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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kann, und nichts, für das zu kämpfen sich lohnt. Außer das Herz einer Prinzessin.«
    »Mein Herz zählt nicht!«, schrie sie, und die schrillen Töne aus ihrem Mund wirkten seltsam unangebracht. »Und jetzt geh!«
    »Ich werde . . . «
    » Geh! «
    Zum ersten Mal empfand Siegfried Wut im Beisein Kriemhilds. Er sprang auf die Füße und rannte davon. Er wollte schreien, Bäume mit der Hand ausreißen, die Götter selbst zum Duell fordern!
    Die Gänge der Burg wurden zu grauen Schatten, als er sie durcheilte. Nur selten sah er das tanzende Licht von Fackeln wie gelbe Augen in der Dunkelheit. Drei Stufen auf den Treppen nahm er im Sprung, immer wieder die Fäuste gegen die Mauern schlagend, um sich der Wirklichkeit zu versichern. Bald schon tropfte Blut von den Fingern.
    Als er den Hof auf dem Weg zur Schmiede überquerte, schaute er nicht zum Balkon zurück. Er wollte Kriemhild nicht schmachtend dort stehen sehen, wollte ihr nicht sanft verzeihen, was sein Herz zu zerschmettern drohte.
    Er musste mit Regin sprechen! Er brauchte eine Stimme, die nicht von Pflicht und Respekt sprach, sondern den einfachen Dingen, die einem Mann das Leben ausmachten. Zum ersten Mal seit Wochen dachte Siegfried wieder daran, in Odins Wald zurückzukehren.
    Mit seiner Wut schien er heute Nacht nicht allein - schon von weitem hörte er einen heftigen Streit aus der Schmiede. Es waren die Stimmen zweier Männer - eine davon erkannte er als Regins Stimme.
    Siegfried fragte sich, ob es angebracht war, zuerst einmal zu lauschen, worum es ging. Doch es war nicht seine Art. Außerdem wurde der Unbekannte nun noch lauter, noch feindseliger. Es stand zu befürchten, dass der Streit bald in Handgreiflichkeiten ausartete, und da wollte Siegfried seinem Ziehvater beistehen.
    Er öffnete die einfache Holztür, als der hagere alte Mann Regin gerade mit der rechten Hand am Kragen packte. »Ein Leben in Lüge, das nennst du Frieden?«
    Regin, selber zu aufgebracht, um Siegfrieds Eintreten zu bemerken, bog mit seiner kräftigen Hand die Finger seines Widersachers auf. »Ich habe das Recht seines Blutes gegen sein Leben getauscht. Ja, ich nenne das Frieden! Und es war Lines Wille!«
    Nun erst bemerkten die Männer Siegfried, der erstaunt im Licht eines kleinen Feuers stand. Er hatte nicht eingegriffen, weil der alte Krieger kaum einen Gegner für den drahtigen Regin darstellte, zumal ihm der linke Arm fehlte.
    »Verzeiht«, stammelte Siegfried, »ich wollte euch nicht stören. Aber es klang, als würde Regin gleich zur Waffe greifen, und da wollte ich . . . «
    »Ist er das?«, fragte der mit Narben übersäte Fremde und kniff die Augen zusammen, um Siegfried von oben bis unten zu betrachten.
    »Siegfried, das ist Laurens«, sagte Regin statt einer Antwort. »Er ist . . . er war ein Freund deiner Mutter.«
    Damit hatte Siegfried nicht gerechnet, nicht rechnen können. Es war auch nichts, mit dem er sich im Moment zu beschäftigen gedachte, da Kriemhild ihn so brüsk zurückgewiesen hatte. Er wusste nicht, wie viel Respekt und Freude er Laurens entgegenzubringen hatte, daher nickte er nur. »Ein Freund meiner Mutter - das ist eine gute Nachricht. Ich weiß nur wenig über sie. Regin hat mir an langen Winterabenden von ihrem einfachen Leben erzählt.«

    Laurens sah Regin von der Seite an, als wolle er den Schmied erwürgen. »Von ihrem einfachen Leben?«
    Regin wirkte betroffen, fast ertappt. Siegfried kannte diese Unsicherheit bei seinem Ziehvater nicht. »Stimmt etwas nicht?«
    »Du wirst es ihm sagen«, knurrte Laurens. »Die Wahrheit muss ans Tageslicht.«
    »Es ist leicht für dich, von Wahrheit zu sprechen«, sagte Regin. »Deine Wahrheit war immer einfach - die Wahrheit des Kriegers auf der Suche nach dem Krieg.«
    »Dann werde ich tun, was du versäumt hast.« In der Stimme des alten Soldaten lag eine unverhohlene Drohung.
    Regin drehte sich zu seinem Ziehsohn. »Siegfried, lass uns eine Weile allein. Ich will dir nicht verschweigen, dass es dich betrifft, aber bitte überlasse mir die Handhabe.«
    Siegfried nickte verunsichert und verließ die Schmiede. Regin wartete noch einen Moment, bis er sicher war, dass der junge Mann nicht mehr in Hörweite war.
    »Wie kannst du es wagen, mich zu schelten?«, bellte er Laurens an. »Achtzehn friedliche und ruhige Jahre hat der Junge unter meinem Dach erlebt! Mit deiner Wahrheit wäre er schon, bevor die Manneshaare sprossen, in das Schwert eines dänischen Schergen gelaufen!«
    »Auf den Frieden im feigen

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