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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ausgemachte Sache war. Dazu wusste man zu wenig über den Lindwurm, seine Schwächen, seine Herkunft. Aber das Volk brauchte die Vision von Stärke, den Eindruck von Führung. Wo die prächtige Hochzeit der Prinzessin nicht zu Stande gekommen war, musste nun Gundomar dem Pöbel eine Darbietung liefern.
    Elsa stand unauffällig neben ihrem Vater, und ihr Blick streifte immer wieder Gernot, der mit seiner Schwester ebenfalls auf den Hof gekommen war. »Neidest du dem König und seinen Söhnen die Möglichkeit, den Drachen zu stellen?«
    Angesichts der vielen Augen um ihn herum konnte Hagen nicht so verächtlich ausspucken, wie ihm genehm gewesen wäre. »Der Narr stellt sich der Gefahr - der Weise verhindert ihre Geburt.«
    Es überraschte Elsa nicht, dass ihr Vater so abfällig vom Königshaus sprach. Hagen von Tronje träumte von Macht durch das Schwert und von Regentschaft durch eiserne Knute. Vergebung und Mitgefühl, wie sie die Heilige Schrift vorschrieben, schienen ihm schwach und verabscheuenswert. Es war nur die Loyalität zu Burgund und nicht zu Gundomar, die ihn davon abhielt, den Krieg mit den Dänen oder den Hunnen herbeizusehnen.
    »Hätte ich versuchen sollen, ihn aufzuhalten?«, fragte ein paar Schritte weiter Prinzessin Kriemhild ihren Bruder.
    Gernot legte den Kopf schief, als müsse er über eine Antwort erst nachdenken. »Zu wessen Nutzen? In seinen Augen ist es deiner Wankelmütigkeit zu verdanken, dass er ein leichtfertig gegebenes Wort einhalten muss.«
    »Nur in seinen Augen?«, fragte Kriemhild. »Der halbe Hof hält mich für eine Blenderin, deren Spiele die Familie beschämen und deren Unvernunft nicht weniger Gefahr birgt als die Kiefer Fafnirs.«
    Beruhigend legte der junge Prinz seiner Schwester die Hand auf die Schulter. Sein Blick fand Elsa, und er verspürte den Drang, mit ihr zu sprechen. Aber sie stand neben Hagen, und in seinem Kreise hielt sich niemand gerne auf. Vielleicht würde sich später die Gelegenheit ergeben, ein paar Worte mit ihr zu wechseln.
    Siegfried und Regin standen wieder am Eingang ihrer Schmiede, aus der alle dreizehn Schwerter für die Schlacht des Königs gekommen waren. Regin zog es in Betracht, seinen Schützling des Nachts mit dem Bein an seiner Bettstatt festzubinden, um zu verhindern, dass er doch noch auszog, um sich Gundomar anzuschließen. Aber dann bemerkte er die Sehnsucht, mit der Siegfried zu Kriemhild sah. Wenn es etwas gab, das den jungen Schmied im Mondlicht aus den Laken trieb, dann war es der Ruf des Fleisches, nicht des Blutes.
    Siegfried fühlte sich wie ein Feuer, an dem sich niemand wärmen wollte und das sich nutzlos verzehrte. Er war überzeugt, für Kriemhild und in Gundomars Diensten von Nutzen sein zu können, aber beides war ihm versagt. Keinen Blick hatte die Prinzessin ihm seit jener Nacht in ihrem Schlafgemach geschenkt, und der König hatte ihn ausgelacht, als er darum bat, gegen Fafnir ziehen zu dürfen.
    Respekt und Abstammung waren die Schlüssel, die zu finden es bedurfte. Aber am Hofe von Burgund war man anscheinend entschlossen, ihm schon die Suche zu verwehren
     
     
6
     
Gundomar und der Odem des Feuers
     

     
    Zwei Tage und Nächte waren vergangen, in denen die Freude über Gundomars Waffengang schnell verklungen war. Wolkenberge hatten sich wie gierige Brandung über das Land ergossen, und sie erstickten das Licht der Sonnenscheibe bei Tag und der Mondscheibe bei Nacht. Wächter auf den Zinnen hielten Ausschau, doch keine Nachricht aus dem Wald kündete vom glorreichen Sieg des Königs.
    In beiden Nächten sah man die Wolken im Nordosten mehrfach aufleuchten - doch es waren keine vom nahenden Gewitter kündenden Blitze. Es war der Widerschein von Fafnirs Flammenatem.
    Auch Kriemhild und Gernot verbrachten die Tage mit dem Blick zum Wald, in dem die Schlacht um die Zukunft Burgunds geschlagen wurde. Oft standen sie zusammen, manchmal einander in Sorge umarmend.
    Zum Sonnenuntergang beider Tage mahnten die Kirchenglocken zum Gebet. Gebetet wurde überall - und zu allen Göttern.
    Siegfried lief in der Schmiede hin und her wie ein wilder Hund, den man mit einer Leine an einen Baum gebunden hatte. Regin versuchte gar nicht erst, ihn zu beruhigen -auch der Schmied spürte, dass Unheil in der Luft lag.
    Als der dritte Tag sich der hereinbrechenden Dunkelheit zu beugen begann, stieg Gernot ermattet und enttäuscht von der Zinne und machte sich auf den Weg zum Trakt der Höflinge. Er hatte den eigenartigen Wunsch, jemanden

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