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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gut ausgebaut. Wer würde hier einen Unfall erleiden?«
    Auch Siegfried war sichtlich misstrauisch, aber er teilte dieses Gefühl mit geweckter Neugier. »Meinst du, die Reisenden sind überfallen worden?«
    »Lass uns weiterziehen«, war die Antwort des Schmieds.
    »Hätte ich ein Schwert - kein Bösewicht würde es wagen, uns zu nahe zu kommen!«, erklärte Siegfried mit einer Entschlossenheit, die seinen jugendlichen Unverstand verriet.
    »Kein Schwert vermag etwas gegen den Pfeil aus dem Hinterhalt auszurichten, und auch fünf schlechte Krieger sind des guten Kriegers Tod«, belehrte ihn Regin. »Das reine Herz ist kein starkes Schild. Und jetzt weiter.«
    Siegfried seufzte und nahm die Deichsel des Karrens wieder auf. »Manchmal scheinst du nur aus weisen Sprüchen zu bestehen.«
    Regin klopfte ihm auf die Schulter. »Erfahrung ist das einzige Pfund, mit dem ein alter Mann wuchern kann, wenn die Knochen spröde werden.«
    Siegfried fragte sich, was Regin damit meinte, denn solange er denken konnte, schien der Schmied keinen Tag gealtert zu sein. In manch lauer Stunde hatte der Junge sich schon gefragt, ob der Tag kommen würde, da er in Alter und Würde seinen Meister einholen würde.
    Endlich ließ der Regen ein wenig nach, und aus dem Prasseln wurde ein Rieseln. Die Wolkendecke riss nicht auf, aber sie wurde ein wenig dünner, und zum letzten Mal an diesem Tag war es licht genug, um weiter als einen Steinwurf zu sehen.
    Regin sprang auf den Karren, um die Straße entlang zu schauen. »Wälder und weite Täler . . . Wir werden bald wieder auf den Rhein treffen, und dann ist es nicht mehr weit nach Worms.«
    »Wir hätten ein Floß nehmen sollen«, maulte Siegfried. »Es hätte uns geradewegs nach Worms geführt.«
    Regin sprang wieder herunter. »Unsinn. Mit dem Gewicht unserer Waren hätten wir ein Floß vom Ufer aus flussaufwärts ziehen müssen. Und der Flusslauf ist so wirr wie deine jungen Gedanken. Es hätte doppelt so lange gebraucht.«
    »Meinst du, wir schaffen es heute noch nach Worms?«, wollte Siegfried wissen.
    Regin schüttelte den Kopf. »Wenn wir Glück haben, klopfen wir morgen Abend an das Stadttor. Jetzt sollten wir uns erst einmal einen Platz für die Nachtruhe suchen.«
    Ein Haus war nicht in Sicht, also mussten sie sich anders behelfen. Oft hatten sie einfach unter den Fellen auf dem Karren geschlafen, was den Vorteil hatte, dass kein Kleingetier sich des Nachts in ihre Hemden schlich. Aber die Aussicht auf weitere Regenfälle in der Nacht ließ diese Möglichkeit ausscheiden.
    Siegfried deutete auf den Wald am Wegesrand. »Dort scheinen die Bäume dicht beieinander zu stehen. Wenn die Wipfel stark genug sind, könnte es für ein kleines Feuer und ein Lager reichen.«
    Regin drehte sich einmal im Kreis, aber eine bessere Idee hatte er auch nicht. »Zieh unseren Karren bis an den ersten Baum, damit er nicht zu einladend für etwaiges Gesindel scheint.«
    Siegfried nickte. Der seltsame Fund am Straßenrand hatte beide vorsichtig gemacht.
    Tatsächlich bot der Wald einen bescheidenen Schutz vor dem Regen, und auf Moos und Laub ließ sich gut ausruhen. Aus einem Beutel hatte Regin noch einen halben Laib Brot gefischt, den er mit Siegfried verzehrte. Um den Durst zu stillen, gingen sie einfach wieder auf die Straße und hielten ihre Münder gegen den Himmel.
    Unter den gewachsten Lederdecken, die über den Karren gespannt waren, hatte Regin ein paar trockene Kleidungsstücke herausgezogen, die sie trugen, während ihre Hemden an einem Ast hoch über dem kleinen Lagerfeuer ausdampften.
    »Ich hasse den Regen«, murrte Siegfried und rieb sich die Beine, um sie etwas aufzuwärmen.
    Regin schüttelte den Kopf. »Der Regen ist weder gut noch schlecht - ihn zu hassen ist nur dumm. Säßen wir jetzt daheim in der Schmiede, wärest du froh, dich von seinem Geprassel in den Schlaf wiegen zu lassen.«
    »Kein Ort, an dem ich im Augenblick lieber wäre«, maulte Siegfried weiter.
    »Oh, hat dich der Drang nach Abenteuern schon wieder verlassen?«, lachte der Schmied. »Ich dachte, das Feuer in dir brenne so lichterloh, dass ein kleiner Schauer es nicht löschen könnte.«
    Siegfried nahm sich ein Fell und deckte sich damit zu. Dann lehnte er sich an einen Baumstamm und machte die Augen zu. Er dachte an Brunhilde, an die Götter und an ein Schwert, mir dem er große Schlachten schlagen konnte.
    So schlief er ein.
     
    Brunhilde sackte bis zu den Oberschenkeln ein, bevor ihre Stiefel, die aus vielen

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