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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mehr Lohn versprechen würde als nach der ruhmreichen Rückkehr, wenn das Versprechen schon Verpflichtung war.
    Siegfried hatte sich das wohl überlegt, als ihn, kaum dass er den Fuß über die Schwelle zum Hofe gesetzt hatte, zwei Wachen bei den Armen packten und zwei weitere ihre Speerspitzen auf sein Herz richteten. Das Werkzeug und Nothung fielen zu Boden. Regin nahm sie auf, von den Soldaten unbelästigt.
    »Was soll das?«, rief er empört.
    »Gunther wünscht den Schmied zu sprechen«, knurrte einer der Soldaten.
    »Nicht weniger ist mein Begehr!«, protestierte Siegfried. »Für zwei, die das Gleiche wollen, sollte kein blankes Eisen notwendig sein.«
    Regin hielt sich zurück. Es war besser, erst einmal abzuwarten, was den künftigen König zu diesem brüsken Vorgehen veranlasst hatte.
    Siegfried wurde zur großen Halle geführt. Männer wie Frauen des Hofstaats schauten verstohlen, als der junge Schmied wie ein gemeiner Dieb vorgeführt wurde. Er konnte nur hoffen, dass Kriemhild dieser Schmach nicht zusah.
    Die Soldaten schoben ihn in die Halle, blieben aber davor stehen, als das Portal sich schloss.
    Kaum hatten sich Siegfrieds Augen an das durch wenige Fenster erhellte Zwielicht gewöhnt, erkannte er, dass nur Hagen und Gunther anwesend waren. Die Augen des königlichen Ratgebers verrieten Hass in ungewohnter Offenheit, während der Mann, der ab morgen König sein sollte, eher aus Enttäuschung grimmig schien.
    »Ich hatte gehofft, du würdest Zerstreuung bringen angesichts der Leiden, die Burgund widerfahren«, begann Gunther. »Kriemhilds ungezogenes Gebaren, Fafnirs grausames Gericht - und nun sollst ausgerechnet du es sein, der dieses Reich in einen vernichtenden Krieg zieht?«
    Die Frage stach in Siegfrieds Kopf wie die geschliffene Klinge eines Dolches. Sich keiner Schuld bewusst, fehlten Siegfried die Worte. »Gunther, niemals würde ich . . .«
    »Nenne deinen Namen, Blender!«, schrie Hagen wütend, und seine zitternde Hand sehnte das Heft eines Schwerts herbei.
    Siegfried spürte eine dunkle Ahnung in sich aufsteigen. »So, wie ich ihn immer trug, so ist er auch heute noch -Siegfried!«
    Es war Gunther, der sich nun vorbeugte. »Siegfried - der Schmied aus Odins Wald?«
    Siegfried hatte gehofft, die freudige Neuigkeit zu einem wohl gewählten Zeitpunkt zu verkünden, doch jetzt kam eine Lüge nicht in Frage. »Siegfried, aufgewachsen als Schmied in Odins Wald, mit dem Blut der Xantener Könige in den Adern!« Es kam trotzig über seine Lippen, als würde die Wahrheit jede Anklage zerschmettern.
    Hagen drehte sich um und stapfte ein paar Schritte in das Dunkel des Saals, um die Grimasse aus Wut und Sorge nicht zu zeigen, die sein Gesicht verzerrte.
    Gunther rieb sich müde über die Augen. »Dann ist es also wahr - du bist Siegfried, Sohn von Siegmund und Sieglinde, rechtmäßiger Erbe von Xanten?«
    »Ich schwöre es bei Eurem Gott wie bei meinen Göttern«, sagte Siegfried.
    Hagen trat nun wieder an den Thron. »Lasst mich sein Leben nehmen, Gunther, und seinen Kopf in einem Weidenkorb zu Hjalmar tragen. Dann, nur dann mag sich das Schicksal noch wenden lassen!«
    Gunther winkte ab, aber die Sorge verdüsterte seinen Blick. »Siegfried, ist dir bewusst, dass du Burgund - das geschwächte, von Freunden nicht umgebene Burgund! -durch deine Anwesenheit zum begehrten Preis für Hjalmar von Dänemark gemacht hast? Es muss dir klar sein - wie kann es dir nicht klar sein?«
    Siegfried, dessen Gedanken niemals bis zu fremden Höfen gereicht hatten, seit Regin ihm den Ursprung seines Blutes verraten hatte, ging hastig auf die Knie, um seine Unterwerfung zu bezeugen. »Gunther, wenn Ihr es in Eurem Herzen findet, meinem Wort Glauben zu schenken, dann in diesem Augenblick - das Wissen um meine Herkunft hat noch keine zwei Sonnenaufgänge erlebt. Als ich an Euren Hof kam, war ich Siegfried der Schmied, nicht mehr.«
    »Selbst wenn wir es ihm glauben könnten«, murmelte Hagen seinem Herrscher ins Ohr, »so würde es die Lage nicht ändern. Auch wenn wir ihn des Reiches verweisen, wird Hjalmar uns der Komplizenschaft bezichtigen.«
    Gunther missfiel es, dass ihm die Hände gebunden waren. »Es scheint mir . . . unpassend, einen Schmied von gutem Herzen der Klinge zu opfern, um einen blutrünstigen Unhold zu besänftigen.«

    Siegfried erhob sich nun wieder. »Was wäre, wenn ich Euch einen Handel böte - einen Handel, dessen Ergebnis nur Euer Gewinn sein kann?«
    »Seine Taschen sind leer, Gunther«,

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