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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und es war offensichtlich, dass ihm viele Häuser weichen mussten, damit es mit respektvollem Abstand frei stehen konnte. Ein schlankes Gebäude mit einem schmalen Schiff und ohne großen Zierrat an den glatten Mauern. Es war Siegfrieds erste Begegnung mit einem Haus des christlichen Gottes, und er war von der Klarheit der Formen beeindruckt. Die Bürgerhäuser waren von eher einfacher Bauart, alte Hütten hielten sich noch trotzig zwischen mehrgeschossigen Steinbauten.

    Die Burg selbst, auf einem Hügel hinter der Stadt gelegen, war eine erstaunliche Leistung der Baumeister und Steinmetze. Augenscheinlich war sie nicht in Hast erbaut worden, zum reinen Zwecke der Verteidigung gegen heranstürmende Heerscharen. Ein Gewirr von offenen Arkaden und Emporen führte in unzähligen Verästelungen an jede Stelle des Hofes, und viele Balkone erlaubten die Sicht nach außen wie nach innen. Trotz der großen Fläche, die die Burg einnahm, schien sie tastend auf der Erde zu stehen, als wolle sie das Gras unter ihren Mauern nicht über Gebühr belasten. Der Stein war von hellem Grau, und Efeu rankte sich die Mauern hinauf, ohne dass jemand daran Anstoß nahm. Hinter der Stadt im Süden schimmerten die Fluten des Rheins.
    Von der Hügelkuppe aus bot sich den beiden Männern ein so friedliches Bild, dass sie die Mühsal und die düstere Befangenheit der letzten Tage kurzzeitig vergaßen.
    Entschlossen packte Siegfried die Deichsel des Karrens. »Lass uns noch bei Tageslicht in die Stadt einziehen, Regin. Ich möchte viel sehen - und Hunger habe ich auch.«
    Regin lächelte und folgte seinem Ziehsohn, der begeistert auf Worms zulief.
    Ihre Freude über die Ankunft nach der langen Reise währte jedoch nicht lange. Schon die ersten Hütten, die außerhalb der Stadtmauer errichtet waren, kündeten wieder von dem seltsamen Bann, unter dem der Hof von Burgund stand. Die wenigen Bürger, die hier umherhuschten, taten es in sichtlicher Eile, die Augen angstvoll auf den Boden gerichtet. Nur dann und wann blickten sie verstohlen zum düsteren Himmel hinauf, als erwarteten sie einen Blitz, der ihrem Leben ein Ende bereiten sollte.
    Zwei Soldaten standen links und rechts vom Stadttor -sehr wenig, wie Regin angesichts der ungeklärten Notlage fand. Sie hielten Lanzen in den Händen, und an ihren Hüften baumelten Schwerter. Doch ihre müden Gesichter kündeten eher von mürrischer Überraschung als von feindlicher Gesinnung.
    »Wer seid ihr? Was wünscht ihr?«, fragte der eine in unerschütterlicher Pflichterfüllung.
    »Wir sind Schmiede aus dem Norden«, erklärte Regin. »Wir bringen unsere Waren, um in der Residenz des gelobten Königs Gundomar Handel zu treiben.«
    Es war jenes Geplänkel, auf das man sich einlassen musste, wenn man seinen Unterhalt so verdiente, wie Siegfried und Regin es taten. Der alte Schmied klang bei den Worten fast schon freundlich, aber das war nur eingeübt.
    Der Soldat warf einen kurzen Blick auf den Karren, machte sich aber nicht einmal die Mühe, die gewachsten Lederplanen zu heben. »Als Waffenschmied seid ihr dem König sicher sehr willkommen. Ihr tätet gut daran, euch ohne Verzug zum Hofe zu begeben. Der schnellste Weg führt durch die Stadt hindurch.«
    Siegfried und Regin sahen sich unauffällig an. Angesichts der Einladung an den Hof wäre es töricht gewesen, die Einschätzung als Waffenschmiede zu berichtigen. Sie nickten daher nur kurz und zogen durch das aufschwingende Doppeltor.
    Innerhalb der Stadtmauern bot sich ein nur wenig verändertes Bild. Die Menschen gingen ihren Geschäften nach, aber sie taten es mit furchtsamen Blicken und im geflüsterten Gespräch. Es war, als habe der König ein Verbot erlassen, Geräusche zu verursachen, die laut genug waren, einen Schwalbenschwarm aufzuscheuchen.
    Hier und da versuchte Siegfried, den Bürgern der Stadt offen ins Gesicht zu sehen, um dadurch einen Zugang zu diesem seltsam verstockten Völkchen zu bekommen. Doch immer, wenn er sich umdrehte, weil er im Rücken bohrende Augenpaare gespürt hatte, waren die Köpfe auch schon wieder in die andere Richtung gedreht.
    »Ist das die Ruhe im Schoße des christlichen Gottes?«, fragte Siegfried leise, sodass nur Regin es hören konnte.
    »Nein«, knurrte der alte Schmied. »Diese Stadt stöhnt unter einer unsichtbaren Last. Sie drückt die Menschen nieder und frisst ihren Lebensatem.«
    Aus der Nähe sah die Burg mit ihren Wehrtürmen und Zinnen erheblich größer und imposanter aus als vom Hügel. Es

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