01 - Der Ring der Nibelungen
der flirrenden Hitze schien Siegfrieds Gestalt fast wie ein Dämon, der mit der Peitsche auf hilflose Seelen eindrosch. Sein Oberkörper war nackt, nur von Schweiß und Asche bedeckt. Die Muskeln seiner Arme spannten sich im Trommelschlag des Hammers, und seine Augen spiegelten die seltsam blauen Funken wider, die von der Klinge auf dem Amboss sprühten. Das Metall wollte sich dem Schmied schreiend widersetzen, doch Siegfried schmiedete das Eisen nicht - er unterwarf es.
Es war wie eine heilige Aufgabe, und Gernot fühlte sich wie ein Ketzer, sie zu stören. »Siegfried?«
Obwohl er unmittelbar hinter dem muskulösen Schmied stand, musste er den Namen noch zweimal wiederholen, bevor dieser innehielt.
Siegfried atmete schwer, als er sich umdrehte. Er kniff die Augen zusammen, als Schweiß brennend in seine Augen lief. Einige Funken verglühten auf seiner Haut, ohne dass es ihm etwas ausmachte. »Prinz Gernot. Was treibt Euch her?«
Es war dem Prinzen unverständlich, wie Siegfried auch nur auf die Frage kam. »Es ist der Lärm, Siegfried - gepaart mit einer Zeit, die weder früh noch spät zu nennen ist, weil sie gewöhnlich nur für Eulen und anderes Nachtgetier von Bedeutung sein dürfte. Du hast die halbe Burg um den Schlaf gebracht!«
Siegfried schien wie aus einem Traum zu erwachen, noch steif und ohne einen klaren Gedanken. »Oh.«
Gernot lächelte milde. »Was immer du schmiedest - es wird bis morgen warten müssen. Du weißt, dass die Krönung meines Bruders vorbereitet werden muss.«
Siegfried nickte entschieden und legte den Hammer beiseite. »Verzeiht mir - die Freude über eine frohe Botschaft hat mich die Welt vergessen lassen.«
»Welche frohe Botschaft?«, wollte Gernot wissen, der bereit war, die Begeisterung des Schmieds zu teilen.
Statt einer Antwort wickelte Siegfried sein Werkzeug in Leder ein und füllte etwas Glut in ein Kohlebecken.
»Was hast du vor?«, fragte Gernot verwirrt.
Siegfried packte sein Zeug unter die Arme und sah den Prinzen geradeheraus an. »Ich gehe in den Wald - weit genug fort, um niemanden zu stören.«
Die Antwort war so unglaublich, dass Gernot erst zu einer Erwiderung kam, als Siegfried schon fast aus der Tür war. »Du willst in den Wald - um zu schmieden? Es ist mitten in der Nacht! Und was . . . was ist, wenn deine Arbeit den Drachen weckt?«
Der junge Schmied lächelte milde, aber ohne den Anflug der Überheblichkeit. »Mein Prinz, das Geräusch meines Hammers wird Fafnir vor Angst in seine Höhle treiben. Er und ich - wir wissen, was bevorsteht.«
Es war der Moment, in dem sich Siegfried entschied, Gernot zu vertrauen. »Wärt Ihr bereit, Eurer Schwester etwas von mir auszurichten?«
Gernot verkniff sich die Bemerkung, dass Kriemhild am Schicksal des Schmieds ebenso interessiert schien, wie es umgekehrt der Fall war. »Ich habe wenig Erfahrung als Kurier, doch ich will mein Bestes tun.«
»Einen Helden und König braucht sie, so hat sie mir anvertraut«, erklärte Siegfried entschlossen. »Wenn die Götter es wollen, wird sie auf beides nicht mehr lange warten müssen.«
Es fiel Regin nicht schwer, seinen Ziehsohn im Morgengrauen zu finden, obwohl der frühe Nebel wie ein heller durchsichtiger Ozean über das Land waberte. Er ging einfach dem Geräusch nach.
Es hatte ihn weniger verwundert als die anderen Burgbewohner, dass Siegfried mit solchem Eifer den Hammer schwang. Die Ketten, die den Jungen banden, waren zerbrochen. Das Schicksal, das so lange auf ihn gewartet hatte, rief nun ungeduldig seinen Namen.
Er fand Siegfried an einem kleinen Bach, wo er auf einem Findling das Schwert seiner Vorväter zu schmieden versuchte. Ein heiliges Bild, wie der hehre junge Schmied im diffusen Licht des Morgens stand, den Hammer hoch erhoben
Er machte seine Arbeit gut - Nothungs Klinge war ohne sichtbare Naht, als wäre sie niemals zerbrochen gewesen.
»Nothung kann nicht gegen seinen Willen geschmiedet werden«, sagte Regin zur Begrüßung. »Gehe behutsam damit um, und wenn es dich als seinen Herrn erkennt, dann folge seinem Gesang, um es zu formen.«
Siegfried nickte dankbar und schlug auf die Stelle ein, an der er die beiden Teile wieder verbunden hatte. Neben dem lauten Knallen von Metall auf Metall war ein hoher Ton zu hören, wie die Saite eines Instruments.
»Halte den Ton«, befahl Regin.
Siegfried schlug erneut zu, bevor der Klang verebbte. Danach wieder. So gleichmäßig, dass der Ton beständig wurde und seine Farbe hielt. Zufrieden
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