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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seinen Glanz wie goldenes Wasser.
    Es klirrte und knirschte unter Siegfrieds Füßen, als er vorsichtig die Reichtümer betrat, die vor ihm lagen. Seine Augen fanden keine Ruhe, und seine Hände wussten nicht, welche Stücke sie zuerst ergreifen sollten.
    Es war nicht Gier, die Siegfried das Herz übergehen ließ. Es war die Erkenntnis.
    Er war in den Wald gezogen, um für Kriemhild ein Held zu werden. Er hatte den Drachen bekämpft und besiegt, um am burgundischen Hof würdig zu sein. Doch Heldenmut machte nicht reich, kaufte nicht Heere, eroberte keine Königreiche zurück. Gold tat das.
    Er bemerkte, dass genau in der Mitte des Felsendoms eine Art Brunnen aus dem Boden ragte, ebenfalls von Gold umspült. Ein klares Rund in Kniehöhe, mit Wasser verlockend gefüllt. In der Mitte des Brunnens war wiederum ein steinernes Podest, auf dem zwei Gegenstände lagen.
    Siegfried ging näher, darauf bedacht, auf den goldenen Schmuckstücken nicht auszurutschen. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. War es ein geheimes Lager der Römer, das er entdeckt hatte, angelegt zu Zeiten, da die Südländer ohne viel Ballast fliehen mussten? War der Schatz von Stämmen hergetragen, die noch vor den Römern diese Wälder besiedelt hatten? War Fafnir gar nur der Wächter des Goldes gewesen?
    Angesichts der Reichtümer fühlte sich Siegfried schmutzig und unwert, also legte er Nothung auf den Brunnenrand und stieg in das kühlende Wasser. Es war die Erfrischung, auf die er gehofft hatte, und zu seiner Kraft gesellte sich nun auch wieder seine Lebensfreude. Er rieb das Drachenblut von den Armen und wusch es sich aus den Haaren. Als seine Hände vorsichtig über seine Waden strichen, überraschte ihn makellose Haut, die unter den Krusten schimmerte. Die unzähligen Schnitte, die Fafnirs Schuppen ihm beigebracht hatten, waren verheilt, ohne Narben oder Schorf. Das Blut des Untiers hatte offenbar heilende Kräfte. Siegfried erwog kurz, etwas davon in einen der goldenen Kelche zu füllen, um es Gunther zum Geschenk zu machen. Aber er verwarf den Gedanken wieder - nicht nur standen die Christen der alten Magie voller Argwohn gegenüber, es würde auch wahrlich genug zu schleppen geben nach Burgund.
    Er fühlte sich nun von allen Überresten des Drachenkampfes befreit, und eine raue Schuppe, die unter seinem linken Schulterblatt haftete, war das Letzte, was er in das nun trübe Wasser des Brunnens warf.
    Als er aufstand, fiel sein Blick auf die beiden goldenen Teile, die das Podest des Brunnens wie zufällig zu präsentieren schien. Auch inmitten all der Pracht wirkten sie einzigartig, von schlichter Schönheit und doch Ehrfurcht gebietend.
    Das eine war ein Helm, so fein geschmiedet, dass kreuzförmige Streben das papierdünne Gold tragen mussten. Das edle Metall war fast durchsichtig, und die Ränder zierten seltsame Zeichen, die nur aufgehaucht schienen. Zum Kampfe sicherlich zu filigran, war der Helm doch eine Zierde, die zu tragen Anmut und Respekt versprach.
    Das andere Stück war ein Ring, auch er einfach und ohne den Pomp adeliger Arroganz. Perfekt geformt, zwei sich umwindende Bänder, eines dunkel, das andere hell. Ihr Spiel mit dem Licht war so vollendet, dass sie sich im Glanz zu bewegen schienen.
    Siegfried, geblendet wie nicht mehr, seit er zum ersten Mal Kriemhild sah, streckte die feuchte Hand nach beidem aus.
    Nein  . . .  nein  . . .  nein!!!
    Die Stimmen kamen plötzlich wieder, klar und schneidend wie nie zuvor. Sie hallten von den Wänden, ließen das Gold zittern und kräuselten das Wasser des Brunnens.
    Nimm nicht, was nicht dein!
    Siegfried, bis zu den Schenkeln im Wasser, drehte sich um: »Wer seid ihr? Wie könnt ihr mir versagen, was ich mir erstritten habe?«
    Erstritten nur den Kopf des Drachen  . . . 
    »Und alles, was ich in seinem Besitz finde!«
    Nimm nicht, was nicht dein!

    Es ärgerte und verunsicherte Siegfried, so deutlich unter wachsamen Augen zu weilen, ohne selber seinen Gegner zu sehen. Er dachte daran, Nothung in die Hand zu nehmen, aber was hätte es ihm helfen sollen? »Ich bin Siegfried«, sagte er mit größtmöglichem Selbstverständnis in der Stimme.
     . . .  von Xanten  . . . 
    Es war nun nicht mehr daran zu zweifeln, dass die Kräfte, die hier am Werk waren, aus seinem Geiste lasen oder von großer Weisheit waren. »Das Gold ist verdient und wird mir helfen, mein Reich zurückzuerobern!«
     . . .  das Gold nimmt, was es gibt  . . . 
    »Was soll das bedeuten?«
    Nimm

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