-Schwindel. Ich würde es allerdings nur äußerst ungern
    gegen ihn verwenden.«
    »Und was hat er mit Cromettys Tod zu tun?«
    »Nichts«, lautete seine lapidare Antwort. »Er ist lediglich der
    nächste auf unserer Liste.«

    - 175 -
    Wir überquerten die Straße. Es wurde langsam dunkel; die
    Straßenlaternen gingen an, und erste Sterne erschienen am Himmel. In
    einer halben Stunde würde es Nacht sein.
    Bowden wollte erst klopfen, ließ es dann aber doch bleiben. Lautlos
    machte er die Tür auf, und wir schlüpften hindurch.
    Sturmey Archer war ein schmächtiger Bursche, der so viele Jahre in
    Anstalten verbracht hatte, daß er allein nur schwer zurechtkam. Ohne
    festen Stundenplan wusch er sich weder regelmäßig, noch ernährte er
    sich richtig. Er trug eine dicke Brille, bunt zusammengewürfelte
    Kleider, und sein Gesicht war eine Mondlandschaft von Akne-Narben.
    Inzwischen bestritt er seinen Lebensunterhalt hauptsächlich mit der
    Produktion von Gipsbüsten berühmter Schriftsteller, doch seine
    kriminelle Vergangenheit ließ ihn nicht los. Immer wieder wurde er
    von anderen Verbrechern dazu erpreßt, ihnen zu helfen, und Sturmey,
    ein ohnehin eher willensschwacher Charakter, konnte sich ihrer nur
    schwer erwehren. Was Wunder, daß er nur zwanzig seiner
    sechsundvierzig Lebensjahre in Freiheit verbracht hatte.
    In dem alten Fabriksaal, in dem er

Weitere Kostenlose Bücher