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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zerreißen, dass sie litt und er ihr nicht beizustehen vermochte. Wie oft hatte er schon versucht, ihr durch einen Blick Zuversicht zu schenken, wenn sie über den Hof an der Schmiede vorbeigekommen war? Aber sie hatte nicht einmal den Kopf in seine Richtung gedreht.
    Bis zu dem Abend, da ein Soldat in die Schmiede kam, in der Siegfried und Regin gerade ihr Werkzeug nach getaner Arbeit reinigten. »Der Schmied Siegfried - er möge der Prinzessin Gesellschaft leisten. In einer Stunde auf dem Balkon über ihren Gemächern.« Das war alles. Wenige Worte, die Siegfrieds Herz weckten und sein Gemüt mit Licht durchfluteten.
    Auf Regin hatten sie die gegenteilige Wirkung. »Der Schmied und die Prinzessin - das soll nicht sein, das geht nicht gut.«
    Siegfried schlug ihm lachend auf den Rücken. »Was redest du da? Es ist, was sein muss! Doch wie soll ich eine Stunde verbringen, in der ich noch nicht zu ihr eilen darf? Wie soll ich das ertragen?«
    Regin grinste schief. »Die Zeitspanne war vielleicht nicht unabsichtlich so gewählt - gibt sie dir doch Gelegenheit, Kriemhild nicht schmutzig und verschwitzt gegenüberzutreten.«
    Siegfried sah an sich herunter. Richtig, sein altes Hemd war vom Funkenflug förmlich durchsiebt und seine Arme eher schwarz denn weiß. Er riss sich den Stoff vom Leib und tunkte ihn in den Wasserbottich, um sich damit zu säubern. »Regin, was täte ich ohne deinen Rat?«
    »Nichts anders«, murmelte der alte Schmied.
     
    Gunther saß auf dem Thron, den er noch nicht beansprucht hatte. Die Krone des Vaters aufzusetzen, so weit wollte der Prinz, den der Tod des Bruders zum Kronprinzen befördert hatte, nicht gehen.
    Hagen ging vor ihm auf und ab und überflog Berichte aus dem Reich. »Es ist eingetreten, was wir durch den Kampf gegen den Drachen zu verhindern suchten - Burgund ist bis ins Mark geschwächt und von mehreren Seiten angreifbar. Kundschafter vieler Reiche sind gesichtet worden, und ihre Könige werden schon die Karten studieren.«
    Unwillkürlich fuhr Gunthers rechte Hand zu seiner linken Schulter, deren Bandagen er immer noch Nacht für Nacht durchblutete. »Und Fafnir?«
    Hagen schnaubte verächtlich. »Mit seinen Untaten zufrieden, scheint er im Walde zu ruhen.«

    Gunther rieb sich das Gesicht. Seine Wunden ließen ihn kaum noch schlafen, und sein Gewissen raubte ihm den Rest der Ruhe, die er suchte. »Was sollen wir tun?«
    Hagens Stimme ließ erkennen, dass er schon die Frage für ungebührlich erachtete. »Blickt Euch um, und Ihr könnt es sehen - Burgund schreit nach einem König. Je länger Ihr die Krönung hinauszögert, desto mehr zerfällt das Reich.«
    »Aber habt Ihr auch das Geflüster an den Waschtrögen und in den Werkstätten gehört? Das Volk mag einen König wollen - diesen König will es nicht.«
    »Was für ein Reich wäre Burgund, wenn das Volk über die Herrschenden geböte und nicht umgekehrt?«, lachte Hagen grimmig. »Euer Blut gibt Euch das Recht und auch die Pflicht.«
    »Ich brauche Zeit«, murmelte der Thronfolger unsicher.
    »Was Ihr Zeit nennt, heißt vor den Burgtoren Zaghaftigkeit«, brummte der Ratgeber wütend. »Ich weiß, dass Giselher von Kindesbeinen an erzogen wurde, die Bürde der Krone zu tragen. Aber das entbindet Euch nicht der Verantwortung, die sich nun ergeben hat.«
    Gunther sah in den Weinkelch, der fast leer auf der Lehne seines Thrones stand. Seit seiner Rückkehr war der Rebensaft seine beste Arznei gewesen, um den Schmerz des Leibes ebenso zu lindern wie den Schmerz des Geistes. Nun fegte er den Kelch zur Seite, der über den Steinboden klapperte. »Ich wollte niemals König sein.«
    »Und ich wollte nie mein Auge in der Schlacht lassen«, zischte Hagen und deutete auf das Lederstück über der ausgebrannten Höhle in seinem Gesicht. »Aber manchmal weisen uns die Götter Aufgaben zu, die wir schultern müssen. Ich habe Eurem Vater versprochen, an Eurer Seite zu stehen. An der Seite König Gunthers! «

    Die letzten beiden Worte schienen in dem fast leeren Thronsaal in der Luft hängen zu bleiben. Drohung und Versprechen.
    Gunther richtete sich auf, spannte den Rücken und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Du hast Recht, Hagen. Die Zeit des Selbstmitleids ist vorbei. Schicke Boten aus, bereite das Fest vor - am nächsten heiligen Sonntag bekommt Burgund seinen neuen König!«
    Hagen nickte ergeben und schlug die rechte Faust auf die Brust. »So wird es geschehen. Für Burgund.« Es kostete ihn Mühe, die hinterlistige

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