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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tatsache, dass Siegfrieds Leistung in der Tat beträchtlich war - manchmal musste Regin zügig sein, um mit dem Jungen mitzuhalten. Jeden Abend überraschte es ihn, dass Siegfried noch die Kraft hatte, einen Bissen Brot zu sich zu nehmen.
    »Mit einem Pferd hätten wir beide auf dem Karren mitfahren können«, konterte der junge Mann.
    Sie waren schon seit mehr als zwei Wochen auf dem Weg nach Worms. In Koblenz hatten sie für zwei Tage Rast gemacht, weil es sich anbot, dort bereits ein paar Werkzeuge auf dem Markt anzubieten. Die Stadt war von einer starken Mauer umgeben, und im Gasthof hatte es gutes Essen und eine weiche Lagerstatt gegeben.
    Tatsächlich war es Regin gelungen, einige Sensen, Sicheln, Beile und Spitzhaken an den Mann zu bringen. Dabei waren ihnen auch die Geschichten zu Ohren gekommen, von denen Siegfried berichtet hatte.
    Wie es schien, stand es wirklich schlecht um Worms. Niemand wusste etwas Genaues, aber viele, die dorthin gereist waren, waren nicht zurückgekehrt. Und die wenigen, die kurz vor dem Rheintal kehrtgemacht hatten, berichteten von einer Gegend, die scheinbar der Rache der Götter an-heim gefallen war.
    Siegfried hatte diesem Geschwätz mit Begeisterung gelauscht, versprach es doch Ruhm und Ehre dem, der sich lebend nach Worms durchzuschlagen vermochte. Regin hingegen hielt nichts auf solches Gerede.
    In Mainz waren die düsteren Mutmaßungen allerdings schon handfester geworden. Und schauriger. Ehemalige Soldaten aus dem Heer des Königs zeigten grimmig ihre Stümpfe, an denen einmal Arme und Beine gewesen waren. Politische Gesandte versprachen viel Geld für sicheres Geleit nach Süden, ohne jedoch zuverlässige Führer zu finden. Die Menschen fühlten sich in der von einem hohen Wall umgebenen Stadt sicherer als auf den Straßen des Landes.
    Der Schmied begann nun auch, sich Gedanken zu machen. Er hatte Burgund schließlich als Reiseziel ausgesucht, um Siegfried von allem Unbill fern zu halten. Und nun schien sich genau das zu rächen. Wenn an den Geschichten etwas dran war, dann hatte sich die Herrscherfamilie um Gundomar zweifellos mit den alten Göttern überworfen und war hart dafür bestraft worden. Es war sicher nicht ratsam, zwischen die Fronten zu geraten.

    Andererseits - Regin glaubte an Wotan und seine Sippe, und damit war er immer gut gefahren. Vielleicht war es sogar das von den Göttern verlangte Schicksal Siegfrieds, Burgund in einer dunklen Stunde zu bereisen. Wer konnte das wissen?
    Der Regen allerdings, der seit zwei Tagen auf sie herabprasselte, war schlicht und ergreifend eine Schande. Ihre Kleidung war schon lange völlig durchnässt, und der Karren wurde schwerer, je mehr Wasser sein Holz aufsog und je tiefer die Räder in den Schlamm sackten. Sie kamen nur noch mühsam voran.
    »Wir sollten eine Stelle suchen, an der wir das Ende dieses Regens abwarten können«, schlug Regin vor.
    Zu seiner Überraschung widersprach Siegfried. »In diesem verfluchten Landstrich gibt es keinen Ort, der nicht den Fischen ein besseres Heim wäre als den Menschen. Warum die Reise unnötig verlängern?«
    Der Schmied nickte, und sie gingen schweigend weiter, zwei sonderbare Männer und ein Karren, die sich nur grau im Zwielicht des Regentages abzeichneten.
    Je näher sie dem Herzen des Königreichs Burgund kamen, desto seltener wurden die Begegnungen auf der Landstraße. Zuerst versiegte der Strom an Jägern und Bauern, dann kamen ihnen keine Handelsleute mehr entgegen, und schließlich gab es auch keine fahrenden Söldner und Missionare mehr.
    Nach einer Weile kamen sie an einem Karren vorbei, der größer und prächtiger als der ihre war. Er lag auf der Seite und das rechte Rad hielt er wie einen Schirm über seinen Wagenkasten. Das linke Rad war bereits völlig vom weichen Boden verschluckt. Weit und breit war kein Besitzer zu sehen.
    Regin strich mit einer Hand über das aufgequollene Holz. »Ein teurer Wagen. Aus dem Süden, würde ich meinen. Wer lässt so etwas am Wegesrand zurück?«
    Siegfried ließ die Deichsel des Karrens los und gesellte sich zu Regin. »Ein Unfall, wie mir scheint. Aber die Achse ist in Ordnung. Kein Grund, das Gefährt nicht einfach wieder auf seine Räder zu stellen.«
    Er packte das obere Rad und zog es mit aller Kraft in seine Richtung. Schmatzend gab der Boden die linke Seite des Karrens frei, und Dreck spritzend platschte dieser in die rechte Lage zurück.
    Regin blickte sich um, so weit es der Regen zuließ. »Die Straße ist gerade und

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